Neubeginn nach Pleite: Acotec behält Rosinen und trennt sich von Schulden

20.03.1998

BERLIN: Nach ihrer kostspieligen Bruchlandung im Consumer-Markt mußte die Acotec GmbH im Februar Konkurs anmelden (siehe dazu auch ComputerPartner Nr. 3, Seite 20). Bereits zwei Wochen nach Eröffnung des Konkursverfahrens gibt es eine neue Firma Acotec, die jetzt auf konventionelle Vertriebsmethoden schwört und sich nicht mehr ausschließlich als ISDN-Anbieter versteht. Kunden und Lieferanten des Pleite-Vorgängerunternehmens brauchen sich aber keine Hoffnungen zu machen: Die Nachfolgefirma ist rechtlich nicht verpflichtet, Rechnungen oder Support zu übernehmen.Er sei stolz, verkündet Thomas Schröter, Geschäftsführer der alten und neuen Acotec GmbH: stolz auf sein Konzept der jetzt gegründeten "hardwareunabhängigen Softwarefirma" und stolz darauf, daß er 60 von vorher 100 Mitarbeitern in die neue Acotec übernehmen konnte. Und das alles bereits zwei Wochen nach Eröffnung des Konkursverfahrens, das sich voraussichtlich noch bis Herbst hinzieht .

Nicht mehr ganz so stolz reagiert Schröter dagegen auf die Frage nach dem Grund für das Versagen des alten Unternehmens: "Der Spagat zwischen High-end- und Consumer-Segment im ISDN-Bereich ist uns nicht geglückt. Der Versuch, direkt an den Endkunden zu verkaufen hat uns viel Geld gekostet und keins gebracht. Deshalb werden wir uns jetzt ausschließlich auf den Business-Markt konzentrieren und nur noch indirekt verkaufen", rechtfertigt Schröter sein jetziges Unternehmenskonzept, das jegliche Hardware ausklammert und sich wieder auf den konventionellen Vertriebsweg besinnt.

Konzentration auf das Business-Segment

Das Acotec-Management beschwört regelrecht seine neue Formel, daß Großkunden zwar direkt betreut werden, der Fachhandel aber ausschließlich über seine Distri-Partner versorgt würden. Das Unternehmen plant die Zusammenarbeit mit maximal zwei Distributoren, "wobei für uns die Qualität der Lieferanten zählt" (Schröter) - Wortmann steht als Partner schon fest. Ansonsten wird noch mit den Großhändlern der Vorgängerfirma verhandelt, wie zum Beispiel CHS, Macrotron und Riedlbauer.

Aber die neue Acotec hat nicht nur ihren Vertriebsweg korrigiert, sondern sich mit der Firmenneugründung auch von ihren sogenannten Altlasten - sprich: Schulden - verabschiedet. "Das neue Unternehmen ist finanziell nicht belastet. Wir haben zwar die Produktlizenzen vom Konkursverwalter übernommen, aber nicht die Schulden", betont Schröter - die Rosinen hat man damit behalten und sich von den Belastungen getrennt. Denn die hohen Schulden der Vorgängerfirma waren ein Hauptgrund für die Pleite des ISDN-Anbieters.

Erneuten Markteintritt finanziert Technologieholding

Zumindest finanzell herrscht also beim Berliner Unternehmen erstmal eitel Sonnenschein. Denn auch der derzeit größte Investor der neuen Acotec - die Münchner Technologieholding, die nach Angaben von Schröter Fonds in Höhe von 400 Millionen Mark für Unternehmensgründungen verwaltet - konnte das Management überzeugen, die Neugründung mitzugestalten.

"Die Technologieholding hält derzeit die Mehrheit der Acotec GmbH. Und sie stellte uns sechs Millionen Mark für einen erneuten Markteintritt zur Verfügung", teilt Schröter mit, der die konkreten Gesellschafteranteile aber nicht aufschlüsseln will. Der japanische Investor der alten Acotec scheint sich erstmal verabschiedet zu haben: "Die Gespräche mit Nippon Investment laufen zwar, aber momentan sind sie aufgrund der Turbulenzen im asiatischen Markt zu keinem Einstieg bereit", erklärt Schröter. Obwohl nur noch einer der vormals zwei Investoren mitspielt, läßt sich die neue Acotec nicht erschüttern. 1998 will man sechs Millionen Mark umsetzen, im nächsten Jahr sollen es dann schon elf Millionen sein. Und in "drei bis fünf Jahren planen wir unseren Gang an die Börse", meint Schröter optimistisch.

Die hohen Erwartungen des Acotec-Managements sollen mit einer "Produktbereinigung" - wie die offizielle Sprachregelung heißt - erfüllt werden. Das Unternehmen will sich künftig auf Microsoft-Betriebssysteme basierende Connectivity und multimediale Kommunikationsanwendungen konzentrieren und natürlich in das begehrte Internet- und Intranet-Geschäft einsteigen. Das heißt, die neue Acotec konzentriert sich nicht mehr ausschließlich auf ISDN-Produkte, sondern stützt sich zudem auf ADSL (Asymmetrical Digital Subscriber Line). ADSL, ein Hochgeschwindigkeits-Übertragungsverfahren, wird als eine der zukünftigen xDSL-Spielarten gehandelt.

Daß die Acotec GmbH ihren Namen beibehält, trotz Negativimage der Vorgängerfirma, sieht Geschäftsführer Schröter gelassen: "Der Name bleibt, weil wir unseren Kunden damit Kontinuität anzeigen wollen. Schwieriger ist es bei unseren Lieferaten, denen die alte Acotec noch Geld schuldet." (ch)

Thomas Schröter, Geschäftsführer der Acotec GmbH: "Der Spagat zwischen High-end- und Consumer-Markt im ISDN-Bereich ist uns nicht geglückt."

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