Olivetti Computers Worldwide

26.11.1998

HALLBERGMOOS: Das selbstgesteckte Ziel, noch in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben, wird Olivetti Computers Worldwide (OCW) wohl nicht mehr erreichen. Vielmehr läuft das Jahresergebnis auf einen haarscharfen Break-Even hinaus.Wir sind noch nicht ganz soweit", bestätigte Hermann Anzenberger, General Manager Central Europe, jetzt im Gespräch mit ComputerPartner. Keine Gewinne, aber endlich auch keine Verluste mehr bei Olivetti Computers Worldwide. Man werde aber die Umsatzzahlen des letzten Jahres auch nicht ganz erreichen können. Diese lagen 1997 europaweit bei etwa 1,4 Milliarden Mark, zehn bis zwölf Prozent davon wurden in Deutschland verbucht.

Verzicht auf Consumerprodukte

Anzenberger führt den Umsatzrückgang auf die Trennung von einigen Produktbereichen zurück: In Deutschland wurden die Einsteiger-Notebooks im gewerblichen Bereich aus dem Programm genommen, die machten Mitte letzten Jahres immerhin 15 Prozent des hiesigen Umsatzes aus. In Frankreich, Italien und England verzichtet man künftig auf die Consumerprodukte. Anzenberger: "Das war - vom Umsatz her gesehen - ein großer Anteil am Geschäft, aber auch ein negativer Beitrag."

Der Manager ist mit der Unternehmensentwicklung seit der Übernahme durch Piedmont International S.A. im Mai vergangenen Jahres und der Trennung von der italienischen Olivetti-Gruppe dennoch "sehr zufrieden". Man habe gerade in den letzten zwei, drei Monaten "extreme Fortschritte" gemacht, der Deckungsbeitrag sei in diesem Zeitraum erheblich gestiegen.

"Haarsträubende finanzielle Altlasten"

Seiner Meinung nach habe es OCW beim Start-Up jedoch nicht gerade leicht gehabt: Die endgültige Trennung von der Olivetti-Gruppe habe sich bis Ende des vergangenen Jahres hingezogen. Hinzu kamen finanzielle Altlasten: "Haarsträubend, was da alles hochpoppt", erinnert sich Anzenberger. Doch dieses Kapitel ist nun endgültig abgeschlossen, OCW befindet sich auf dem Weg der Besserung, auch wenn man auf hilfreiche Investitionen der Holding noch nicht verzichten mag. Gleichzeitig macht auch die Rekapitalisierung Fortschritte: Die Anteile des wichtigsten Investors, der Centenary Corporation, betragen nunmehr 75,6 Prozent (zuvor rund 78 Prozent), die des Managements sind von knapp vier auf 7,95 Prozent gestiegen. Die restlichen Anteile hält Olivetti Internat. S.A.

Strategisch setzt OCW im kommenden Jahr vor allem auf Kundennähe und den Server-Markt. Im vergangenen Jahr hätte man noch 15 bis 20 Stück pro Woche verkauft, heuer waren es doppelt soviele, und auch 1999 will man den Absatz verdoppeln. Das Hauptgeschäft machte Olivetti Computers Worldwide 1997 mit Notebooks (75 Prozent), gefolgt von Desktops (15 Prozent) und PC-Servern (5 bis 10 Prozent). 1998 wird der Anteil der Notebooks bei 50 bis 55, der Desktops bei 30 bis 35 und der Server bei 10 bis 15 Prozent liegen.

Das Hauptziel für Anzenberger und seine 30köpfige Crew in Deutschland lautet aber, vor allem "die Organisation näher an den Kunden bringen". Im Gegensatz zu vielen anderen PC-Herstellern propagiert OCW nach wie vor die 100prozentig indirekte Verkaufsstrategie. Im Bereich Distribution bleibt alles beim alten - nur Peacock soll in Zukunft auch Server vertreiben. Die 4.500 kaufenden Partner (1997: knapp 3.500) sollen bestmöglich betreut werden. Dieses Vorhaben, was Marketingunterstützung, intensive Beratung und persönliche Betreuung beinhaltet, ist unter dem Namen "Pro!"-Partnerprogramm zusammengefaßt worden. Anzenberger: "Wir wollen von unseren Partnern sowohl positive wie auch negative Signale. Dann wissen wir, wo wir ansetzen können." (mf)

General Manager Hermann Anzenberger ist mit der Entwicklung von Olivetti Computers Worldwide "sehr zufrieden".

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