Peacock: sanieren, reorganisieren oder aufgeben?

16.01.2003

Peacock gehörte mal zu den beim Handel beliebtesten - und damit auch erfolgreichsten - Distributoren im deutschen Markt. Seit der Übernahme durch Actebis hat man dort viel Porzellan zerschlagen. Das hatte negative Auswirkungen auf die Arbeitsqualität der Mitarbeiter, Kundenloyalität und die ehemals vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Lieferanten. Heute ist von dem früheren Star der Distributionsszene nicht mehr viel übrig. Am Jahresende musste die Peacock-Geschäftsführung aufgrund eines "weit unter Plan liegenden Jahresabschlusses" und immer noch bestehender Probleme bei den Eigenmarken Peacock und Targa gehen.

Jetzt stellt sich für Kunden und Lieferanten die berechtigte Frage: Ist Peacock reif für eine Grundsanierung, oder steht das Unternehmen kurz vor dem Aus? Einige Antworten zur Zukunft von Peacock gibt Actebis-Chef Michael Urban im Gespräch mit ComputerPartner (siehe Artikel auf Seite 38 der vorliegenden Ausgabe). Trotz der vermeintlich guten Absicht, Peacock wieder auf die Füße zu helfen, wäre es besser, einen Schlussstrich zu ziehen - sprich: das Unternehmen zu schließen. Das mag für die dort noch beschäftigten Mitarbeiter und loyalen Peacock-Anhänger hart klingen, aber die folgenden Argumente lassen leider keinen anderen Schluss zu.

Die problematische Situation der gesamten IT-Branche (steigende Insolvenzen, schwache Nachfrage, Preisverfall bei steigenden Kosten) lässt im deutschen Markt nicht mehr das Potenzial für vier große Distributoren. Wachstum für Ingram Micro, Tech Data, Actebis und Peacock ist nur noch durch knallharten Verdrängungswettbewerb - Marktanteile auf Kosten eines Kontrahenten ergattern - möglich. Umsatzsteigerungen über Kundennachfrage zu generieren bleibt wohl auch dieses Jahr nur ein Traum. Die Wettbewerbssituation besteht außerdem nicht nur zu den beiden Münchner Broadlinern, sondern auch die Vertriebsmannschaften der Schwesterunternehmen Peacock und Actebis buhlen und kämpfen mit allen Mitteln um Aufträge. Macht es Sinn, sich gegenseitig bei den Bechtles, ADAs & Co. zu unterbieten? Nein. Ein weiteres Problem von Peacock ist die schwindende Kundenloyalität und die damit einhergehende Kundenabwanderung. Das zeigen auch die herben Einbußen des Unternehmens bei den ComputerPartner Channel Champions 2002 (siehe ComputerPartner 44/02, Seiten 3 und 46).

Und schließlich geht es für Actebis mittlerweile auch darum, das eigene Überleben langfristig zu sichern. Die klare Vorgabe aus Hamburg lautet: 2003 den Break-even schaffen. Mit Peacock dürfte das deutlich schwieriger werden als ohne Peacock. Das Management steht vor einer schwierigen Entscheidung. Wie auch immer sie ausgehen wird, sie wird noch in diesem Jahr - im Idealfall so früh wie möglich - fallen müssen.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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