Presseschau

26.11.1998

Der SpiegelAls "kalkulierten Selbstmord" betitelt "Der Spiegel" (48/1998) das Treiben der Hamburger Softwarefirma Star Division, die ihre "Star Office 5.0"-Bürosoftware an Privatleute verschenkt:

Inzwischen geht es zu wie bei Aale-Dieter auf dem Hamburger Fischmarkt, der immer noch eine Makrele auf das unschlagbare Angebot draufklatscht. Kein Wunder, daß die Bereitschaft zu zahlen nachläßt: Software, so folgert der Anwender, ist kein Gut mehr, nur noch ein Mittel, Märkte zu schaffen oder das Bedürfnis nach Kundendienst zu erzeugen. Die Internet-Ökonomin Esther Dyson sagt schon länger voraus, daß Software allein sich bald nicht mehr verkaufen läßt. Auch ehemals sündteure Programme verteilt dann womöglich der Postbote als Hauswurfsendung.

Computerwoche

"Fauler Zauber oder guter Geist" fragt die "Computerwoche" (47/98) angesichts der "Java Intelligent Network Infrastukture" (Jini) von Sun Microsystems:

Wie Sindbad im Märchen hat nun Sun einen dienstbaren Geist hervorgezaubert. Der Hersteller verspricht, mit der Macht von Jini die gesamte Computerei zu verändern: Netzwerke sollen einfacher zu verwalten sein, das Konzept zudem einen wesentlichen Schritt in Richtung verteiltes Computing darstellen. Doch noch hat der Geist seine magische Kraft nicht unter Beweis gestellt. Von leeren Versprechungen und Luftschlössern können sich Anwender nichts kaufen

- sie brauchen konkrete Lösungen.

Süddeutsche Zeitung

Über die "Geisterfahrt" der Bundesregierung in Sachen 620-Mark-Jobs schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (21./22.11.98):

Jetzt wird es hingegen einen steuerlichen Flickenteppich geben, rein fiskalisch motiviert und nicht im entferntesten geeignet, den Ressourcenverbrauch zu drosseln. Und jedermann in dieser Republik darf rätseln, was im nächsten Jahr oder danach passiert. Wie aber sollen auf dieser Grundlage die Unternehmen planen? Mit diesem Verhalten verstößt die Koalition gröblich gegen den ehernen Regierungsgrundsatz, der da lautet: Die Wirtschaft braucht weit über den Tag hinaus verläßliche Rahmenbedingungen. Sun steht vor einer großen Aufgabe: Auf die vollmundigen Versprechen müssen jetzt Taten folgen. Jini läuft sonst Gefahr, genauso zu zerplatzen wie unzählige Marketing-Seifenblasen davor.

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