Neue Übernahmegelüste bei CA: Diesmal trifft es CSC

20.02.1998

ISLANDIA/NEW YORK: Nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen über eine Fusion von Computer Associates International Inc. (CA) und Computer Sciences Corp. (CSC) macht sich CA - nun gar nicht mehr zimperlich - an die Übernahme des Objekts der Begierde: Knapp neun Milliarden US-Dollar ist dem Softwareriesen das neue Standbein im Service- und Beratungsgeschäft wert.Akquisitions-Künstler Computer Associates, Entwickler und Anbieter unternehmenskritischer Softwarelösungen, ist vergangene Woche einmal mehr eine Überraschung gelungen: Für 8,56 Milliarden Dollar (rund 15,6 Milliarden Mark) hat der Softwaregigant die Übernahme des weit größeren und "artfremden" DV-Dienstleitungsunternehmens Computer Sciences angeboten. Die verhaltene Reaktion des "Umworbenen" auf die Offerte (108 Dollar pro CSC-Aktie), die um etwa 17 Prozent über der letzten CSC-Notierung liegt, wurde von der Börse vielfach als Spekulation auf eine Erhöhung des Gebots interpretiert. Ob diese Rechnung jedoch aufgeht, bleibt abzuwarten: Inzwischen hat CA angedroht, bei länger anhaltender Lethargie von CSC ihr Angebot herunterzuschrauben.

Mammutunternehmen in Spe

Sollte die Übernahme gelingen, würde das die Geburt eines Unternehmens mit über 50.000 Mitarbeitern bei einem Jahresumsatz von rund 11 Milliarden Dollar bedeuten. Nach Microsoft und Oracle handelt es sich bei CA um das drittgrößte Softwareunternehmen mit einem Angebot von rund 500 Produkten, die zum Teil im Zuge der mehr als 60 Akquisitionen in den letzten Jahren übernommen wurden. Mit über 10.000 Mitarbeitern in 40 Ländern erzielte CA im Geschäftsjahr 1997 gut vier Milliarden Dollar Umsatz.

Übernahmekandidat CSC, auf den in den vergangenen Jahren auch Unternehmen wie AT&T sowie IBM schon ein Auge geworfen haben, bietet seinen Kunden aus den Branchen Industrie, Handel, öffentliche und private Dienstleister sowie Banken und Versicherungen Beratung und Unterstützung im DV-Bereich sowie Outsourcing. In den letzen vier Quartalen erwirtschaftete CSC mit etwa 44.000 Mitarbeitern in weltweit 110 Ländern einen Umsatz von 6,3 Milliarden Dollar.

Akquisition belastet bestehende Beziehungen

In Sachen Übernahmen ist auch CSC kein ganz unbeschriebenes Blatt: Anfang 1995 schluckte der DV-Dienstleister mehrheitlich das deutsche Beratungshaus Ploenzke AG, um sich dann 1996 das auf Banken und Versicherungen spezialisierte Service-Unternehmen Continuum zu angeln.

Mit der Einverleibung von CSC will sich CA zum einen ein Standbein im Service- und Beratungsgeschäft schaffen, zum anderen zielt das Software-Unternehmen nach eigenen Angaben auf einen weiteren Absatzkanal für seine Softwareprodukte. Laut Analysten soll CAs Aufkaufversuch einen Hauptakteur in den Bereichen Systemintegration, Outsourcing und Management schaffen, der es mit IBM und anderen Unternehmen aufnehmen könnte. "Der Schlüssel für zukünftiges Wachstum liegt im Lösungs-Geschäft", erklärt CAs Chairman und CEO Charles Wang den Schritt. "Wir wollen der führende Anbieter von End-to-End-Lösungen sein." Laut Wang gab es für das Unternehmen drei Möglichkeiten, das Servicegeschäft aufzubauen: Die Entwicklung eigener Dienstleistungen, der Aufkauf vieler kleiner Dienstleister oder aber die Fusion mit einem größeren Kandidaten. "Wir haben uns für letzteres entschieden," verkündete Wang.

Als problematisch könnte sich die Vermählung der beiden Firmen für CAs bestehende Beziehungen zu Dritt-Dienstleistern herausstellen, die CAs Systemmanagement-Software und Flaggschiff TNG Unicenter wiederverkaufen und in Zusammenarbeit mit CA Unterstützung für die Produktinstallation bieten, aber mit CSC konkurrieren. "CA wickelt das Projektgeschäft bislang über starke Partner wie Digital ab. Wenn sich CA mit dem Kauf von CSC jedoch Konkurrenz im eigenen Lager schafft, könnte sich der Schritt als Eigentor herausstellen", gibt eine IDC-Analystin zu bedenken. Grund zum Mißtrauen haben die Mitarbeiter von Computer Sciences: War doch CA bisher bekanntlich nicht allzu zimperlich, wenn es um das Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen "verschluckter" Firmen ging. In einem offenen Brief an die Mitarbeiter von CSC beteuert Computer Associates deshalb mit Nachdruck, man wolle alle Mitarbeiter behalten und verlasse sich auf die Leitung der Service-Organisation durch das CSC-Management. Inzwischen hat Computer Sciences eine Klage von seiten eines CSC-Aktionärs am Hals, nach der CSCs Interessen in Konflikt zu den Interessen der CSC-Aktionäre stünden. (taf)

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