O2: Vom Handel gab es wertvolle Praxistipps

19.12.2002
Seit dem 1. November 2002 sind die Netzbetreiber verpflichtet, wechselwilligen Kunden die alte Rufnummer zum neuen Anbieter mitzugeben. Erste Erfahrungen, wie die MNP in der Praxis aussieht, gibt es bereits.

Eigentlich sollte die so genannte Rufnummernübertragung (MNP - Mobile Number Portability) schon im Januar 2002 starten. Damals allerdings erwirkten große Netzbetreiber wie D1 noch einen letzten Aufschub bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Vor allem die Übernahme der Mailbox bereitete den Anbietern anscheinend Kopfzerbrechen.

Seit Anfang November nun ist die MNP-Maschinerie angelaufen - bislang allerdings eher gemächlich. "Das Interesse seitens der Kunden ist relativ hoch", sagt Bernd Suckfüll, MNP-Beauftragter beim Netzbetreiber O2. Wirklich in Anspruch genommen habe den Service aber erst eine Kundenanzahl im dreistelligen Bereich - bei allen Netzbetreibern werde die Zahl wohl vierstellig sein. "Die Kommunikation läuft ja erst an. Das ist wie ein großes Schiff. Das braucht erst einige Zeit bis es in Fahrt ist", erklärt Suckfüll und fügt hinzu: "Außerdem kommt die MNP ja auch immer nur dann zum Zug, wenn der Vertrag eines Kunden ausgelaufen ist."

Während die großen Mobilfunkanbieter auf die MNP gut und gerne verzichtet hätten, versprechen sich gerade die kleineren wie E-Plus und O2 viel davon. Laut O2 sind derzeit generell etwa 20 Prozent aller Mobilfunkkunden bereit zu wechseln. "Bereits heute verdanken wir unser hohes Wachstum auch Kunden, die von anderen Netzbetreibern zu uns kommen. Die Rufnummernportabilität wird diesen Trend noch verstärken", glaubt Erwin Schmietow, Geschäftsführer Sales und Marketing bei O2. Die Tatsache, dass ein Wechsel bislang auch mit einer Nummer einherging, schien vor allem Geschäftskunden davon abzuhalten, zu einem neuen Anbieter zu wechseln.

Beim Projekt Rufnummernübertragung arbeiten alle Anbieter zusammen. Über ein geschlossenes Mailsystem (X.400) und eine zentrale Datenbank werden die Aufträge innerhalb von wenigen Werktagen bearbeitet. O2 allein hat in die Infrastruktur einen "ordentlich zweistelligen Millionenbetrag" investiert. Die gesamten Investitionen liegen laut Branchenkennern im dreistelligen Millionenbereich. Mittlerweile laufe die Zusammenarbeit ganz gut, auch "wenn es an der einen oder anderen Stelle ein wenig geholpert hat". Suckfüll ist sich sicher, dass die MNP in Deutschland reibungsloser abgewickelt wird als beispielsweise in Großbritannien. Dort habe man auf die manuelle Variante gesetzt, während Deutschland sich für die teurere vollautomatische Lösung entschieden habe. "In England läuft es katastrophal. Da kommt es oft zu ärgerlichen Verzögerungen", so Suckfüll.

Wie jede Veränderung bedeutet der Wegfall der Rufnummernhürde aber zunächst einmal Mehraufwand. Und das nicht nur für die Netzbetreiber, sondern auch für den Handel, beispielsweise in Form von zusätzlichen Formularen. Bei den O2-Händlern sei die Resonanz grundsätzlich positiv gewesen. Der Netzbetreiber hat seine rund 8.000 Point of Sales mit MNP-Fibeln, Checklisten, Flyern und Starterpaketen ausgestattet. Auch Schulungen hatte O2 geplant. Hier allerdings habe sich gezeigt, dass kein großes Interesse an eigenen Schulungen zum Thema besteht."Wir haben MNP dann kurzerhand zum Bestandteil anderer Schulungen gemacht, zum Beispiel bei MMS- oder XDA-Trainings", soSuckfüll. Während der Seminare habe es gerade vom Fachhandel einige wertvolle Anstöße gegeben. Eine daraus resultierende Maßnahme ist ein kostenloser SMS-Service. Aufgrund der MNP wird in Zukunft nicht mehr zu erkennen sein, zu welchem Netzbetreiber eine Telefonnummer gehört. Dies, so der O2-Manager, sei ein Thema gewesen, das den Fachhandel schwer beschäftigt habe. Auf Vorschlag der Seminarteilnehmer bietet O2 nun einen Service an, mit dem die Kunden klären können, welcher Anruf netzintern erfolgt.

ComputerPartner-Meinung:

Als die MNP vor etwa einem Jahr zum Thema wurde, waren die Erwartungen einiger Marktteilnehmer euphorisch. Es hieß, ein Wechsel im großen Stil würde auf die Anbieter zukommen. Mittlerweile werden leisere Töne angeschlagen. Den angekündigten Run hat es nicht gegeben. Was für ein Glück für die Netzbetreiber, könnte man sagen. Denn so haben sie Zeit, die Abläufe in Ruhe zu optimieren. Das kommt letztendlich nicht nur den Kunden, sondern auch dem Handel zugute. (gn)

Facts & Figures O2:

O2: Break-even beim Ebitda

Netzanbieter O2 gehört mit insgesamt rund 4,3 Millionen Kunden in Deutschland eher zu den kleinen Mobilfunkanbietern. Erst im Jahr 1998 ist der Betreiber mit seinem Netz an den Start gegangen. In den beiden ersten Quartalen des laufenden Geschäftsjahres hat die mmo2-Tochter erstmals ein positives Ebitda von 1,7 Millionen Euro erreicht und trotzt damit allen Unkenrufen, zu den Wackelkandidaten der Branche zu gehören. Der Umsatz konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 764,3 Millionen Euro erhöht werden.

Über 50 Prozent der O2-Kunden haben Laufzeitverträge (Postpaid). Renner in der Produktpalette ist nach wie vor Genion, eine Kombination aus Festnetz und Mobil. Fast alle neuen Postpaid-Kunden sind mit diesem Produkt eingestiegen. O2 konzentriert sich mehr und mehr auf Geschäftslösungen. Blackberry und XDA sind zwei Lösungen, mit denen der Anbieter bereits ein halbes Jahr vor dem Hauptkonkurrenten D1 auf dem Markt war. (gn)

www.o2online.de

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