Ostdeutsche SHL GmbH will mit regionaler Präsenz bei ihren Partnern die Nummer 1 werden

09.05.1997
TAUCHA: Eine Success-Story "Made in Germany" spielt sich nahe der Messestadt Leipzig ab. Seit der Gründung im Jahr 1990 geht es für den ostdeutschen PC-Hersteller und Distributor SHL GmbH stetig bergauf. Das Erfolgsrezept der Sachsen: regionale Präsenz, maßgeschneiderte PCs und Expansion in "exotische" Märkte.Ehrungen gab es für Hans-Dieter Lindemeyer, geschäftsführender Gesellschafter der in Taucha ansässigen SHL Soft- & Hardware Lindemeyer GmbH, in diesem Jahr schon einige: Vom Land Sachsen erhielt er den Managementpreis "Silberner Löwe", in Stuttgart wurde er für sein Produktions- und Handelskonzept in der Kategorie Handel zum "Entrepreneur des Jahres" ernannt, und schließlich empfing ihn Bundespräsident Roman Herzog im Berliner Schloß Bellevue. Doch auch wenn diese Auszeichnungen die Sachsen mit Stolz erfüllen, ist für Lindemeyer etwas anderes viel wichtiger. "Alle sprechen von einer unverändert schlechten Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt. Mit der Unterstützung der Öffentlichkeit jedoch schaffen wir binnen eines Jahres 120 neue Arbeitsplätze", macht der Self-made-Mann seine Ziele klar. Gelingt das Vorhaben, das vom Arbeitsamt unterstützt wird, beschäftigt SHL Ende nächsten Jahres rund 360 Mitarbeiter im In- und Ausland. 200 davon sollen künftig am Stammsitz in Taucha die Fäden ziehen.

TAUCHA: Eine Success-Story "Made in Germany" spielt sich nahe der Messestadt Leipzig ab. Seit der Gründung im Jahr 1990 geht es für den ostdeutschen PC-Hersteller und Distributor SHL GmbH stetig bergauf. Das Erfolgsrezept der Sachsen: regionale Präsenz, maßgeschneiderte PCs und Expansion in "exotische" Märkte.Ehrungen gab es für Hans-Dieter Lindemeyer, geschäftsführender Gesellschafter der in Taucha ansässigen SHL Soft- & Hardware Lindemeyer GmbH, in diesem Jahr schon einige: Vom Land Sachsen erhielt er den Managementpreis "Silberner Löwe", in Stuttgart wurde er für sein Produktions- und Handelskonzept in der Kategorie Handel zum "Entrepreneur des Jahres" ernannt, und schließlich empfing ihn Bundespräsident Roman Herzog im Berliner Schloß Bellevue. Doch auch wenn diese Auszeichnungen die Sachsen mit Stolz erfüllen, ist für Lindemeyer etwas anderes viel wichtiger. "Alle sprechen von einer unverändert schlechten Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt. Mit der Unterstützung der Öffentlichkeit jedoch schaffen wir binnen eines Jahres 120 neue Arbeitsplätze", macht der Self-made-Mann seine Ziele klar. Gelingt das Vorhaben, das vom Arbeitsamt unterstützt wird, beschäftigt SHL Ende nächsten Jahres rund 360 Mitarbeiter im In- und Ausland. 200 davon sollen künftig am Stammsitz in Taucha die Fäden ziehen.

Angefangen hat alles im März 1990. Zu dieser Zeit begann Lindemeyer, der schon zu DDR-Zeiten von einer Karriere als Unternehmer träumte, in der unteren Etage seines Zweifamilienhauses PCs zusammen-zuschrauben und an Fachhändler zu liefern. Die Nachfrage war so groß, daß das neue Unternehmen mit den damaligen Namen "Soft- & Hardware

Dieter Lindemeyer" am Ende des ersten Geschäftsjahres mit sechs

Mitarbeitern immerhin schon 250 Computer zusammen gesetzt hatte.

PCs nach Maß machen den Unterschied

Danach ging es Schlag auf Schlag. 1991 wurde die erste eigene PC-Produktlinie unter dem Firmenlabel Lintec entwickelt, ein Jahr später war man neben der Firmenzentrale bereits an fünf weiteren Standorten in Deutschland präsent. 1994 eröffnete Lindemeyer seine erste ausländische Niederlassung im tschechischen Liberec. Im Jahr darauf schließlich gewann SHL die erste europaweite Ausschreibung der Finanzämter in Weißrußland - das Nachsehen hatten PC-Größen wie IBM, Compaq, Siemens Nixdorf und Hewlett-Packard.

