Sie zahlen erst drei Monate später, können Retouren, Ladenhüter verrechnen und abholen lassen oder erhalten "Kick-back", damit ein Hersteller in Ihrem Laden werben darf? Sie rechnen praktisch nur ab, was Sie verkauft haben? Null Risiko, keine sonst üblichen Lagerkosten?
Dann müssen Sie ein Retailer sein! Glückwunsch!
Der Rest von uns sorgt dafür, dass diese Firmen solche Konditionen erhalten. Wer als kleiner Händler läppische zwei Wochen Zahlungsziel haben möchte, muss sich für teures, erst noch zu verdienendes Geld Organisationen anschließen, die viel versprechen und etwas weniger halten. Für einen monatlichen Mitgliedsbeitrag ab 100 Euro aufwärts kann sich auch das Kleinunternehmen ein- oder zweiprozentige (!) Ermäßigungen auf einzelne Produkte erkaufen.
Von den Bedingungen des Retails bleibt man kilometerweit weg. Da diese Organisationen ja allesamt nicht staatlich oder gemeinnützig sind, kann man sich mit marginalen betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen vorstellen, wer die Vorteile aus solchen Vertragsbeziehungen erhält. Ab ungefähr 70.000 Euro Jahresumsatz sind die Kosten der Mitgliedschaft im untersten Bereich gedeckt. Die Kosten für das Drumherum - neue Kundennummern, Handelsregisterauszüge oder Gewerbenachweise versenden, Bankabbuchungserlaubnisse ausfertigen und jede Menge E-Mails, Faxe und Schriftverkehr - sind da nicht eingerechnet.
Noch rechnet es sich für Hersteller und Distis, wenn die Großen alles und die Kleinen nichts bekommen. Doch was, wenn das Geschäft mit Märkten und Konzernen verebbt, weil geiler und blöder nicht mehr geht? Dass ein Konzern den anderen reich macht, ist nur eine temporäre Erscheinung in der Illusion des unbeschränkten Wachstums.
Mein Fazit: Wie wäre es, wenn man uns kleinere Händler einfach nur fair behandelt, um uns leben zu lassen - ist das zu viel verlangt?
Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.)