Neuer Optimismus im Westen

15.04.1999

MÜNCHEN: "Eurosklerose", "Modernisierungsverlierer", "Abwärts-spirale", noch sind diese auf die westliche Welt, speziell auch auf Deutschland gemünzten Negativschlagwörter nicht verhallt. Und noch liegt uns das Loblied von Politikern und Wirtschaftlern über die "Dynamik des Ostens" im Ohr. Doch dieser Mythos ist verblaßt.Das einst so vielgepriesene Japan scheint, von der Asienkrise geschüttelt, aus der Rezession genauso wenig herauszufinden wie die in ihrem Sprung weit zurückgeworfenen Tigerstaaten.

Die Zukunft gehört den wissensbasierten Industrien

In den Ländern des Westens macht sich indes ein neuer Optimismus breit. Diesen schöpfen sie nicht zuletzt aus dem Wiedererstarken der vor wenigen Jahren noch so tief gesunkenen amerikanischen Wirtschaft.

Tatsächlich gilt Amerika bei allen fünf Schlüsseltechnologien der Zukunft als führend: Ob in puncto Telekommunikation, Mikroelektronik, Software, Biotechnologie oder Multimedia hat Amerika aus Expertensicht das größte Potential in den wissensbasierten Industrien. Zu diesem Schluß kommt eine Studie der Handelshochschule Leipzig, die 260 Spitzenmanager in 34 Ländern befragte. Fazit: "Die neue Welt wird die alte Welt sein." Denn Japan rangiert bei den Experten in puncto Wettbewerbsfähigkeit eher im Mittelfeld. Aufstrebenden großen Ländern wie China, Rußland und Indien geben sie kaum eine Chance, beim Wettlauf um die neuen Märkte mitzuhalten.

Amerika stellt heute schon neun der zehn größten Softwareunternehmen. Der einzige außeramerikanische Hersteller in diesem Kreis ist die deutsche SAP. Aber auch sonst steht Europa der Studie zufolge keineswegs schlecht da. In der Telekommunikation können die Europäer den Amerikanern fast das Wasser reichen.

Weg vom Negativimage der Elitebildung

Vor allem Deutschland ist "besser, als viele glauben". Es gelte aber noch, einige Vorarbeiten zu leisten, wie Dieter Pommerening als einer der Autoren der Studie mahnt. Insbesondere dem "bürokratischen Overkill" müsse ein Ende bereitet werden. Außerdem empfiehlt die Studie, die Eliteausbildung voranzutreiben. Denn gerade den Spitzenkräften aus den führenden Universitäten verdanke Amerika seine heutige Führungsrolle. (kh)

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