Oracle 10g: nichts für den Mittelstand

18.09.2003
Ronald Wiltscheck rwiltscheck@computerpartner.de

Vergangene Woche hat Oracle mit großem Getöse die neue Version seiner Datenbank der Öffentlichkeit vorgestellt. Und natürlich ist das auf den Namen 10g getaufte Produkt noch mächtiger und schneller, aber dennoch einfacher zu steuern, dies mag schon sein. Aber wer genau kann es gebrauchen?

Sicherlich Anwender mit großem Datenaufkommen, aber gewiss keine Mittelständler. So ist auch die Einschätzung des Oracle-Managers Phillips, etwa ein Drittel dieser mittelgroßen Firmen könnte von der Funktionsvielfalt der 10g-Produktpalette profitieren, zu hoch gegriffen - und das sogar dann, wenn Partner hier massiv Vertriebsunterstützung leisten sollten. Ein Grid aus zwei Servern aufzubauen, wie dies der Datenbankguru Ken Kacobs vorschlägt, ist definitiv vermessen. Da wäre ja schon eine Cluster-Lösung zu viel des Guten.

Ein mittelständisches Unternehmen benötigt einfach eine Datenbank, die läuft. Sie muss nicht unbedingt ins Unendliche skalierbar sein, es genügt, wenn sie die Ressourcen eines Servers konsequent nutzt. Hier könnte eine speziell auf diese Bedürfnisse zugeschnittene Lösung gute Dienste leisten.

Nun möchte Oracle auf seiner nächsten Veranstaltung in Paris auch etwas für den europäischen Kunden tun. Nach ersten Gerüchten soll kommenden Monat eine abgespeckte Version von 10g vorgestellt werden. Damit würde der Softwarehersteller dem eher klein- und mittelständisch geprägten Markt in Europa entgegenkommen.

Denn hierzulande "entdeckt" IBM gerade den Mittelstand neu und bietet diesem "Express"-Lösungen seiner Datenbank DB2 und des Applikationsservers Websphere an. Auch Microsofts SQL-Server erfüllt die Anforderungen der nicht ganz so großen Firmen. Und wer nicht unbedingt auf Windows als Server-Betriebssystem vertraut, kann auf eine Vielzahl von freien oder preisgünstigen Linux-Datenbanken zurückgreifen. Auch wenn deren Funktionsvielfalt an die von Oracle nicht heranreicht, für die allermeisten Anwendungen, genügt sie vollends. Da nimmt man auch gewisse Einschränkungen in puncto Administration in Kauf.

Will sich also Oracle nicht auf multinational agierende Konzerne als Kunden beschränken, muss die Company ein passendes Mittelstandspaket schnüren. Dieses zu vermarkten könnte der Datenbankspezialist ruhig seinen Vertriebspartnern überlassen. Das können sie ohnehin besser als Ellisons Truppe.

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