P&T Computer: Gründer Ralf Paul hat Hausverbot

11.09.2000
Vergangene Woche wurde P&T-Gründer Ralf Paul unter Aufsicht eines Anwalts seines Büros verwiesen. Es war die private Beteiligung an einem konkurrierenden Unternehmen, die die P&T-Mutter COS zu diesem radikalen Schnitt veranlasste.

Es war ein unschöner Montag im Leben des Ralf Paul: "In seinem Büro tauchte samt Anwalt sein Chef Kurt Früh, CEO der P&T-Mutter COS, auf und ließ ihn unter Aufsicht seine sieben Sachen zusammenpacken, um ihn - noch mit einem Hausverbot versehen - zu verabschieden", offenbart ein Kenner des Unternehmens gegenüber ComputerPartner. Der Grund? Pauls 80-prozentige Beteiligung an der Avitos AG, ein Gießener Internet-Warenhaus, sowie "atmosphärische Probleme, seit Paul mehr Zeit auf der Baustelle seines Hauses in Linden als in seinem gut dotierten Job verbringt", verrät der Informant weiter.

Beteiligung an Konkurrent

Ein normaler Abgang war das wohl kaum, selbst die erste offizielle Begründung der Schweizer Mutter COS Computer Sys-tems AG entspricht keinem gängigen Format. Hier gibt es kein "in gegenseitigem Einvernehmen" oder dergleichen zu lesen, stattdessen: "Um sich nun in verstärktem Ausmaß dem Aufbau seiner privaten Beteiligungen widmen zu können, wird Ralf Paul die COS-Gruppe zum 1. November 2000 verlassen."

Nach einem offiziellen Papier, das ComputerPartner vorliegt, hält Paul 80.000 Aktien an der Avitos AG, seine Frau 7.500 Aktien, das entspricht insgesamt einer knapp 80-prozentigen Beteiligung. Dieses Unternehmen nun steht in direkter Konkurrenz zur Primustronix GmbH in Köln, eine Metro-Tochter, an der die COS-Gruppe wiederum zu 26 Prozent beteiligt ist. Da sind Interessenskonflikte natürlich vorprogrammiert.

Doch waren deshalb gleich Anwalt und Hausverbot von Nöten? "So rabiat ist das nicht. Wir haben ja in Deutschland keine Konzernleitung, und ich bin mit dem deutschen Recht nicht so vertraut, deshalb habe ich einen Anwalt mitgenommen, um die Kündigung sauber durchzuführen", erklärt COS-Chef Kurt Früh und führt weiter aus: "Das Hausverbot war nötig, um den Interessenskonflikt zu entflechten, denn Paul hatte private Arbeiten in den Betrieb verlagert."

Im Juni 1998 hatte COS die von Paul gegründete P&T Computer GmbH und die S&S Computer GmbH übernommen. Paul agierte daraufhin als Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des Geschäftsbereichs Distribution. Doch sein Versprechen während der Systems 99 gegenüber Computer-Partner - "Ich bleibe dem Unternehmen mit Sicherheit erhal-ten!" - kann er nun nicht mehr dauerhaft erfüllen. Bis ein Nachfolger für Paul gefunden wird, übernimmt Früh die Bereichsleitung.

Sollte sich der Ex-P&Tler Paul nun ganz auf seine Avitos-Beteiligung konzentrieren, muss er sich dennoch auf keine fremde Umgebung einlassen: Oben genanntes Papier besagt nämlich auch, dass die Avitos AG zum Jahresende von Gießen in die ehemaligen Gebäude von P&T Computer im Lindener Stadtzentrum umziehen will. (via)

www.pt-computer.de

www.cos.ch

www.primustronix.de

www.avitos.com

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