Partnernetzwerk bleibt für Easy Erfolgsgarant

03.05.2001
Im Jubiläumsjahr war bei Easy Software nicht alles Gold, was glänzt. Zwar blieb der Mülheimer Anbieter von Archivierungs- und Dokumenten-management-Systemen mit seiner ausgedehnten Partnerschiene auf Erfolgskurs, an den selbst gesteckten Wachstumszielen aber schrammte man vorbei.

Mit rund 500 (Vorjahr: 450) autorisierten Vertriebspartnern in 30 Ländern hat Easy im vergangenen Jahr den indirekten Kanal weiter ausgebaut. Stolz konstatiert Vorstandschef Jörg Pläsker: "Damit verfügen wir über das größte Partnernetz für DMS-Lösungen in Europa." Doch nicht nur die Zahl, sondern auch die Namen der Verbündeten können sich sehen lassen. Denn es sind nicht nur Distributoren und Händler, die die Easy-Software in den Markt drücken. Seit dem vergangenen Jahr schmücken auch Unternehmen wie CSC Plönzke, SAP SI, Ericsson, Fujitsu Siemens oder Atos Origin die üppige Partnerliste der Westfalen. Und, fügt Marketing-Vorstand Markus Hanisch hinzu, gerade in einem so schwierigen Jahr wie dem zurückliegenden sei es durch den indirekten Vertrieb gelungen, weiter auf Erfolgskurs zu bleiben. So konnte der Kundenstamm auf rund 6.000 ausgebaut werden.

Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als würden die Mülheimer zu ihrem zehnten Geburtstag mit Geschenken überhäuft werden. "Bis in den Spätsommer hinein", so Hanisch, "haben Neu- und Add-on-Geschäft fast nicht stattgefunden." Die Dauer der Ruhepause, die sich die Unternehmen nach absolvierter Jahrtausendumstellung gegönnt hätten, sei von allen unterschätzt worden. Bei Easy selbst sei es erst im Herbst wieder richtig los gegangen. Dies wiederum führte dazu, dass die Westfalen ihre selbst gesteckten Wachstumsziele für das Jahr 2000 nicht ganz geschafft haben. Statt eines erwarteten Umsatzes von 84 Millionen Mark kamen bei der Endabrechnung nur 79,1 Millionen heraus. Gemessen an den 50,3 Millionen vom Vorjahr entspricht dies aber immerhin noch einem komfortablen Plus von rund 57 Prozent. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern fielen 8,4 Millionen Mark an, was gegenüber den 8,3 Millionen vom Vorjahr eine kaum nennenswerte Steigerung bedeutete. Der Jahresüberschuss wiederum kletterte von 4,7 auf 6,3 Millionen Mark.

Der größte Umsatzbrocken entfiel mit 56 Prozent auf die Software-Lizenzen, die allerdings deutlich unter den 66 Prozent des Vorjahres blieben. Einen kräftigen Anstieg verzeichnete Easy im Bereich Handelsware, der im Jahr 2000 rund 21 Prozent zu den Einnahmen beisteuerte - nach zwölf Prozent im Vorjahr. Dieser Zuwachs resultierte laut Berater Klaus Wienhold, der seit dem Weggang von Finanzchef Bernd Brückner zusammen mit Vorstandsmitglied Dirk Vollmering das Zahlenressort kommissarisch betreut, aus einem überproportionalen Geschäftsverlauf bei Easy-Tochter Scan Optic. Der Anbieter von Scanner- und optischen Speichertechnologien, den die Mülheimer 1999 an Bord geholt hatten, glänzte mit einem Umsatzplus von 55 Prozent auf 14,2 Millionen Mark. Dagegen legte der Bereich Dienstleistungen nur marginal von 19 auf 20 Prozent zu.

