Neues vom Büchermarkt

25.02.1999

Ein Roman über Projektmanagement - ob das geht? Oder ist es nur wieder einer dieser Ratgeber, mit denen Verlage viel Geld scheffeln, indem sie Allerweltswahrheiten als Neuigkeiten teuer feilbieten? Um die erste Frage zu beantworten: Es geht gut. Der Autor, Tom DeMarco, schafft es zumindest in der ersten Hälfte des Romans "Der Termin", den Leser auf unterhaltsame und leichtfüßige Weise in die Prinzipien des Projektmanagements einzuführen. DeMarco hat bereits drei andere Bücher über Software-Projekte geschrieben und ist für seine Beiträge auf dem Gebiet der Informatik ausgezeichnet worden."Der Termin" ist als Ratgeber für Teamleiter von Software-Projekten gedacht. Webster Tompkins, der Protagonist, wird von einer Geheimagentin nach "Morovien" entführt. Dort nimmt er den Auftrag an, in relativ kurzer Zeit Software zu entwickeln, die den erfolgreichen Produkten eines Software-Giganten Konkurrenz machen sollen. Die Zielvorgaben sind zwar hart, doch die Arbeitsbedingungen traumhaft: Er hat jede Menge Entwickler an der Hand und bekommt anfangs alle Ressourcen, die er braucht. Unter idealen Voraussetzungen beginnt er, ein Projektmanagement-Labor einzurichten, um selbst viel über sein Vorhaben zu lernen. Was er lernt, lernt die Leserin auch. Am Ende jedes Kapitels trägt Tompkins nämlich seine gesammelten Weisheiten in ein Tagebuch ein. Der Inhalt der Kapitel kann dadurch später relativ leicht rekapituliert werden. Soviel zum didaktischen Teil.

Die zweite Hälfte des Buches wirkt etwas ermüdend, weil die Handlung nicht mehr durch eine abwechslungsreiche Geschichte vorangetrieben wird. Statt dessen trifft Tompinks pro Kapitel immer genau die Experten, die ihm bei seinem akuten Problem weiterhelfen. Dafür sorgt die Agentin. Dieses Prinzip läuft sich aber schnell tot und wird dadurch etwas langweilig. Gegenspieler gibt es - wie in jeder guten Geschichte - natürlich auch. Zum Beispiel der "sinistre Minister Belok", der Tompkins unhaltbare Zeitvorschriften macht und ihm ursprünglich nicht vorgesehene Aufgaben aufzwingt. Der Held besteht aber dennoch alle Prüfungen und heiratet zum Schluß die exotisch-attraktive Agentin: Alles wird gut! Der Vorteil des Buchs: DeMarco bindet die Lernziele in eine Geschichte ein, dadurch wird der Stoff nicht trocken vermittelt. Um mehr über Projektmanagement zu lernen, ist der Roman mindestens so gut geeignet wie eine wissenschaftliche Abhandlung zum gleichen Thema. (is)

Tom DeMarco, "Der Termin", 1998 erschienen im Carl Hansa Verlag München, Preis 39,80 Mark.

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