Panel-Industrie hat sich verrechnet

21.10.2004
Erst himmelhoch jauchzend, jetzt zu Tode betrübt - so sieht Marktforscher iSupply die LCD-Panel-Industrie. Die anfängliche Euphorie in puncto LCD-TV sei genauso irrational wie der heutige Pessimismus. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

In Erwartung hoher Gewinne haben sich die Panel-Hersteller in Korea, Japan und Taiwan 2003 mit Bravour auf den lukrativen Markt für LCD-Fernseher gestürzt und darüber teilweise die Produktion für Monitore vernachlässigt. Betroffen waren vor allem 15-Zoll-TFT-Bildschirme, die in der zweiten Jahreshälfte 2003 immer knapper wurden. So ist die Nachfrage zurückgegangen, und folglich feierten im zweiten Quartal 2004 sogar CRTs (Kathodenstrahl-Bildschirme) ein Mini-Comeback. Auch und gerade bei LCD-TV haben die Hersteller die Rechnung ohne die Kunden gemacht.

Verrückte LCD-TV-Träume

Dabei galten all die geleisteten und geplanten Investitionen in neue Fabriken der sechsten, siebten und gar achten Generation (G6, G7, G8) mit jeweils immer größeren Mutterglasflächen in erster Linie dem profitträchtigen TV-Markt. Ursprünglich war die Industrie für 2004 noch von 15 bis 20 Millionen LCD-Fernsehern ausgegangen. Jetzt rechnet sie trotz Preissenkungen nur noch mit rund zehn Millionen Stück. Um die Milliardeninvestitionen in die neuen Werke nicht verpuffen zu lassen, sind die Hersteller nun gezwungen, wieder verstärkt Panels für Notebooks zu produzieren, was zur Folge hat, dass die Preise derzeit drastisch sinken. LCD-TV ist noch relativ teuer, doch auch hier bewegen sich die Preise nach unten.

Deshalb, so iSupply, wachse der Markt überdurchschnittlich, wenn auch nicht in dem erwarteten Umfang. Umfragen in den USA zeigten jedoch, dass Verbraucher, die bereit sind, 2.000 bis 3.000 Dollar für einen Fernseher auszugeben, mindestens 37 Zoll erwarten und nicht 21 bis 34 Zoll wie derzeit bei LCD-TV in der Preisklasse. Immerhin soll der Absatz von LCD-Fernsehern mit 21 bis 34 Zoll von 750.000 im vorigen Jahr auf 3,9 Millionen Stück mächtig steigen. Für Bilddiagonalen über 40 Zoll und Preispunkten von 7.000 Dollar und mehr sieht iSupply allerdings auch im kommenden Jahr nur wenig Abnehmer. Denn die meisten Kunden würden dann doch lieber zu Plasma- und Rückprojektionsfernsehern oder Projektoren greifen.

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