Nun hat es auch Toshiba kalt erwischt

15.02.2001
Toshiba reiht sich in die Liste anderer großer Computerhersteller ein, die mit einer Gewinnwarnung an die Öffentlichkeit treten.

PC-Marktschwäche und fallende Chip-Preise haben den japanischen Elektronikriesen Toshiba in die Krise gestürzt. Die Folge ist eine saftige Gewinnwarnung. So wurde die Nettogewinnerwartung für das am 31. März 2001 endende Geschäftsjahr um nahezu 30 Prozent auf 96 Milliarden Yen (umgerechnet 1,745 Milliarden Mark) nach unten revidiert, nachdem man gerade erst im Oktober stolz verkündet hatte, dass man in den ersten sechs Monaten erstmals seit drei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben habe. Der nichtkonsolidierte Gewinn (ohne Tochterunternehmen und Beteiligungen) hinkt mit 33 Milliarden Yen sogar um 54,8 Prozent hinter den ursprünglichen Erwartungen hinterher. Der konsolidierte Umsatz wird nach den neuesten Zahlen mit 5,98 Billionen Yen um 3,8 Prozent unter Forecast liegen. "Unsere Geschäfte sind im Dezember drastisch abgesackt", räumt Toshiba-Vize Kiyoaki Shimagami ein.

Als Gründe für den Umsatz- und Gewinneinbruch benennt er unter anderem den schwächelnden US-Markt, eine geringere Nachfrage nach bestimmten Schlüsselprodukten und den sich weiter fortsetzenden Preisverfall, so etwa bei DRAMs. Viel schwerer wiegt jedoch, dass der Elektronikriese auch bei Digitalprodukten und Handys hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt.

Auch die Mobilen kriseln

Das Notebook-Geschäft scheint auch nicht mehr so gut zu laufen. Denn den jüngsten Zahlen von Marktforscher Dataquest zufolge ist Toshiba bei den Mobilen im vierten Quartal 2000 vom ersten auf den dritten Platz nach IBM und Direktanbieter Dell abgerutscht. Ganz kampflos will sich Toshiba aber nicht den Spitzenplatz nehmen lassen. Starke Hoffnungen setzt das Unternehmen laut Marketing-Manager Thomas Kissel-Müller auf Innovation im Produktbereich, so zum Beispiel auf Notebooks mit Wireless LAN und integrierter Bluetooth-Anbindung (siehe ComputerPartner 05/01, Seite 17). Dass das Unternehmen in den USA schon seit einem Jahr auch als Direktanbieter auftritt, hat Toshiba offenbar kein Glück gebracht. Ein Grund für die Niederlage gegen Dell ist der, dass es dem Konkurrenten gelungen ist, die Kosten für die Notebook-Produktion beträchtlich zu senken.

Einsparmaßnahmen

Jetzt startet das Unternehmen, wie so viele andere Hersteller auch, Maßnahmen zur Kosteneinsparung. So müssen im amerikanischen Werk 500 Mitarbeiter gehen, weil die Notebooks und Desktop-PCs in Zukunft auf den Philippinen und in Japan produziert werden. Naheliegende Vermutungen, die Entlassungen seien eine Reaktion auf die Flaute im PC-Markt vor allem im vierten Quartal, räumt das Unternehmen aber aus. Die Maßnahme sei nun bereits seit 18 Monaten geplant, auch ein brillantes viertes Quartal hätte diesen Schritt nicht verhindert, so Joe Formichelli, Vice-President der Toshiba Computer Systems Group.

www.dell.com

www.toshiba.com

www.dataquest.com

ComputerPartner-Meinung:

Notebooks würden den PC-Karren schon wieder aus dem Dreck ziehen, predigen die Marktforscher seit über einem Jahr, und daran klammern sich viele Hersteller. Dass nun auch starke Unternehmen wie Toshiba Einbußen bei den Mobilen hinnehmen müssen, legt umso mehr offen, dass mit Hardware kaum noch eine müde Mark zu verdienen ist. Die Hersteller, die wie der japanische Elektronikriese stark vom IT-Hardware-Geschäft abhängen, müssen sich etwas Neues einfallen lassen. Denn auch die ausgeklügeltsten Einsparmaßnahmen stoßen irgendwann an ihre Grenzen. Selbst Sparkünstler Dell kann davon ein Lied singen. (kh)

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