Olivetti PC poliert auf: Einige Image-Kratzer sind noch auszumerzen

07.11.1997
HALLBERGMOOS BEI MÜNCHEN: Die Olivetti-Crew kann wieder tief durchatmen. Die Rekapitalisierung ist unter Dach und Fach, die Umzugskartons sind ausgepackt und schon plant CEO Berhard Auer wieder den Eintritt in neue Märkte. Doch zuerst einmal müssen noch einige Altlasten beseitigt werden, die ständigen Erschütterungen der letzten Monate sind nicht spurlos an Kunden und Vertriebspartnern vorbeigegangen.Die Olivetti-Mannschaft hat in ihrer neuen Unterkunft eine ganze Menge Platz. Die gerade einmal 32-Leute-Crew residiert im ABC Airport Business Centre in Hallbergmoos bei München. Ursprünglich waren die großzügigen Räumlichkeiten für alle Unternehmen gedacht, die am Eurofighter mitarbeiten wollten. Doch aus dem Senkrechtflug dieses Projekts wurde ja bekanntlich mangels Masse nichts, deshalb stehen die prächtigen Bürofluchten zum allergrößten Teil leer.

HALLBERGMOOS BEI MÜNCHEN: Die Olivetti-Crew kann wieder tief durchatmen. Die Rekapitalisierung ist unter Dach und Fach, die Umzugskartons sind ausgepackt und schon plant CEO Berhard Auer wieder den Eintritt in neue Märkte. Doch zuerst einmal müssen noch einige Altlasten beseitigt werden, die ständigen Erschütterungen der letzten Monate sind nicht spurlos an Kunden und Vertriebspartnern vorbeigegangen.Die Olivetti-Mannschaft hat in ihrer neuen Unterkunft eine ganze Menge Platz. Die gerade einmal 32-Leute-Crew residiert im ABC Airport Business Centre in Hallbergmoos bei München. Ursprünglich waren die großzügigen Räumlichkeiten für alle Unternehmen gedacht, die am Eurofighter mitarbeiten wollten. Doch aus dem Senkrechtflug dieses Projekts wurde ja bekanntlich mangels Masse nichts, deshalb stehen die prächtigen Bürofluchten zum allergrößten Teil leer.

Frei von abergläubischen Überlegungen nutzten die Olivetti-Leute die Gunst der Stunde und zogen ein. Wer von der "alten" Mannschaft nun in Frankfurt zurückbleibt, war im Detail nicht zu erfahren. Die einen sagten, alle Mitarbeiter seien in irgendeiner Form noch bei Olivetti, andere wiederum wollten wissen, daß die rund ein Dutzend per Inserat gesuchten neuen Mitarbeiter die doch dezimierte Münchener Olivetti-Crew wieder auffüllen soll.

Wie auch immer, die Geschäftsleitung nahm die Einweihung der neuen Räumlichkeiten zum Anlaß, über das turbulente letzte halbe Jahr Rechenschaft abzulegen und die Marschrichtung für die nächsten Monate festzulegen. Bernhard Auer, seines Zeichens Chief Executive Officer des Konzerns, war eigens aus der Italien-Zentrale angereist, um die neue Unternehmensstrategie offiziell zu machen.

Über die Umsätze im letzten Quartal wollte Olivetti-Deutschland Chef Roland Netter wohlweislich Stillschweigen bewahren. "Wir haben rund 30 Prozent weniger Verkäufe verzeichnet als im ersten Quartal '96", verriet er nur. Das Server-Geschäft sei stabil geblieben, herbe Verluste mußte Olivetti im Consumer- und Desktop-Bereich schlucken. "Das kam für uns aber nicht unerwartet", lenkt Netter ein. "Einer unserer größten Kunden, die Olivetti Service Systems nämlich, konzentriert sich zunehmend auf den Service-Bereich und nimmt nicht mehr so viele Systeme von uns ab."

Trotz dieser Schlappe hält Auer an seiner Aussage auf der CeBIT '97 fest. Damals hatte er verlauten lassen, daß das Unternehmen innerhalb eines Jahres wieder in der Gewinnzone sein will. "Ab dem 1.1.1998 sind schwarze Zahlen möglich", bekräftigte er nun in München. "Und ab dann werden wir uns am Marktwachstum so richtig beteiligen."

