Plattform-Korsetts platzen auf

27.05.2004
Nach IBMs "Websphere" gewährleistet SAP künftig die Interoperabilität seiner Web-Services-Plattform "Netweaver" auch mit Microsofts Dotnet. Für im Mittelstand tätige Softwarehäuser und VARs werden damit Produktintegration und Datenaustausch zwischen Programmen der Software-Riesen einfacher. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Mehr als 40.000 SAP-Installationen laufen auf Microsoft Windows - mehr als auf allen anderen Betriebssystemen zusammen. Fast zwei Drittel aller neuen SAP-Lösungen werden auf Windows implementiert. Während laut SAP-Chef Henning Kagermann IBMs WebServices-Plattform "Websphere" weiterhin im Highend das Maß der Dinge für Kunden der Walldorfer ist, richtet sich die Plattformintegration von Dotnet und Netweaver, obwohl B1 dort außen vor bleibt, an den Mittelstand. Grund genug für beide Unternehmen, ihren Konkurrenzkampf im mittelständischen ERP-Geschäft hintanzustellen und ihre Web-Services-Plattformen Dotnet und Netweaver miteinander zu verheiraten. "Durch die enge Integration der Technologien von SAP und Microsoft können unsere gemeinsamen Kunden künftig die Vorteile der Web Services besser ausschöpfen", erklärt Kagermann.

Visual Studio Dotnet verschafft Entwicklern Interoperabilität

Entwickler würden den Angaben zufolge über Microsoft Visual Studio Dotnet einen Zugriff auf die Funktionalität von Netweaver erhalten und könnten so die Interoperabilität zwischen SAP-Lösungen und Microsoft-Office-Anwendungen gewährleisten. Kein Wunder, dass Bill Gates, Chairman und Chief Software Architect von Microsoft, in dasselbe Horn stößt wie der SAP-Chef: "Web Services verbinden kritische Geschäftsinformationen und -prozesse in Netweaver mit der Leistungsfähigkeit und Produktivität von Dotnet."

Roadmap skizziert Integrationsprozess

Um ihre Versprechen einzulösen, haben die beiden Unternehmensvordenker eine umfangreiche Zusammenarbeit auf allen Ebenen vereinbart. Die gemeinsame Integrations-Roadmap sieht sowohl den Austausch technologischer Komponenten als auch eine Zusammenarbeit bei Vertrieb und Marketing vor. So werden die Walldorfer im Sommer 2004 das Betaprogramm für ein Software-Development-Kit starten, mit dem Entwickler das ASP.Dotnet-Programmiermodell einsetzen können, um SAP-Lösungen zu erweitern und anzupassen. Angeboten werden Entwicklungsmöglichkeiten für den Einsatz des SAP-Enterprise-Portals unter Windows und mit Microsoft Visual Studio als Entwicklungsumgebung. Ebenfalls ab August 2004 will der ERP-Hersteller eine neue Version von SAP Dotnet anbieten. Neuerungen umfassen eine erweiterte Sprachunterstützung für Visual Basic Dotnet, Integration mit Visual Studio Dotnet sowie weitere Sicherheitsfunktionen. Die Walldorfer treten außerdem dem Visual Studio Industry Partner Program (VSIP) bei. So können Entwickler unter Einsatz von Visual Studio und Visual Studio Integrated Development Environment (IDE) direkt SAP-Anwendungen programmieren. Die nächste Version von Netweaver wird den Angaben zufolge die erweiterten Web-Services-Protokolle direkt unterstützen. Damit soll die Interoperabilität zwischen Netweaver und zentralen Dotnet-Technologien - wie dem Biztalk-Server sowie anderen Produkten von Microsoft und anderen Herstellern - auf der Transaktionsebene sicherer und zuverlässiger werden.

Smart Clients ermöglichen Zugriff aus MS Office

Der ERP-Gigant wird weiter eine Smart-Client-Benutzeroberfläche, ein Entwickler-Kit und Anwendungsbeispiele bereitstellen, die helfen sollen, Smart Clients für den Zugriff auf SAP-Funktionen aus einer Microsoft-Office-Umgebung beziehungsweise Visual Studio 2005 zu implementieren. Microsoft will Repository Manager (Konnektoren) entwickeln, die Knowledge-Management-Funktionen von Netweaver mit den Windows Sharepoint Services und dem Exchange Server integrieren. Sie sollen Anfang 2005 verfügbar sein. Im Rahmen ihrer Allianz haben beide Unternehmen auch die gegenseitige Lizenzierung von Patenten vereinbart, um die technische Zusammenarbeit und die Softwareentwicklung zu erleichtern.

In Walldorf richten die beiden Unternehmen ein Collaboration Technology Support Center ein, das von SAP- und Microsoft-Mitarbeitern betrieben wird. Die Softwarehersteller arbeiten auch in Marketing und Vertrieb zusammen.

Meinung des Redakteurs

Web Services sind das Geschäft der nahen Zukunft für Entwicklungspartner der Softwarehersteller. Allerdings nur dann, wenn sie plattformübergreifend eingesetzt werden können. Bei aller Konkurrenz sind die großen Anbieter deshalb zur Zusammenarbeit verdammt.

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