Diese Woche kommt es knüppeldick für Microsoft: Erst die Vorwürfe der Zeitschrift Vanity Fair, die Windows-Macher seien wegen ihrer strikten Bürokratie "uncool" geworden, und jetzt lässt Ex-Apple-Manager Jean-Louis Gassee kein gutes Haar an den Konzernlenkern Kallasvou und Elop. Darüber hinaus legt er den Finger in die schwelende Wunde, die die schwächelnden Marktanteile von Windows Phone verursacht haben. Seiner Meinung nach hätte Nokia auf Android setzen sollen.
In einem Interview sagte der Manager, der in der Vergangenheit auch für HP tätig war, dass er bereits vor zwei Jahren Nokia den Tipp gegeben habe, sich schrittweise von Symbian zu distanzieren und zu Android als Haupt-Betriebssystem zu wechseln. Außerdem habe er die Entlassung des damaligen Konzernchefs Olli-Pekka Kallasvuo vorgeschlagen, der immer noch nicht die Bedrohung gesehen habe, die für die eigene Strategie durch iOS und Android bestand. Damals habe der Vorstand allerdings trotz der Zweifel an Kallasvou Sorge gehabt, Nokia könne durch den Wechsel auf das Google-Betriebssystem seine Eigenständigkeit verlieren.
Gassee sieht das anders. "Ich sagte ihnen, alles stehen und liegen zu lassen und zu Android zu wechseln. Macht es insgeheim und lasst den Gerüchten freien Raum ... Ich hätte Nokias Design-Strahlkraft benutzt, um sehr schicke Smartphones zu bauen. Ich hätte den OVI-Store in Android integriert und die Leute hätten gesagt, dass Nokia auf die Gewinnerseite gewechselt ist", entgegnet der Ex-Manager. Einfach wäre es aber auch mit Android nicht geworden, gibt Gassee zu. "Es wäre ein harter Kampf mit Samsung geworden, denn Samsung macht keine Gefangenen. Die putzen sich morgens nicht die Zähne, sie feilen sie scharf."