Preisbrecher G-Vision umwirbt nun den Fachhandel direkt

28.11.2002
Nach Lostreten der Preislawine im LCD-Markt vor zwei Jahren gibt sich der taiwanische Anbieter G-Vision geläutert und versucht nun, unter dem neuen Namen Princeton den qualifizierten Fachhandel direkt zu umgarnen.

Mit einem Media-Markt-Angebot von unter 1.000 Mark hat sich LCD-Hersteller G-Vision vor zwei Jahren unter der Konkurrenz nicht gerade viele Freunde gemacht. Weiter am Image des taiwanischen Herstellers hat auch die Pleite von Großabnehmer Natcomp gekratzt, weshalb sich G-Vision für das Europageschäft nach einem neuen Brand umgeschaut hat. Die Wahl fiel auf den Namen Princeton, der an die berühmte Universität erinnert und damit positive Assozia-tionen wecken und Wiedererkennungswert schaffen soll, so Mario Gunsch, Managing Director der neuen G-Vision-Europazentrale Neodis GmbH in Zorneding bei München.

Als Mann, der seiner Aussage nach die Vobis-Marke Yakumo aufgebaut hat, beobachtet Gunsch, dass sich das Preisgefälle in dem Markt nicht überall niederschlägt und die Distributionsmargen mittlerweile bei 15 Prozent angelangt sind:

"Es kann nicht sein, dass die Strukturen der Broadliner immer teurer geworden sind", schimpft Gunsch. Sein Konzept sieht daher vor, den Fachhandel margenfreundlich mit Geräten der Marke Princeton direkt zu beliefern. "Bereits zwei Wochen nach Start des Programms Mitte Oktober war die Resonanz überwältigend, was für uns zeigt, dass wir mit dem Konzept auf dem richtigen Weg sind. Und ich bin überzeugt, dass wir die Branche mit unseren Modellen der Marke Princeton kräftig durchschütteln können", klopft sich Gunsch auf die Schulter und weist darauf hin, dass der Anteil am Nicht-Retailer-Markt in Deutschland besonders groß ist. Derzeit umfasst das Princeton-Angebot den 15-Zöller B15MS und den 17-Zöller B17MS. Im nächsten Jahr soll ein 19-Zoll-Gerät folgen.

G-Visions Plan sieht für dieses Jahr europaweit einschließlich OEM-Ware einen Absatz von 80.000 bis 90.000 Geräte vor. "Im nächsten Jahr könnten es insgesamt gut 200.000 Displays sein, wobei der Anteil von Geräten mit Princeton-Label durchaus bei 30 Prozent liegen könnte", meint Gunsch. Weltweit sieht sich der taiwanische Hersteller mit 500.000 bis 600.000 verkauften Geräten und einem Umsatz von 100 Millionen Dollar im Jahr 2001 unter den Top Ten im LCD-TFT-Markt. Ziel bis Ende 2002 ist eine Umsatzverdopplung auf 200 Millionen Dollar.

Was das Preisgefälle bei den Panels betrifft, sieht Gunsch den "Grund des Brunnens" langsam erreicht. Schließlich habe der nachlassende Preis auf Panel-Ebene, auch wenn er im März-April so nicht abzusehen war, auch etwas bewegt im Markt. "Jeder kocht nur mit Wasser, und wir mischen kräftig mit, wozu wir mit unseren strategischen Partner aus Korea, Taiwan und Japan sehr wohl in der Lage sind." Die eigene Pionierleis-tung in allen Ehren, wolle G-Vision lieber an A-Qualität arbeiten, als sich auf B- oder gar C-Level herabzulassen, womit jüngst sogar die ersten Geräte für deutlich unter 300 Euro auf den Markt kamen. "Angebote von 300 Euro und darunter werden bei 15-Zöllern in wenigen Wochen auch für A-Grade-Ware möglich sein", prophezeit der Neodis-Chef.

Auch wenn 17-Zöller mit der fünften Generation von Produktionsstätten bei Samsung etwa größere Displays zu günstigeren Preisen möglich machen und sich auch schon Verkaufszahlen von 15-Zöllern zugunsten von 17-Zöllern nach unten drücken, ist Gunsch überzeugt, dass selbst 14-Zöller noch lange nicht tot sind. In den USA liege der Marktanteil der als Auslaufmodelle geltenden kleineren Größen noch bei 30 Prozent.

Im vierten Quartal habe die Nachfrage derart angezogen, dass vorübergehend sogar Lieferengpässe auftreten können. "Was Lieferengpässe betrifft, sind die Koreaner eher unzuverlässig, aber Gott sei Dank haben wir sehr gute Beziehungen zu den Japanern", freut sich Gunsch.

www.princeton.de

ComputerPartner-Meinung:

G-Vision-President Victor Y. P. Lai sorgte als deutschlanderfahrener Mann schon für so manche Überraschungen. Mit neuem Namen den Fachhandel unter Umgehung der Distribution direkt zu beliefern stellt logistisch wie marketingseitig eine neue Herausforderung dar. Sollte das Konzept aufgehen, wäre es für beide Seiten ein Gewinn, winken den Fachhandelspartnern dadurch doch sehr viel freundlichere Margen. (kh)

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