Palm: Die Segel sind neu gesetzt

31.10.2002
Fast könnte man meinen, Palm sei aus dem Winterschlaf erwacht. Der Hersteller bringt zum Jahresende neue Produkte auf den Markt, und Lieferengpässe sollen in Zukunft der Vergangenheit angehören. Jetzt will Palm neue Zielgruppen an Land ziehen.

Obwohl Palm als Vorreiter der Handheld-Branche gilt, erntete das Unternehmen im vergangenen Jahr nicht gerade Lorbeeren für innovative Produktvorstellungen; von den negativen Geschäftszahlen ganz zu schweigen. Vielerorts wurde gemunkelt, bei Palm sei die Luft raus. Die Antwort des Zentraleuropa-Chefs Markus Bregler zu diesen Äußerungen war immer die gleiche: "Wenn der Markt reif ist, werden wir die Produkte bringen."

Jetzt scheint nicht nur der Markt, sondern auch das Unternehmen Palm reif für Neuerungen zu sein. Mit der Vorstellung zweier neuer Produktlinien will der Hersteller gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Das erste Ziel sei eine klare Abgrenzung der Palm Solution Group Inc. (PDA-Hersteller) von der Palm Source Inc., die für die Entwicklung und den Vertrieb des Palm-Betriebssystems verantwortlich ist, erklärt Bregler. Nach außen soll durch die neuen Namen der PDA-Produktlinien die Abgrenzung deutlich gemacht werden. Der Name Palm soll die Verknüpfung zu dem Betriebssystem darstellen. Über einen neuen Sub-Brand für den Hardwarebereich werde noch heftig diskutiert.

Ein weiteres Ziel der neuen Namensgebung sei die Einführung zweier Produktlinien: "Zire" für den Soho- und "Tungsten" für den SMB- und Enterprise-Markt. Anhand des Namens könne man sofort erkennen, in welchem Zielmarkt das Gerät angesiedelt sei.

Hinter den Kulissen wurde hart gearbeitet

Nicht nur an der neuen Strategie wurde während der vergangenen Monate gearbeitet, sondern auch an der Reorganisation der internen Abläufe. "Seit Todd Bradley bei uns ist, haben wir unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Europa-Chef Bregler, lehnt sich zurück und ergänzt: "Wir haben uns von einer unstrukturierten Startup-Company zu einem strukturierten Unternehmen gewandelt. Ich sehe jetzt weit optimistischer in die Zukunft als noch vor einem halben Jahr."

Um das Ruder herumzureißen, hat der Hersteller viele Firmenbereiche unter die Lupe genommen. Sowohl die Logistikstrukturen wurden überarbeitet und beschleunigt als auch Beziehungen zu Lieferanten neu durchleuchtet. Ein weiteres Thema war die Qualifikation des Mitarbeiterstabes. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen habe man Zeit gewonnen, sich anderen Aufgaben zu widmen. "Wir gehen jetzt anders in den Markt, indem wir den Channel-Partnern mehr zuhören", erklärt Bregler einen der Vorteile. Zudem sei die Deutschland-Zentrale heute in der Lage, flexibler zu reagieren als noch vor einigen Monaten.

Palms Pläne für die Zukunft

Palm hat sich für das laufende Geschäftsjahr aggressive Ziele gesteckt. "Zum Geschäftsjahresende wollen wir wieder profitabel sein", sagt Bregler selbstbewusst. Das dritte Quartal schloss Palm weltweit knapp über Ziel ab. Palm Europa dagegen verfehlte sein Ziel. Mit den erreichten Vorgaben will sich das Unternehmen nicht zufrieden geben. Jetzt werden weitere Pläne in Angriff genommen.

An erster Stelle steht der Ausbau der Marktposition in Europa. Dazu, meint Bregler, werden die Stückzahlen der Zire-PDAs erheblich beitragen. Die geplanten Umsätze werde die Tungsten-Produktlinie generieren.

Außerdem sollen, neben dem Enterprise-Markt, in dem sich der Hersteller bisher überwiegend bewegte, neue Kundengruppen wie Frauen und Jugendliche angesprochen werden. "Weg von der konservativen Schiene", nennt Bregler das Motto, ergänzt aber sofort: "Dennoch werden wir das Enterprise-Geschäft nicht vernachlässigen." Um die ins Auge gefassten neuen Zielgruppen zu erreichen, kann sich Bregler auch ein erhöhtes Engagement bei Partnern wie BP, Kaufhof oder Karstadt vorstellen. "Lidl und Aldi wohl eher nicht", fügt er hinzu.

In Zukunft will der Europa-Chef die Produkte noch stärker im Enterprise-Lösungsmarkt positionieren. Und ein weiteres Ziel, das sich Bregler vor dem Hintergrund der neuen Logistik- und Lieferantenstruktur vorstellen kann, ist: "Palm built to order."

www.palm.com/de

Lesen Sie hierzu auch unseren Bericht zum westeuropäischen PDA-Markt auf Seite 28 der vorliegenden Ausgabe.

ComputerPartner-Meinung:

Palm musste im Laufe dieses Jahres viel Prügel einstecken. Das Unternehmen ließ sich trotz schwacher Konjunktur und stagnierender Absatz- und Umsatzzahlen nicht entmutigen. Sowohl die Verbesserung von internen Strukturen und Arbeitsabläufen als auch die Ausrichtung der Produkte auf zwei klar definierte Zielgruppen sind eine gute Ausgangsposition für das geplante Wachstum. (bw)

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