Querschläger

11.12.1998

Die Kistenschieber-Titanic

Und raus bist du. Kaum ist die Systems 98 vorbei, platzt die Bombe, und es bestätigten sich die Gerüchte. Wiederum findet sich jemand, der wie bei dem Escom-Jammertal die Garantien übernimmt, um die bestehende Schadt-Klientel an seine Kisten zu binden. Wenn das Gesetz der Serie Bestand hat, ist dann Vobis als nächstes dran. Warum ist es aus? Die "dummen" Erstkäufer wenden sich immer stärker Aldi, Lidl und neuerdings auch Penny-Märkten zu. Billiger geht es nimmer, zum Einstieg in die Informationsdroge PC mit Abhängigkeitsgarantie ist es für die Low-End-Käuferschicht der Preis, der entscheidet. Also heißt es billig sein, superbillig, keinen Service am Hals haben zu müssen, kein Umtausch, keine Reklamation. Diese Vertriebsform ist die einzige, die in diesem Sektor eine Marge für den Verkäufer bereithält. Ein bißchen billig mit ein wenig Service liegt eben total am Markt vorbei. Das werden auch bald die noch Überlebenden der Kistenschieber-Titanic spüren. Die Zweitkäufer haben inzwischen mehrheitlich begriffen, wie der Hase läuft, und bescheren dem Fachhandel nach den Irritationen der letzten zwei Jahre wieder optimistische Weihnachtsgefühle. Wir sind die Eintrittskarte für das Informationszeitalter, unser Wissen um die Entwicklung der IT hilft dem finanziell potenteren und kritischen Wiederholungstäter, die richtige Entscheidung zu treffen und die Kosten von Fehlinvestitionen zu sparen. Wenn wir es sogar schaffen, unsere Dienstleistung bezahlen zu lassen, wie es bei Steuerberatern und Architekten üblich ist, kann mir CE und die Meisterkammer den Buckel runterrutschen. Soll die Kisten doch verkaufen wer will, ob Tschibo oder Pro-Markt, Aldi oder Vobis - im Prinzip ist doch alles der gleiche Schrott. Wenn von Compaq oder Fujitsu die Billigheimer verschoben werden, sollten wir froh sein, daß nicht wir es sind, die den Kopf für Garantie und Service hinhalten müssen. Presario 2 - die Rückkehr, dieser schaurige Film, wurde uns auf der Systems von Frau Compaq angedroht, was haben wir gelacht. Es gibt kein besseres Argument für Konkurrenzprodukte wie IBMs Aptiva oder eben Presario. Wie soll ich beispielsweise knapp tausend Mark Preisunterschied zwischen Deskpro und den Produkten der neuen Consumerstrategie erklären. Ich kann sagen, schlampiger produziert, BWare, weniger Garantie - ich versaue mir doch nicht meinen guten Ruf? Im Vergleich dürfte in Deutschland nur noch Lada gefahren und Leitungswasser getrunken werden, sollte billig um jeden Preis die Lösung der postindustriellen Computerindustrie sein. Nein, für den Hardwarefachhandel liegt die Zukunft, wie bisher auch, in individuell konfigurierbaren, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden abgestimmten Maschinen mit ebensolcher Software. "Build-to-order" oder -customer wäre eine Lösung, wenn die Distis nicht so langsam wären und die Konfiguration mit den gewünschten Teilen mit Fachleuten statt Telefonverkäufern vorgenommen werden könnte, doch ich schweife schon ab zum nächsten Thema. Jedenfalls hat es mal wieder einen der "Subventionierten" getroffen.

Bis demnächst

Euer Querschläger

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

Zur Startseite