Olympus: digitale Spiegelreflexkameras im Visier

24.07.2003
Der Hamburger Fotohersteller möchte eine Vorreiterrolle im Marktsegment professioneller Digitalkameras übernehmen. Olympus will der anspruchsvollen Klientel aufzeigen, dass auch bei der digitalen Fotografie das Thema Wechselobjektive nicht länger hintanstehen muss. Dabei setzt das Unternehmen auf den Standard "Four Thirds" und hofft, dass Fremdhersteller mitziehen.

"E-System" nennt der Hamburger Fotohersteller seine neueste Errungenschaft im Bereich der digitalen Spiegelreflexsysteme. Dahinter verbirgt sich eine Reihe von Zubehörkomponenten, die allesamt auf die Anforderungen der digitalen Fotografie abgestimmt wurden. Das betrifft das Gehäuse, Wechselobjektive und Blitzgeräte. Bisher machten beispielsweise Weitwinkelleistung, unzureichende Auflösung und Verzerrungen immer wieder Probleme, da die bisherigen Spiegelreflex-Komponenten ausschließlich für analoge Fotoapparate ausgelegt waren.

Ein Standard soll Fremdhersteller locken

Zudem: Um professionelle Bildqualitäten erreichen zu können, ist nicht nur die Auflösung entscheidend. So kommt es, dass in der digitalen Olympus "E-1" ein CCD mit fünf Megapixel eingesetzt wird, der aber im Gegensatz zu herkömmlichen Digitalkameras auf einer anderen Technologie basiert.

Der verwendete Typ ist speziell für die Stillfotografie entwickelt worden, stammt aus dem Hause Kodak und besitzt größere Foto-dioden und Übergangskanäle. Das verspricht, dass mehr Bildinformationen aufgenommen und auch schneller weitergeleitet werden. Außerdem steigen durch den Einsatz der so genannten FFT-CCD (Full Frame Transfer) der Rauschabstand und der Dynamikumfang. Das schlägt sich laut Olympus in Aufnahmen mit höherer Detailgenauigkeit und weniger Farbrauschen nieder. Bei den Wechselobjektiven setzt der Hersteller auf den in der Fotobranche gängigen "Four Thirds"-Standard", der auch von Kodak und Fuji unterstützt wird. Das heißt, dass Objektive anderer Hersteller, die sich an diesen Standard halten, ebenfalls verwendet werden können. Noch ist allerdings unklar, welche Anbieter sich dazu bekennen werden.

Die neue Reihe an Wechselobjektiven, welche die Hamburger auf den Namen "Zuiko Digital" getauft haben, ist speziell auf den Einsatz mit digitalen Spiegelreflexkameras zugeschnitten worden. Sie wurden beispielsweise mit einer telezentrischen Optik ausgestattet. Diese trägt dafür Sorge, dass das einfallende Licht nahezu senkrecht auf den Bildsensor trifft. Somit sind nach Einschätzung der Anbieters digitale Fotos möglich, die von der Bildmitte bis zum Rand gestochen scharf sind und eine hohe Farbwiedergabe mitbringen.

Immer sauber: Vibrationen reinigen den Bildsensor

Die Entwickler bei Olympus haben sich auch etwas zum Gefahrenthema Staub einfallen lassen. Beim Wechsel eines Objektivs kann Staub in das Kameragehäuse eindringen und im schlimmsten Fall auf die hochempfindliche CCD gelangen. Damit das nicht passieren kann, verursacht der eingebaute "Super Sonic Wave"-Filter Schwingungen. Staub und Schmutzpartikel fallen laut Anbieter so vom Bildsensor ab und bleiben auf einer beschichteten Folie hängen. Aktiviert wird diese Funktion immer dann, wenn die Kamera eingeschaltet wird. Die "CCD-Reinigung" kann bei Bedarf aber auch manuell ausgeführt werden.

Ein entscheidendes Kriterium für professionelle Fotografen ist nach Meinung von Olympus auch die Geschwindigkeit der Kamera. Der Hersteller hat der "E-1" deshalb drei ASIC-Chips spendiert. Die elektronischen Bausteine sorgen dafür, dass die Bilddaten schnell verarbeitet und auf das Speichermedium geschrieben werden. Zudem ist die Kamera mit einem 128 MB großen Zwischenspeicher bestückt. Damit lassen sich laut Angaben des Herstellers bis zu zwölf Bilder bei drei Bildern pro Sekunde hintereinander aufnehmen. Erst dann ist der Speicher voll, und der Fotograf muss eine Wartepause bis zum nächsten Schnappschuss einlegen.

Die Bilddaten können in den üblichen Formaten Jpeg, TIF und RAW gespeichert werden. Das RAW-Format ist für professionelle Fotografen besonders von Interesse: Eine Bilddatei indiesem Format enthält völlig unververfälscht und unkomprimiert alle vom Bildsensor erfassten Daten. Damit ist gutes "Arbeitsmaterial" für die weiter Bildbearbeitung verfügbar. Als Speichermedium kommt eine Compactflash-Karte - Kapazitäten bis zu zwei Gigabyte sind vorgesehen - zum Einsatz, auch mit einem Mic-rodrive kommt die Kamera zurecht. Die spritzwassergeschützte Kamera selbst kommt in einem schwarzen Druckgussgehäuse, bestehend aus einer Magnesium-Legierung, daher und bringt etwa 660 Gramm auf die Waage.

Weiteres Zubehör folgt nach dem Verkaufsstart

Da kaum ein Kunde nur das rund 2.200 Euro teure Gehäuse kaufen möchte, bieten die Hamburger ein Komplettpaket an. Das Set für knapp 3.000 Euro wird das Zuiko-Objektiv 14-54/F2,8-3,5 enthalten, ein Vierfach-Zoom mit 28 bis 108 mm kleinbildäquivalenter Brennweite. Das Telezoom ED 50-200 (entsprechend 100 bis 400 mm bei einer Kleinbildkamera), ein lichtstarkes 50-mm-Macro und ein 300/2,8er-Tele (600 mm bei Kleinbildkamera) sollen ebenfalls bei Markteinführung im September dieses Jahres verfügbar sein. Abgerundet wird das Objektivprogramm Ende des Jahres durch ein Weitwinkelzoom mit 11 bis 22 mm (21 bis 44 mm bei KB).

www.olympus.de

ComputerPartner-Meinung

In der Gilde der Anbieter von Digitalkameras trennt sich beim Thema Spiegelreflexkameras die Spreu vom Weizen. Nur eine überschaubare Zahl von Herstellern wie Olympus, Canon, Fuji oder Nikon beherrschen dieses Metier. Das sind vorwiegend jene Unternehmen, die sich auch im Bereich der analogen Fotografie einen Namen gemacht haben. Elektronikfirmen wie Sony werden sich nicht in diesem Markt engagieren, dazu fehlt es an dem notwendigen Know-how. Das dürfte dem Preisgefüge dauerhaft zugute kommen. Von einer Preiserosion wie im Kompaktkamera-Segment dürfte dieser noch junge und aufstrebende Markt verschont bleiben. Die Händler wird das freuen. (cm)

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