Die Wirtschaftskrise hat die IT-Branche schon längst erreicht und auch beim Software-Entwickler Oracle macht sie sich bereits bemerkbar. Der Konzern entwickelt Software für Unternehmen, doch diese sparen aufgrund der Krise bei den IT-Budgets. Die Rivalen SAP und Microsoft waren bereits gezwungen, tausende Stellen abzubauen. Oracle hat sich bisher noch ganz gut gehalten, wie es weitergehen wird, darüber sind sich Analysten jedoch nicht ganz einig, berichtet die Financial Times Deutschland. Eine optimistische Prognose wagt Christophe Châlons, Analyst beim IT-Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants: "Oracle wird sich der Krise nicht entziehen können, allerdings dürfte es den Konzern weniger stark treffen, weil er neben Anwendungs- auch Infrastruktursoftware anzubieten hat."
Mitte Januar musste Oracle bereits 500 Mitarbeiter entlassen, was rund 0,6 Prozent der gesamten Belegschaft entspricht. Damit ist Oracle anscheinend noch weitaus besser aufgestellt als SAP und Microsoft, die aufgrund der Krise bereits je sechs Prozent ihrer Mitarbeiter entlassen mussten. Es kursieren jedoch Gerüchte, wonach Oracle plane, bald bis zu zehn Prozent seiner Belegschaft zu entlassen. Bruce Richardson, Analyst beim IT-Beratungsunternehmen AMR Research ist davon überzeugt, dass das kommende Quartal problematisch für Oracle sein wird. Für das bis Ende Februar laufende Quartal erwartet Oracle unter anderem wegen Wechselkurseffekten einen Rückgang der Lizenzumsätze um bis zu zehn Prozent.
Dennoch sind viele Analysten der Meinung, dass Oracle sich in der Krise besser halten wird als der deutsche Konkurrent SAP. Oracle hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Spezialsoftware-Anbieter aufgekauft, was dem Unternehmen jetzt zugute kommt, wenn es darum geht, branchenspezifische Lösungen zu finden. Statt komplexer Softwarepakete könne Oracle seinen Kunden Spezialanwendungen, beispielsweise für Transport oder Logistik, bieten, meint Richardson. Auch Oracle-Chef Larry Ellison sieht einen Wettbewerbsvorteil durch das Angebot von kleineren Spezial-Softwarepaketen: "Wir sehen, dass mehr solcher Projekte reinkommen statt großer, über mehrere Jahre laufender Unternehmenssoftwaresysteme." (pte) (wl)