Inzwischen ist der Distributor und PC-Hersteller, der mittlerweile auch ISO 9001 zertifiziert ist, mit zehn Niederlassungen im In- und Ausland vertreten und beliefert deutschlandweit etwa 1.800 Fachhändler. 60 Prozent des Umsatzes von zuletzt 145,2 Millionen Mark erwirtschaften die Sachsen mit der Distribution, den Rest mit den eigenen PC-Linien Classic, Office, Brillance und Home. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei das Model Office ein, das exakt nach Kundenwünschen in der eigenen Fertigung in Leipzig und Arnstadt assembliert wird. Getreu der SHL-Maxime "Geht nicht?! - Gibt's nicht!" bekommt der Kunde den PC genau nach seinen Vorstellungen zusammengebaut.

Die Orientierung nach Osten zahlt sich aus

Der maßgeschneiderte PC ist aber nur einer der Gründe für den wachsenden Erfolg des jungen Unternehmens. "Wir sind immer in der Nähe unserer Fachhändler. Auf diese regionale Präsenz greifen unsere Partner gern zurück", verrät der Leiter strategische Planung des Unternehmens Dirk Heynig, der auch fürs Marketing zuständig ist. Und fügt hinzu: "Wir wollen bei unseren Händlern die Nummer 1 werden." Aus diesem Grund versuche man, ein enges Verhältnis zwischen Verkäufern und Kunden aufzubauen. Außerdem nehme die Bedeutung der Bereiche Pre-Sales und After-Sales zu, in die kräftig investiert werde.

Boden gut machen konnte SHL auch durch ihre ungewöhnliche Niederlassungsstrategie. Während andere Hersteller ihr Heil vorwiegend im westeuropäischen PC-Markt suchen, konzentriert sich SHL auf Osteuropa und solch "exotische" Gegenden wie den arabischen Raum. Jüngstes Beispiel: Über seine eigene Handelsvertretung in Kairo setzte sich das ostdeutsche Unternehmen bei einer Ausschreibung des ägyptischen Verteidigungsministeriums mit den Lintec-PCs gegen die starke Konkurrenz von IBM, Dell und Compaq durch.

Auslandsniederlassungen bestehen zudem noch in Rußland, Weißrußland, Tschechien und Litauen.

Warum sich SHL - im Gegensatz zu anderen Anbietern - in diesen Märkten leichter tut, versucht Marketingmann Heynig zu erklären: "Vielleicht können wir als Ostdeutsche die Mentalität der Osteuropäer besser verstehen als unsere Wettbewerber."

Der Fokus liegt auf dem PC-Absatz

Das untypische Niederlassungskonzept soll nach den Worten von Heynig auch in Zukunft beibehalten geführt werden. So werde über Einkaufsbüros in Hongkong und den USA genauso nachgedacht wie über neue Filialen im Baltikum. Davor aber erwartet die agilen Sachsen ein anderes Großprojekt: Noch im Herbst dieses Jahres fällt der Startschuß zum Bau der SHL-Europazentrale in der Nähe von Leipzig. Das Gesamtinvestitionsvolumen wird mit rund zehn Millionen Mark angegeben.

Mit dem Neubau soll auch demonstriert werden, wohin künftig die Reise gehen soll. Neben dem Ausbau des Großhandelsgeschäfts, das sich laut Planungschef Heynig in Richtung Broadline-Distribution entwickeln soll, wollen die Sachsen vor allem ihren PC-Absatz steigern: Lag dieser im vergangenen Jahr noch bei rund 25.000 Stück, strebt SHL für 1997 etwa 30.000 PCs an. Dabei dürfte auch die Partnerschaft mit den Unterhaltungselektronik-Kooperationen Ruefach und Electronic Partner förderlich sein. Viele Gedanken macht man sich derzeit auch um die Finanzierung des Wachstums - immerhin soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr von 145 auf rund 190 Millionen Mark klettern. Eine Möglichkeit dazu besteht im Gang an die Börse, der laut Heynig bereits vorbereitet wird und spätestens 1999 über die Bühne gehen soll. Zuvor jedoch will sich das Unternehmen umbenennen, etwa in Lintec AG, wie der Marketier laut überlegt. Und auch eine stille Teilhaberschaft, so ist aus Taucha zu hören, sei nicht ausgeschlossen. (sn)

Ihre erste Heimat fand die SHL GmbH in der unteren Etage des Wohnhauses von Hans-Dieter Lindemeyer, der das Unternehmen im Frühjahr 1990 gründete.

Mittlerweile platzt auch die bisherige Firmenzentrale aus allen Nähten. Daher ist für Herbst der Baubeginn eines neuen Produktions- und Logistikzentrums geplant.

SHL-Chef Hans-Dieter Lindemeyer setzt vor allem auf ein gut funktionierendes Partnerschaftskonzept.

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