Projektionstechnik: Intel kneift

02.09.2004
Mit LCoS-Chips, einer günstigen Alternative zu LCD und DLP, wollte Intel in der zweitenJahreshälfte 2004 den Technologiemarkt für HDTV-Fernseher und Projektoren aufmischen. Doch nun wurden die Pläne vorerst auf Eis gelegt. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Ursprünglich wollte Intel in der zweiten Jahreshälfte 2004 mit Blick auf das Wachstumssegment Rückprojektionsfernseher in den Markt für LCoS-Chips eintreten. Es handelt sich dabei um ein reflektierendes LCD-Panel als alternative Technologie zu transmissiven LCDs und den mit Mikrospiegeln bestückten DMD-Chips für DLP-Projektoren. Mit dem ursprünglich geplanten Eintritt in den LCoS-Chipmarkt hätte der Chipriese Intel den von Epson (LCD) und Texas Instruments (DLP) beherrschten Markt für Projektionstechnologien wohl mächtig aufgemischt. Für Marktbeobachter war dies mit ein Grund, warum DLP-Chipanbieter Texas Instruments (TI) seit Jahresanfang mit den DMD-Chip-Preisen (Digital Micromirror Devices) nach unten gegangen ist. Die Pläne für den LCoS-Chip, Codename Cayley, hat Intel aber nun auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Und so bleibt es beim Quasimonopol von Epson und TI bei den wichtigsten Projektorentechnologien.

Während die Entscheidung schon Spekulationen hervorrief, dass Intel, wie bei manchen anderen verschobenen Produkt-Launches vermutet, technologisch nicht mehr in Form sei, sieht Marktforscher iSuppli das Problem eher in der Vermarktbarkeit der LCoS-Technologie selbst, die ein Auf und Ab der Investitionsinteressen zur Folge hat. Denn im Prinzip ist LCoS zwar eine einfache Technologie, die auch schon beeindruckende Ergebnisse gezeigt hat, in der Praxis ist sie aber schwer zu implementieren. Hinzu kommt, dass sie mit anderen Technologien in einem bereits überfüllten Markt konkurrieren muss, so die Marktforscher von iSuppli. Sie erinnern dabei an die LCoS-Euphorie Ende der 90er Jahre, die im Laufe der Zeit Ernüchterung gewichen ist. Viele Hersteller, die das Konzept getragen und mitgetragen hatten, sind zur Jahrtausendwende wieder ausgestiegen. Die nächste LCoS-Welle kam 2001 und traf mit dem wachsenden Interesse an digitalem Fernsehen zusammen. Aber auch da mehr heiße Luft als echtes Engagement. Und abermals sind einige Hersteller bald wieder abgesprungen. Ausnahmen bestätigen die Regel: So hat Philips auch im Krisenjahr 2003 an seiner LCoS-Vision festgehalten und Single-Chip-Fernseher (Fertigung bei Böblingen) entwickelt und vermarktet, obwohl Produktnamen geändert wurden und etliche Lieferungen verschoben werden mussten. Der japanische Hersteller JVC, der dem "Kind" seinerseits einen anderen Namen gab, war übrigens einer der ersten, der LCoS in den 90er Jahren kommerzialisierte und es noch bis heute tut.

Meinung des Redakteurs

LCoS ist eine interessante, aber noch immer umstrittene Projektions- und Rückprojektionstechnologie. Ob zum Guten oder Schlechten, mit seiner Marktmacht hätte Intel sicherlich so einiges bewegt im Markt für TV-Boliden und Projektoren. Doch die meisten Hersteller haben sich schon auf LCD und DLP eingeschworen. Nichts desto trotz, das Interesse an LCoS kommt in Wellen, und vielleicht ist es ja die nächste, die Intel und mit dem Chipriesen auch andere bis zum Ende reiten.

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