Im Servicegeschäft besteht noch Nachholbedarf

Gerade dort hat Easy im DMS-Konkurrenzumfeld noch Nachholbedarf. Während die ärgsten deutschen Wettbewerber Ixos, SER und Ceyoniq (die ehemalige CE Computer) darauf aus sind, im bislang vernachlässigten Partnergeschäft in die Gänge zu kommen, sind die Mülheimer bemüht, sich auf direktem Weg Zugang zu den Großkunden zu verschaffen, um so das lukrative Dienstleistungsgeschäft anzukurbeln. Zwar erklärt Hanisch, dass sich an der derzeitigen Umsatzverteilung 80 Prozent indirekt, 20 Prozent direkt auf Sicht nichts ändern wird. Dennoch sollen die Serviceaktivitäten forciert werden. Den Grundstein hat Easy im vergangenen Jahr mit der Übernahme des System- und Beratungshauses Kühling GmbH gelegt. Es bildet den Kern der Anfang 2000 aus der Taufe gehobenen und im September an den Start gegangenen Easy Solutions AG.

Gleichwohl haben die Westfalen noch viel Arbeit vor sich, wollen sie ihre Ambitionen verwirklichen, nicht nur im SAP- und Microsoft-Umfeld voranzukommen, sondern auch im IBM-AS/400-Markt Fuß zu fassen. Im R/3-Bereich ist Easy derzeit nach Anzahl der Installationen - und nach Ixos - der weltweit zweitgrößte Anbieter von elektronischen Archivsystemen. Auch die seit 1998 bestehende Entwicklungspartnerschaft mit Microsoft trägt zunehmend Früchte. Zur Cebit stellte man mit "Easy Exchange" ein eigenständiges Produkt für die Microsoft-Groupware "Exchange Server" vor, das die Server-basierende Archivierung sämtlicher Exchange-Elemente inklusive Volltextrecherche und Bedienung über den Outlook-Client ermöglichen soll. Doch die durch vor zwei Jahren getätigte mehrheitliche Beteiligung an der Solsys-Gruppe geschürten Hoffnungen, sich auch vom großen AS/400-Kuchen ein opulentes Stück abschneiden zu können, haben sich bislang nicht erfüllt. "Dieser Bereich", räumt Finanzberater Wienhold ein, "entspricht noch nicht unseren Vorstellungen."

Internationalisierung nicht einfach

Schwer tat sich Easy im zurückliegenden Jahr auch mit seiner Internationalisierungsstrategie. In Europa wollte man in Österreich, in Benelux und in Skandinavien Niederlassungen gründen. Lediglich in der Alpenrepublik aber kam man zum Zug - durch die Übernahme der Wiener Archiv Austria GmbH und der Salzburger Austria Consult GmbH. Schmerzlicher allerdings dürfte für den DMS-Spezialisten indes gewesen sein, seine US-Pläne nicht in die Tat umsetzen zu können. Seit 1999 mit eigenständiger Tochter dort vertreten, wollte man mit der Übernahme eines US-Unternehmens mit ausgebautem Partnernetzwerk aufs Gaspedal treten. Die Preisvorstellungen der in Frage kommenden Kandidaten seien jedoch völlig überzogen gewesen, so Hanisch. Da man zudem die Anlaufkosten unterschätzte, gingen die Easy-Lenker schließlich dazu über, 80 Prozent ihrer Anteile an der US-Tochter an einen Partner abzutreten. Ähnlich verfuhr man auch mit der Dependance in Großbritannien.

www.easy.de

ComputerPartner-Meinung:

"Das Ringen um die besten Positionen im DMS-Markt wird durch die Servicequalität entschieden", erklärte Easys Ex-Finanzchef Bernd Brückner im vergangenen Jahr. Dass der Aufbau einer schlagkräftigen Dienstleistungstruppe wichtig, aber nicht leicht sein würde, war ihm wie auch seinen Vorstandskollegen schon damals bewusst. Der Grundstein ist zweifelsohne gelegt - mehr aber auch noch nicht. So dürfte Easy denn auch im laufenden Jahr dem Ausbau der Serviceaktivitäten einen großen Stellenwert einräumen. Dies allerdings könnte zur Gratwanderung werden. Denn der dadurch verstärkte direkte Zugriff auf die Kundschaft könnte zu mancher Kollision mit den Partnern führen. (bk)

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