Palms Wettbewerbsvorteil

03.04.2003

Analysten prophezeien dem PDA-Markt für die nächsten Jahre, trotz zurzeit rückläufiger Umsätze, große Wachstumschancen. Hohes Potenzial bietet aber nur der Mainstream-Markt, denn hier werden die großen Stückzahlen bewegt.

Doch dazu muss das entsprechende Produkt auch zu einem entsprechenden Preis angeboten werden können. Mit dem Zire, einem abgespeckten PDA, hat Palm im Herbst vergangenen Jahres genau den Publikumsgeschmack und den richtigen Preispunkt getroffen. Innerhalb weniger Tage war das Gerät, beispielsweise in Spanien, vergriffen. Von solchen Absatzerfolgen können Hersteller von Pocket-PC/Windows-CE-basierenden Geräten nur träumen.

Der Grund ist ebenso einfach wie einsichtig: Pocket-PC-basierende Geräte sind einfach zu teuer. Das Betriebssystem stellt sehr hohe Anforderung an die Hardware. Pocket-PC, der Nachfolger von Windows CE, hat seine Wurzeln in Windows 95. Und diese für den Desktop entwickelte Oberfläche braucht sich um Hardwareressourcen nicht zu kümmern. Vom Prozessor über den Speicher bis hin zur Grafikausgabe ist alles im Überfluss vorhanden. Aber die Entwicklung eines Handheld mit Pocket-PC ist recht schwierig. Das Betriebssystem verlangt quasi nach einem kompletten PC. Schneller Prozessor, viel Speicher und Farbbildschirm sind die Kriterien, die Pocket-PC zum Leben braucht. Während der größte Palm, der Tungsten T, sich mit 4 MB ROM und 16 MB RAM zufrieden gibt, benötigt der 399 Euro teure Ipaq H 1915 16 MB ROM und 64 MB RAM. Der Zire ist noch anspruchsloser: Nur 2 MB ROM und 2 MB RAM reichen ihm schon.

Nur aufgrund dieser geringen Anforderungen seines Betriebssystems kann Palm günstige Organizer für den Mainstream-Markt herausbringen. Ein Pocket-PC-basierender Handheld dagegen wird immer wesentlich teurer sein. Fakt ist: Auch wenn die Hersteller von Pocket-PC-basierenden Geräten es wollten, sie sind gar nicht der Lage, einen preisgünstigen PDA, beispielsweise für 100 Euro, auf den Markt zu bringen. Dazu sind die Kosten für die Hardware einfach zu hoch. Und ein Abspecken des Betriebssystems ist auch nicht möglich, denn dazu müsste es komplett neu programmiert werden.

Nur wenn es den Herstellern gelingt, neue Käuferschichten zu mobilisieren, können die Erwartungen der Analysten in Erfüllung gehen. Um den Anwender dazu zu bringen, sich von seinem Notizbuch zu tren-nen und auf das elektronische Äquivalent umzuschwenken, muss ein PDA klein, handlich und vor allem preiswert sein. So schön PDAs mit Farbbildschirm und allerlei Zusatzfunktionen auch sind, die Nachfrage hält sich in Grenzen. Diese Geräte sind einfach zu teuer, um im Massenmarkt richtig einzuschlagen. Wenn sich der Anwender erst einmal von den vielfältigen Möglichkeiten eines PDA überzeugt hat, dann wird er sich auch ohne langes Nachdenken bei einem Neukauf das nächstgrößere Modell desselben Herstellers zulegen. Und deshalb ist es enorm wichtig für den Einsteiger, ein vom Preis her passendes Modell im Portfolio zu haben. Denn der Einsteiger von heute ist der Geschäftskunde von morgen.

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