PC-Spezialist: Spagat zwischen Online-Vertrieb und Partnern

03.05.2001
Ein börsennotierter PC-Franchiser muss mit seinem Web-Auftritt gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Potenzielle Franchisenehmer suchen Informationen, Kunden wollen PC-Produkte erwerben und Anleger mehr über das Unternehmen erfahren. Wie hat PC-Spezialist diese Aufgabe gelöst?

Die Einstiegsseite der Internet-Präsenz von PC-Spezialist lädt sich erfreulich schnell. Leider "erschlägt" die Gestaltung der ersten Seite den Besucher: Gleich zwei Spalten bieten "News & Facts" in eng zusammengestellten Hyperlinks. Da sind dem Web-Designer wohl die Kategorien ausgegangen. Schöner wäre ein News-Archiv auf einer eigenen Seite, so dass die Einstiegsseite nicht so vollgepfropft wirkt. Vier Wochen alte News müssen nicht so prominent platziert werden. Weniger ist immer mehr.

Das PC-Spezialist-Logo im Hintergrund lässt die Seite mit den zahlreichen blauen Links noch unruhiger wirken. Auf den weiteren Seiten wurde es weggelassen. Das ist zwar für das Auge wohltuend, widerspricht aber der Gestaltungsregel, wonach das Corporate Design auf allen Seiten durchgehend bleiben soll.

Die Gestaltung der weiterführenden Seiten ist klar, die Schrift deutlich lesbar. Im Gegensatz zur Einstiegsseite wurde darauf geachtet, dass Scrollen nicht nötig ist. Eine Ausnahme, die das Corporate Design der übrigen Seiten erneut außer Acht lässt, ist der Link zu "Investor Relations". Hier öffnet sich ein neues Fenster, was sonst nicht der Fall ist, und die Farbgebung weicht vom restlichen Web-Auftritt ab. Durch das prominent platzierte Logo von Microtrend wird der Nutzer zusätzlich verunsichert, ob er auch beim richtigen Unternehmen gelandet ist.

Navigation doppelt gemoppelt

Aktuelle Online-Angebote gleich auf der ersten Seite zu zeigen ist gut, denn die Besucher kommen auf die Homepage des PC-Fachhändlers, um Preise zu vergleichen oder um zu kaufen. Je schneller ihnen die Gelegenheit dazu geboten wird, desto komfortabler. Wer aber im ersten Überschwang gleich ein Produkt kaufen will, wird gebremst. Die Angebote im Hauptfenster führen nur zur Abbildung und zu ein paar technischen Daten; von dort aus bestellen ist nicht möglich.

Sehr übersichtlich wirken die Buttons auf dem linken Rahmen mit weiterführenden Links zu Unternehmensinformationen und den einzelnen Läden. Stutzig macht allerdings das doppelte Link-Angebot. Die Links "Jobangebote", "News & Facts" und "Online-Angebote" sind sowohl über diese Rahmenbuttons als auch über das Hauptfenster erreichbar. Das ist überflüssig und sieht noch dazu nicht schön aus.

Mit Ausnahme des Links zu Informationen für Anleger sind alle Seiten homogen aufgebaut. Der Rahmen bleibt sichtbar und erleichtert so die schnelle Navigation.

Produktsortiment und Bestellung

Das Produktsortiment könnte viel breiter sein. Zwar stehen dem Nutzer 27 Kategorien zur Auswahl, doch manche enthalten nur ein Produkt. Die Produktpalette der einzelnen Läden ist nicht abgebildet, nur deren Adresse. Um als Einkaufsplattform attraktiv zu sein, sollte das Angebot der Läden miteingebunden werden. Dann kann der Kunde online bestellen, hat aber trotzdem einen Ansprechpartner in seiner Nähe.

