Querschläger!

09.03.1998

Nepper, schlepper, Händlerfänger

Was bin ich doch begehrt, wenn ich erst einmal den Gewerbeschein habe. Auf jeden Neuling in der Selbständigkeit kommen nach der Flut der Prospekte spätestens bei Neuerscheinen des Telefonbuchs oder einer neuen XY-CD die ersten Nepper-Briefe für irgendwelche dubiosen Eintragungen in Verzeichnisse.

Sind hier nach Aschenputtel-Manier die echten von den falschen getrennt, geht das Theater mit den Optionshändlern los: Warentermingeschäfte mit phantastischen Gewinnen, steuerfrei selbstverständlich, oder supergünstige Diamanten. Danach kommen die Bettelbriefe von angeblichen Hilfsorganisationen, von Schülerzeitungen und örtlichen Vereinen. Die Anzeigenwerber der Sportwerbung versuchen einem Plakate anzudrehen, das Stück um 40 Mark. Andere probieren es mit irgendwelchen Publikationen von Kreisbroschüren bis zu Notfallaufklebern fürs Telefon. Wieder andere geben sich als Meinungsforscher aus, um Betriebsgröße und was weiß ich alles auszuspionieren. Da stecken zumeist Wirtschaftsinformationsdienste dahinter, welche die Daten danach meistbietend weiterverscherbeln.

Hat man das ganze Gesocks soweit im Griff und nicht das Pech, umzuziehen oder eine neue Rufnummer zu bekommen, weil sonst beginnt alles aufs Neue, dann rauben einem die Profi-Aquisiteure des sogenannten Groß- und Zwischenhandels den allerletzten Nerv. Das geht so: Telefon klingelt - Adrenalin - abheben. Die Stimme am anderen Ende fragt: "Handeln Sie auch mit Computerteilen ...?" Spätestens, wenn Sie diesen Satz hören, sollten Sie schnellstens auflegen. Sie haben entweder einen kompletten Idioten oder den Herrn Schummelmeier von Havarie und Co. an der Leitung, der Ihnen schnell und günstig 50 Microsoft-Mäuse oder irgendwelche Wavetable-Soundkarten andrehen will. Ein anderer beliebter Trick: "Wir überprüfen gerade die Faxnummern unserer Datenbank ..." - am nächsten Morgen ist die Tintenpatrone leer! Die Allerschlimmsten sind die

Was-darf-ich-Ihnen-heute-anbieten-Vertreter.

Leute, erstens habt Ihr nie, was ich gerade brauche, zweitens haben das schon gar nicht wildfremde Firmen, die per Nachnahmecash versenden, und drittens muß ich die Preise vergleichen, bevor ich bestelle. Ich antworte fast immer mit "Kundschaft", was mir zumeist einen Zwei-Sekunden-Denkvorsprung gibt und meinem Anrufer signalisieren soll, daß er nicht nur meine Zeit stiehlt, sondern auch seine Telefonrechnung erhöht.

Der Hartnäckigste hatte mir einmal seinen kompletten Bestand an Computerteilen runtergeleiert. Als es mir zu dumm wurde, legte ich den Hörer in die Schublade und ging eine Tasse Kaffee trinken. Nach einer guten Viertelstunde kam ich zurück und erklärte ihm, daß er mit einer Tüte Gummibärchen parliert habe. - Ich beendete das Gespräch mit der Trenntaste.

Mein Fazit: Erreichbarkeit, Preis, Verfügbarkeit sind die Kriterien für Händler. Also laßt den Telefonterror und nervt die Großen. Das Leben ist schon hart genug!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der neue ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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