Vor 25 Jahren, am 27. September 1983, hat Richard M. Stallman bekannt gegeben, ein komplettes und vollständig freies UNIX-kompatibles Betriebssystem entwickeln zu wollen. Das war der Startschuss für das Projekt "GNU" ("GNU's not Unix"), das die moderne Computer-Welt entscheidend mitgeprägt hat. Das Projekt, das sich für freie Software stark macht, hat ebenso zur Gründung der Free Software Foundation (FSF) geführt wie zur Entstehung der wohl bekanntesten Lizenz für freie Software. Auf das virtuelle Alltagsleben wirkt sich Software aus dem GNU-Projekt besonders in Verbindung mit dem Linux-Kernel aus. "Die Beiträge des GNU-Projektes zur datenverarbeitenden Welt kann man kaum überbewerten", sagt daher Georg C. F. Greve, Präsident der FSF Europe.
Das GNU-Projekt setzt auf Freiheit. User sollen das Recht haben, Software für beliebige Zwecke auszuführen, zu studieren und individuell anzupassen. Kopien sollen frei verteilt und die Software zum Nutzen aller verbessert werden können. Bei der Ankündigung von GNU war Stallman noch am renommierten Massachusetts Institute of Technology tätig und hat nach Unterstützung gesucht. Bald allerdings hat er sich nur noch GNU gewidmet und 1985 zur Unterstützung des Projekts die FSF gegründet. 1989 erschien mit der Urversion der GNU General Public License (GPL) ein bedeutender Meilenstein des Projekts.
"Die GPL hat erstmals das 'Copyleft'-Prinzip in einer Lizenz verankert", erklärt Phillip Reisner, technischer Geschäftsführer beim IT-Unternehmen Linbit. Copyleft besagt, dass die Software bei Veränderung ebenfalls unter freier Lizenz weitergegeben werden muss. Die GPL ist die Basis einer Familie von GNU-Lizenzen, die unter anderem bei dem Browser Firefox sowie dem OpenOffice-Paket Anwendung finden.
Anfang der 1990er waren praktisch alle wichtigen Software-Komponenten für GNU zusammengetragen. Einzig der Kernel und damit der zentrale Bestandteil fehlte noch. Als 1992 Linus Torvalds seinen Linux-Kernel unter die zweite Version der GPL stellte, wurde der Kernel mit den GNU-Komponenten zu einem kompletten Betriebssystem kombiniert. Seither ist eine Vielzahl von Linux-Distributionen entstanden, die laut GNU-Projekt und FSF korrekterweise "GNU/Linux" genannt werden müssten. Dem entsprechen zwar nur wenige, wie beispielsweise das Debian-Projekt.
"Mir ist jedoch keine gängige Distribution bekannt, die gänzlich ohne GNU-Software auskommt", betont Reisner. Damit ist GNU auf Rechnern von wissenschaftlichen Großanlagen bis hin zu Consumer-Notebooks präsent. An einem eigenen GNU-Kernel namens "Hurd" wird seit 1990 und auch weiterhin gearbeitet. "Hurd ist spannend für Entwickler mit Interesse an alternativen Kernel-Zugängen", meint Greve. Ob und wann Hurd allerdings für eine breite Anwendung geeignet sein könnte, sei nicht abzusehen.
Seit 2001 ist hierzulande die FSF Europe aktiv, die sich ebenso wie ihr amerikanisches Pendant für freie Software allgemein stark macht. Sie feiert heute, Samstag, in Berlin den "25. GNUburtstag" des Projekts. Um 15:00 Uhr werden am Brandenburger Tor die Korken knallen. (pte/rw)