Neue Anforderungen durch Access-Router

23.03.2006
Sollte HPs Netzwerkabteilung "ProCurve" in diesem Jahr Access-Router vorstellen, die über dieselbe Domain administriert werden können wie die LAN-Switches, steht eine Debatte an: Wer managt den WAN-Zugang?

Von Wolfgang Leierseder

Hewlett-Packards Netzwerkabteilung hatte Anfang 2005 die WAN-Zugangsrouter der Serie 7000 auf den Markt gebracht. Mit ihnen will HP am Ethernet-Boom im WAN partizipieren, nachdem immer mehr Firmen über IP-Protokolle auf Layer-2-Ebene ihren WAN-Verkehr abwickeln, während traditionelle WAN-Protokolle wie T1/E1 und ADSL Anteile verlieren. Es erscheint nahe liegend, WAN- und LAN-Komponenten über eine Konsole zu administrieren und dabei einheitliche Regeln ("Policies") im Netz zu implementieren. Mark Thompson, bei Procurve verantwortlich für Vertrieb und Marketing, erklärt dazu: "Heute werden Access-Router separat gemanagt. Doch unsere Managementarchitektur ermöglicht es, alle Geräte in einer (Procurve-)Domain zu konsolidieren." Laut dem HP-Manager ist damit "eine konsistente Nutzerpolitik im LAN bis an die WAN-Grenze möglich". Diese beinhaltet unter anderem nutzerabhängige Ressourcenzuteilung und Datenpriorisierung (auf Layer-3- und -4-Ebene).

Nun kann man das aus Unternehmenssicht als gute Nachricht sehen. Doch "die neue Herausforderung besteht darin zu definieren, wie weit die Grenze des Service Providers reicht und wo die Unternehmensgrenze beginnt", sagt Thompson. Er weist darauf hin, dass in den vergangenen Jahren Carrier (siehe zum Beispiel die Angebote von T-Systems) eine Reihe von WAN-Management-Dienstleistungen an Unternehmenskunden verkauft haben und gleichzeitig IT-Administratoren bestimmen wollen, wer auf welche definierte Weise Zugang zum Firmennetz hat. Dies vor allem angesichts der Zunahme der Applikationen, die über das WAN an Außendienst- und mobile Mitarbeiter sowie verschiedene Büros verteilt werden.

Laut Thompson wird HP auch Carriern die 7000er-Serie anbieten. Wenceslao Lada, EMEA-Chef von "Procurve", erklärte: "Wir arbeiten mit Carriern zusammen. Diese testen unsere Komponenten seit sechs bis neun Monaten, und wir stehen kurz vor Vertragsabschlüssen." Allerdings setze die Netzwerkabteilung nicht allein auf Carrier, sondern wolle genauso über Wiederverkäufer Unternehmenskunden in Sachen Services für das WAN-Management, Sicherheit und VPNs ansprechen.

Welche Rolle dann der Carrier spielen wird, legte Thompson so dar: "Ein Unternehmen wird auf jeden Fall Service-Level-Agreements für Quality of Services (QoS) und Verfügbarkeit abschließen. Der Carrier kann dem Unternehmen weitere Dienste verkaufen, etwa, wie verschiedene Daten im WAN behandelt werden."

Dass eine unterschiedliche Behandlung von Daten gefragt ist, zeigen die Aufkäufe von WAN-Optimierungs- und WAN-Beschleuniger-Spezialisten durch Netzwerker im vergangenen Jahr. So kaufte HP Peribit und Redline, während Cisco Fineground, Swan Labs und NetScaler erwarb.

Die zugekauften Technologien werden schnell in die Komponenten integriert, wie Ciscos "Integrated Services Router" oder Junipers "Secure Services Gateway 500" zeigen. HP sei dabei, Ähnliches auf den Markt zu bringen, ließ Thompson zum Schluss wissen.

Zur Startseite