"Das zweite Quartal entwickelt sich so gut, daß wir unser Ziel, spätestens im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ein höheres Wachstum als im Vorjahr und vor allem höhere Marktanteile zu erzielen, für realistisch halten", springt ihm sein Deutschland-Chef zur Seite.

Hoffnungsträger Nummer eins für Olivetti ist das Servergeschäft. In Deutschland laufe der Business-Bereich von jeher am besten, bestätigt Netter. Das sei wahrscheinlich auch der Grund dafür, daß das Geschäft hier insgesamt stärker wachse als der Europa-Schnitt. Die "ausnehmende Marktstellung" des Servergeschäftes sei durch das partnerschaftliche Vermarktungskonzept erreicht worden, lobt Netter. Gemeint ist der Olivetti Server Club, ein auf Europa-Ebene agierender Zusammenschluß von Herstellern wie Cisco, 3Com, Intel, Netscape und Oracle, mit dem das Unternehmen das Server-Geschäft vorantreiben will. Genaueres will man allerdings erst in den kommenden Monaten bekanntgeben.

Auch im Handelspartner-Bereich soll sich noch einiges bewegen. Mittlerweile habe man weitgehend flächendeckendes Netz von Distributoren und Systemhäusern in Deutschland aufgebaut. Weitere Handelspartner werden derzeit rekrutiert. Zusammen mit dem Hersteller sollen sie - je nach ihrer eigenen Ausrichtung - intensiver an End- oder Großkunden herantreten. "Wir verstärken unser Large-Account-Team, um zusammen mit den Partnern gezielter werben und verkaufen zu können", erklärt Netter.

Vor allem am angekratzten Image des europäischen Herstellers muß noch poliert werden. Denn natürlich sind die Turbulenzen der vergangenen Monate - eigentlich Jahre - nicht spurlos an den Kunden vorübergegangen. "Wir haben sogar kurzfristig überlegt, ob wir den Namen Olivetti nicht ablegen sollen", verrät ein leitender Manager des Unternehmens. "Aber wir können von der Bekanntheit natürlich profitieren. Wir müssen nur wieder Vertrauen schaffen."

Darüber hat sich Bernhard Auer natürlich auch seine Gedanken gemacht. Wohl auf das Anraten von Chefstratege Alessandro Barberis, der als Group Chief Executive von Olivetti-Käufer Piedmont International eingesetzt wurde, legte Olivetti vor allem einmal seine Entwicklermannschaft an die kurze Leine. "Wir hatten immer gute Ideen, haben Konzepte entwickelt, die von der Theorie her wirklich toll waren", erinnert sich Auer. "In der Praxis arbeiteten die Systeme dann aber nicht immer so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Deshalb wollen wir uns jetzt auf die Produktion der Systeme konzentrieren, die der Markt braucht."

Zudem will er die Olivetti Personal Computer auf einen neuen Kurs einschwenken. "Wir sind aus der Tradition heraus zu sehr Low-end-orientiert", resümmiert er. "Wir müssen deshalb unsere Positionierung ändern, den Vertrieb mehr auf den Gross-Margin-Bereich einschwören."

Märkte wachsen noch zusammen

Auf längere Sicht, so sein Ziel, könne sich die Olivette PC im Kommunikations-Markt hervortun. "Was einmal der PC war - der Einfluß, den er auf die Gesellschaft hatte, meine ich, - das wird bald der Netserver sein", vermutet Auer. "Im Kommunikationsmarkt ist von der Server-Seite her eine unheimliche Dynamik zu verzeichnen. Die Telekommunikation und die Information Technology wachsen zusammen. Das ist noch ein riesiges Potential." Das, so sein Fazit, sei für Olivetti PC ein vielversprechendes Umfeld. Nur der Name des Unternehmens würde dann nicht mehr so recht passen. Doch auch darauf hat sich Auer bereits eingestellt. Seine Vision: "Vielleicht gründen wir dann die Olivetti Web System. Aber das ist jetzt noch alles zu früh." (du)

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