Online-Marktplätze: Das große Sterben beginnt 2005

08.02.2001
Die meisten Business-to-Business-Marktplätze im Internet haben keine Überlebenschance. Prognostizierte Milliardenumsätze hätten eine Gründungswelle ausgelöst, die Anbieterdichte sei auf Dauer aber nicht zu halten, glauben Analysten.

Während es bis 2003 im Internet zu weit mehr Neugründungen als Konkursen bei B2B-Marktplätzen kommen wird, werde die Zahl der entsprechenden Anbieter ab 2005 drastisch sinken, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Mummert + Partner. "Die prognostizierten milliardenschweren Umsätze im Internet-Handel haben eine Gründer-welle von B2B-Marktplätzen ausgelöst. Die Folge ist eine nicht tragfähige Anbieterdichte", sagt Georg Ruppert, E-Business-Experte der Unternehmensberatung. Als Hauptgründe für das sich abzeichnende Debakel nennt er eine Übersättigung des Marktes, zu wenig Kapital auf Anbieterseite, mangelnden Kundenservice, schlechte Ausnutzung der technischen Möglichkeiten und zu geringe Kenntnisse über den Zielmarkt. "Langfristig wird es pro Marktsegment durchschnittlich Platz für nur etwa vier B2B-Plattformen geben", prognostiziert Ruppert. Dennoch gebe es branchenabhängige Unterschiede: Insbesondere im Bereich der Finanzdienstleistungen sehen die Analysten noch vergleichsweise große Entwicklungsspielräume. "Dieser Sektor wird beispielsweise durch die steigende Nachfrage bei der privaten Altersvorsorge expandieren", so die Begründung.

Dabei gilt der B2B-Handel langfristig als umsatzstärkster E-Business-Sektor: Allein in Europa sollen die Umsätze nach Expertenschätzungen bis zum Jahr 2004 auf fast 800 Milliarden Dollar steigen. Marktbeobachter zählten im vergangenen Jahr allein in Europa 600 neue B2B-Marktplätze. Nach Schätzungen der Unternehmensberater werden auch noch im laufenden Jahr mehr Marktplätze öffnen als schließen. Der Grund: Die Umsetzung von E-Business-Plänen brauche Zeit. "Viele B2B-Projekte, die vergangenes Jahr gestartet wurden, werden erst 2001 ins Netz gehen", so Ruppert. Seiner Meinung nach wird das Wachstum aber 2002, spätestens 2003 sein Ende finden: "Ab 2005 wird dann eine wachsende Pleitewelle die Zahl der B2B-Plattformen drastisch dezimieren."

Die entscheidenden Erfolgskriterien für das Überleben haben die Analysten ebenfalls schon ausgemacht: Zum einen müssten die Marktplatzbetreiber über ein umfassendes Know-how in der Branche der gehandelten Waren verfügen. Fachwissen im Bereich der Internet-Technologie allein reiche nicht aus. Außerdem müsse es dem Marktplatz schon in der Startphase gelingen, große Branchenführer als Zugpferde für kleine und mittelständische Unternehmen zu gewinnen. "Erst sie sind die Voraussetzung für eine hohe Anzahl an Transaktionen", so Ruppert. An Fachwissen und einen guten Basis-Kundenstamm könnten B2B-Marktplätze vor allem durch Partnerschaften mit Kapitalgesellschaften, Versicherungen oder Banken mit Branchen- und B2B-Erfahrungen gelangen. (mf)

www.allago.de

www.bechtle.de

www.mondus.de

www.mummert.de

www.ricardobiz.com

Zur Startseite