"P&T ist für COS der erste Schritt zum Aufbau eines europäischen

28.05.1998

LINDEN: Einen für die Distributionsszene eher ungewöhnlichen Käufer hat die P&T Computer GmbH im hessischen Linden gefunden: Mit der COS Computer Systems AG kauft sich ein Schweizer Unternehmen ein Stück deutschen IT-Großhandel. Welche Gründe es dafür gab, erläuterte P&T-Ex-Inhaber und -Geschäftsführer Ralf Paul im Gespräch mit ComputerPartner-Redakteurin Susann Naumann.

? Sie haben immer wieder betont, daß P&T Computer im Markt gut dasteht. Warum haben Sie Ihr Unternehmen trotzdem an die Schweizer abgegeben?

PAUL: Mit dem Verkauf wollte ich P&T langfristig absichern. Wir haben zwar im Moment eine sehr gute Position im Markt, und auch unsere Zukunftsaussichten würde ich als rosig bezeichnen. Dennoch muß man heute weiter vorausschauen als nur über die kommenden zwei Jahre. Außerdem können wir mit der finanziellen Decke von COS unsere Marktposition schneller ausbauen.

? Eine andere Möglichkeit, um das geplante Wachstum zu finanzieren, wäre der Gang an die Börse gewesen. Warum kam dieser Weg für Sie nicht in Frage?

PAUL: Einen Börsengang kann man nicht von heute auf morgen durchziehen. Solch eine Entscheidung ist langfristig zu treffen, und dazu war ich nicht bereit. Im Moment erlebt der Neue Markt durch die vielen Neuemissionen einen gewaltigen Boom. Ob sich das aber fortsetzt, weiß niemand. Außerdem erschien mir das Angebot, das mir COS gemacht hat, zu diesem Zeitpunkt sehr gut.

? Nun ist es ja eher ungewöhnlich, daß eine Schweizer Firma einen deutschen Distributor kauft. Wie ist es dazu gekommen?

PAUL: Der Kontakt zu COS war der erste Kontakt überhaupt zu einem Schweizer Unternehmen. Spontan aber hat mir die Freundlichkeit der Menschen dort gefallen. Was auch noch eine große Rolle spielt: Von der Firmenkultur her sind sich die beiden Unternehmen sehr ähnlich. Außerdem können wir auch weiterhin selbständig arbeiten.

? Was wird sich denn nun für Ihre Händler ändern?

PAUL: In erster Linie werden unsere rund 6.000 Fachhandelspartner von der erweiterten Produktpalette profitieren. Zwar ist COS auch im Komponentenbereich tätig, aber es gibt trotzdem kaum Überschneidungen. Wir wollen künftig dahin kommen, daß wir das Produktspektrum von COS auch unseren Partnern anbieten können und umgekehrt.

? Welche Ziele verfolgt die COS AG mit Ihrer Hilfe im deutschen Distributionsmarkt?

PAUL: Deutschland ist der größte und interessanteste Markt für IT-Distribution in Europa. Für die Schweizer ist es daher immens wichtig, hierzulande aktiv zu sein. Zumal der Kauf von P&T für COS eine Vervielfachung des Distributionsvolumens ermöglicht. Letztendlich ist der Deal für COS ein erster Schritt zum sukzessiven Aufbau eines europäischen Distributionsnetzes.

? Wie schätzen Sie allgemein die Zukunftsaussichten des hiesigen Disti-Geschäfts ein?

PAUL: Generell gilt: Für jeden Disti bedarf es einer gewissen Masse, um überlebensfähig zu bleiben. Allerdings bleiben bei den Mega-Mergern viele Lieferanten und Kunden auf der Strecke. Die kleinen Distributoren haben ihre Daseinsberechtigung, wenn sie statt Masse Klasse haben. Ein starkes Management ist bei diesen Unternehmen sehr wichtig. Nur leider findet man das auch nicht mehr so oft.

Will mit dem Verkauf sein Unternehmen langfristig absichern: Mit-

begründer und P&T-Geschäftsführer Ralf Paul.

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