Oh, Du fröhliche... Garantie-verlängerung

22.11.2001

Weihnachten steht vor der Tür - auch in diesem Jahr wieder völlig überraschend. Ähnlich überraschend kommt auch für so manchen in der IT-Branche die von der EU verordnete verlängerte Gewährleistungsfrist. Kurz zur Erinnerung: Am 1. Januar, wenn es der deutsche Gesetzgeber dann auf die Reihe bekommt, wird sie von sechs Monaten auf zwei Jahre in Deutschland hochgesetzt (siehe dazu auch unseren Artikel auf Seite 12). Zwar ist das bereits seit drei Jahren ein immer wiederkehrendes Thema, dennoch trifft jetzt im November manchen Hersteller der Schlag. Mitten im Weihnachtsgeschäft stehen plötzlich Händler und Endkunden auf der Matte und erwarten Vorschläge - oder noch schlimmer - Entscheidungen in puncto Garantieverlängerung.

Und der arme Hersteller ist völlig unvorbereitet. Also beschäftigt man sich vorerst mal mit wichtigen internen Meetings, während verärgerte Konsumenten ihrem Händler aufs Dach steigen und bereits jetzt auf ihre zwei Jahre Garantie pochen. Dass diese Diskussion im vierten Quartal im Einzelhandel auf den Tisch kommt, kann gerade im Hightechverliebten Deutschland, wo Endkunden ihre Verbraucherrechte bereits mit der Muttermilch aufnehmen, niemanden wirklich überraschen.

Die meisten Wiederverkäufer an der Consumer-Front verstehen daher in diesem Punkt auch keinen Spaß mehr: Sie fordern seit dem 1. November - also pünktlich zum Weihnachtsgeschäft - von ihren Herstellern zwei Jahre Garantie. Und sie haben Recht. Jetzt noch Geräte mit nur sechs Monaten Garantie an die wenigen planlosen Kunden zu verkaufen ist Wahnsinn. Denn schlussendlich hat der Händler einen wutschnaubenden Verbraucher am Hals, wenn das Gerät nach einem Jahr defekt ist. Der Wiederverkauf ist zwar streng juristisch auf der sicheren Seite, aber der Kunde wird sich dennoch über den Tisch gezogen fühlen. Das heißt, er kauft in Zukunft beim Wettbewerb.

Trotz der Brisanz - wie bereits eingangs erwähnt, startete ja auch das diesjährige Weihnachtsgeschäft wieder überraschend, irgendwann im November - haben viele Hersteller diesen wichtigen Zeitpunkt verschlafen. Sie verlängern ihre Gewährleistung gesetzestreu, wie es Brüssel verlangt, pünktlich am 1. Januar und hoffen, dass es keiner merkt. Statt dem ach so umworbenen und vielgepriesenen Umsatzträger Handel bereits acht Wochen vorher unter die Arme zu greifen, hält man dann doch lieber an den vorgeschriebenen Fristen fest. Kommt einen in schlechten Zeiten, in denen das Kostenbewusstsein bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist, ja auch billiger.

Zur Rechtfertigung der Hersteller sei aber gesagt: Alle versichern einstimmig, dass sie die ihnen durch die verlängerte Gewährleistung entstehenden Kosten nicht auf die Preise aufschlagen wollen: Sie sollen alleine den Profit der Hersteller belasten. Was sich dann eigentlich positiv auf die Produktqualität auswirken müsste - siehe Kostenbewusstsein - und allen zugute käme.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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