Prout-Chef Eickmeyer räumt auf: "Von Verlusten kann man halt nicht leben"

10.10.2002
Die negative Entwicklung der Prout AG fordert personelle Opfer: Die Vorstände Siegfried Philipp und Günter Laukhardt mussten auf Druck der Aktionäre ihre Ämter niederlegen. Neuer Vorstandsvorsitzender ist der ehemalige Escom-Gründer Karl-Michael Eickmeyer. Er will den Printspezialisten 2003 in die Gewinnzone bringen.

Seit drei Jahren ist die Prout AG an der Börse, seit drei Jahren schreibt sie rote Zahlen. Auch die Prognose, im zweiten Halbjahr 2002/03 ein ausgeglichenes operatives Ergebnis zu erreichen, ist Schnee von gestern. "Ich gehe derzeit davon aus, dass wir 2003 wieder profitabel sein werden", so der neue Vorstandsvorsitzende Karl-Michael Eickmeyer im Gespräch mit ComputerPartner.

Seit 4. September steht der Unternehmensberater und ehemalige Escom-Gründer an der Spitze des Unternehmens, bislang hat er sich mit Statements zur aktuellen Lage der Firma allerdings zurückgehalten: "Ich habe mir erst mal drei Wochen Zeit für eine Bestandsaufnahme gegeben", sagt er. Inzwischen habe er unter anderem auch das aktuelle Geschäftsjahr überprüft "und ein paar Korrekturen vorgenommen". Das Resultat steht in der aktuellen Ad-hoc-Mitteilung: Der Halbjahreskonzernverlust (31. August) vor Steuern beläuft sich auf rund 1,6 Millionen Euro.

Philipp wehrte sich gegen Machtverlust

Auch im zurückliegenden Geschäftsjahr fuhr die Prout AG nur rote Zahlen ein, und die schlechten Nachrichten forderten ihren Tribut: Bevor Eickmeyer bei der letzten Hauptversammlung als Hoffnungsträger an die Spitze gewählt wurde, mussten die Vorstände Siegfried Philipp und Günter Laukhardt ihre Vorstandsämter niederlegen. Weil die versprochenen Gewinne ausblieben, hatte eine Gruppe von Minderheitsaktionären den Antrag auf Abberufung des Aufsichtsrats gestellt und auf Neuwahlen gedrängt.

Vor allem Philipp wehrte sich vehement gegen den drohenden Machtverlust: Mit seinem Restrukturierungsprogramm seien die Kosten schließlich "signifikant gesenkt und die Verluste von Quartal zu Quartal deutlich reduziert worden", beschwor er noch Ende August die positive Entwicklung herauf. Dass ihm die Investoren nicht mehr glauben wollten, ist für Philipp besonders bitter: Er ist nicht nur Manager, sondern auch Gründer des Unternehmens.

"Nach drei Jahren wollen die Aktionäre endlich Gewinne sehen", sagt Eickmeyer, "von Verlusten kann man nun mal nicht leben." Dass Philipp über die Entwicklung nicht erfreut ist, sei verständlich. Er sei derzeit im Urlaub, aber noch im Unternehmen. "Philipp steht der Firma weiterhin sehr loyal gegenüber", betont Eickmeyer. Mögliches Kompetenzgerangel mit dem Ex schließt der neue Vorstand rigoros aus: "Wir kennen uns seit 16 Jahren, haben oft zusammengearbeitet. Ich persönlich schätze ihn sehr." Überhaupt wäre eine positive Entwicklung in jedem Fall auch in seinem Sinne: "Philipp ist nach wie vor Großaktionär der Prout AG." Eickmeyer will aber nicht ausschließen, dass sich der Gründer demnächst beruflich verändern wird.

Eine Neuorientierung bleibt zumindest dem Unternehmen selbst erspart: "Auf der Softwareseite sind wir einigermaßen gut aufgestellt", so Eickmeyer. So hat man mit der Document-Output-Management-Lösung "Prout in Form" bereits Kunden in der Automobilbranche überzeugt. Dieses Industriesegment will der neue Vorstand künftig noch stärker ins Visier nehmen. Die IT-Partner wie Hewlett-Packard und Kyocera stehen ebenfalls weiterhin fest zu Prout, berichtet Eickmeyer: "Mit Kyocera haben wir vor kurzem Gespräche über den Ausbau der Partnerschaft geführt, und auch bei HP sehen wir gerade nach der Fusion mit Compaq noch großes Potenzial."

Zu den wesentlichen Umsatzträgern gehören aber auch die Hardwareverkäufe, denen Serviceleistungen wie Vor-Ort-Konfigurationen und -Installationen sowie Wartung und Reparatur angegliedert sind. "Wir werden uns auch weiterhin auf die Kernelemente Hard- und Software sowie Services konzentrieren", sagt Eickmeyer, "allerdings werden wir dabei unsere Struktur klarer gestalten und die erkannten Einsparungspotenziale schnell umsetzen." Letzteres läuft auch bei Prout auf Entlassungen hinaus: Von acht oder neun Mitarbeitern wird sich das Unternehmen dem Vorstand zufolge noch trennen, am Ende des Jahres werden damit noch 50 übrig sein.

www.prout.de

ComputerPartner-Meinung:

Dass der Unternehmensgründer nun enttäuscht ist, kann man verstehen; überrascht dürfte er über die Entwicklung aber nicht gewesen sein: Die versprochenen Gewinne blieben einfach zu lange aus. Dass Philipp sein Unternehmen verlassen wird, gilt eigentlich schon als sicher. Vielleicht wird es Eickmeyer schaffen, die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Mit dem Fokus auf die Autobranche hat er sicher schon einen Schritt in die richtige Richtung getan. (mf)

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