Natcomps Insolvenzverfahren: Chance zur Restrukturierung

22.11.2001
Trotz laufenden Insolvenzverfahrens blickt Natcomp-Geschäftsführer Hendrik Hoffmann optimistisch in die Zukunft: Er will die aktuelle Situation zur Restrukturierung des Unternehmens nutzen. Ein neuer Partner sei ebenfalls in Sicht.

Für die meisten Unternehmen bedeutet ein Insolvenzverfahren das baldige Ende, bei Natcomp sieht die Sache anders aus. Das sagt jedenfalls Firmengründer und Geschäftsführer Hendrik Hoffmann. Nachdem das Unternehmen am 9. November einen Insolvenzantrag gestellt hat (siehe ComputerPartner-Online), werde man jetzt die damit verbundenen Sanierungsmöglichkeiten nutzen: "Unsere Zukunft liegt in der Bündelung unserer Kompetenz mit denen eines Partners."

Dass Natcomp noch eine Zukunft hat, daran lässt Hoffmann keinen Zweifel: "Wir können mit Sicherheit behaupten, dass wir in dieser Firma eines der besten Teams für Vertrieb, Marketing und Qualitätsmanagement haben und mit potenziellen Investoren in Verhandlungen stehen". Man sei mit drei möglichen Partnern aus der IT-Branche im Gespräch: "Sie würden sich jeweils hervorragend mit unseren Kompetenzen ergänzen."

Nach Hoffmanns Darstellung ist die Natcomp-Basis gesund. Man habe in den vergangenen zwei Jahren sehr viel aufgebaut und investiert. Hoffmann: "Wir haben uns eine starke Position im europäischen IT-Retailmarkt erkämpft." Die Auftragslage des Unternehmens sei "äußerst positiv". Dass es dennoch zu einem Insolvenzantrag kam, führt Hoffmann vor allem auf die äußeren Umstände zurück: "Maßgeblich war mit Sicherheit der nicht erfolgte Kapitalzufluss im Rahmen des Börsengangs, der durch die negative Entwicklung am Kapitalmarkt verwehrt wurde." Außerdem hätten schleppende Zahlungseingänge - "insbesondere verursacht durch unseren größten Kunden" - zu einem Liquiditätsengpass geführt. Jetzt gelte es nach vorn zu schauen: "Auch nach Stellung des Insolvenzantrages ist es für uns das Wichtigste, dass der Geschäftsbetrieb akkurat fortgeführt wird", so Hoffmann. Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter verhandle Natcomp derzeit mit wichtigen Geschäftspartnern und großen Lieferanten. "Bisher können wir mitteilen, dass uns alle wesentlichen Lieferanten die Treue halten und auch bereits erste Kundenaufträge unter der Regie des Insolvenzverwalters ausgeführt werden." Die Stimmung im Unternehmen sei gut: "Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Mitarbeiter fest zusammenhalten und motiviert weiterarbeiten." Bei Fortführung des Betriebes sind die Gehälter durch das Insolvenzgeld gesichert. "Natürlich verlässt der eine oder andere Mitarbeiter das Unternehmen, und wir werden auch nicht drum herumkommen, Arbeitsplätze abzubauen", sagt Hoffmann. "Wir stehen diesbezüglich ehrlich und klar im Dialog mit der Belegschaft."

www.natcomp.de

ComputerPartner-Meinung:

Wenn das einzige Problem des Unternehmens die Liquidität ist, man im Gegenzug volle Auftragsbücher und eine bekannte Marke zu bieten hat, dürfte sich auch ein Investor finden. Allerdings wird danach die Macht des Gründers schwinden: Wer die Kasse füllt, will meist auch den künftigen Kurs bestimmen. (mf)

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