Die Bestellfunktion ist nicht sehr komfortabel. In einer unübersichtlichen HTML-Tabelle muss sich der Käufer sein Produkt suchen und seine Daten abschicken. Er erfährt zwar, dass ein PC-Spezialist-Partner innerhalb von 24 Stunden seine Bestellung bestätigen wird. Über die Höhe der "handelsüblichen" Versandkosten und der "Handlingspauschale" wird er aber im Unklaren gelassen. Genauso wenig weiß er, wie er die Ware dann bezahlen kann. So viele offene Fragen dürften die Online-Bestellung vereiteln, denn wer kauft schon die Katze im Sack?

Ein weiterer Nachteil der Bestellfunktion: Wenn der Kunde alle erforderlichen Informationen am Ende der Seite eingegeben hat, muss er den "Versenden"-Button suchen, der befindet sich nämlich ganz oben und ist deswegen nicht sichtbar. Ein Hinweis auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen fehlt ebenfalls. Diese vielen Unstimmigkeiten deuten darauf hin, dass es PC-Spezialist nicht so richtig ernst meint mit dem Online-Verkauf, sonst wäre dieser sensible Bereich besser gestaltet.

Kontaktmöglichkeit

Wer Fragen hat, dem wird bei PC-Spezialist online schnell geholfen. Denn zum einen sind die Funktionen und E-Mail-Adressen der Ansprechpartner deutlich dargestellt, zum anderen bietet der Web-Auftritt ein Diskussionsforum, das von den Besuchern fleißig genutzt wird. Es spricht für die Offenheit von PC-Spezialist, dass dort auch Kritik an einzelnen Läden stehen gelassen wird. Anfragen werden zügig beantwortet und stehen so allen Nutzern, die eine ähnliche Frage haben, zur Verfügung.

Interaktivität

Wichtig für Fachhändler und damit potenzielle Franchisenehmer ist es, möglichst viele Informationen über PC-Spezialist zu erhalten. Auf der Web-Seite kommen sie voll auf ihre Kosten. Detailliert und übersichtlich gegliedert werden die einzelnen Schritte bis zum eigenen Franchiseunternehmen erläutert. Wer von all diesen Informationen überzeugt wurde, kann online sogar gleich den Franchiseantrag ausfüllen. Doch auch hier wurde zu wenig auf komfortable Nutzerführung geachtet. Nachdem man von oben bis unten alle Angaben fleißig eingetragen hat, fehlt am Ende der Seite der "Versenden"-Button.

Die Investor-Relations-Seite bietet diverse Möglichkeiten zur Interaktion. Interessenten können einen Newsletter abonnieren oder sich ein Video anschauen. Die Kontaktdaten sind klar dargestellt. Wer trotz der zahlreichen Unternehmens-News und Analystenbewertungen noch Fragen hat, kann sich über gut sichtbare Links an verschiedene Stellen innerhalb des Unternehmens wenden.

Kurz gefasst

Man merkt dem Web-Auftritt von PC-Spezialist deutlich an, dass der schwierige Spagat zwischen Online-Vertrieb und Einbeziehung der Handelspartner noch nicht zur vollsten Zufriedenheit gelungen ist. Die Web-Seiten wollen (und sollen) mehr sein als nur ein Abbild der PC-Läden. Irgend jemand hat PC-Spezialist bestimmt geraten, ein Portal anzubieten, mit News, Community und Service-Links. Nichts gegen diese Angebote, aber sie sollten zusätzliche Dienstleistungen sein. Von einem PC-Shop im Web erwarten Besucher doch in erster Linie eine ordentliche und umfassende Bestellmöglichkeit. Und die ist auf www.pc-spezialist nur rudimentär gegeben. Potenzielle Franchisenehmer, die sich informieren wollen, werden dagegen gut bedient. (is)

Adresse: www.pcspezialist.de

Wertung:

Optik/Design: :-|

Navigation: :-|

Produktsortiment: :-(

Bestellvorgang: :-(

Feedback/Kontakt: :-)

Interaktivität: :-)

Schnelligkeit: :-)

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