Querschläger

07.01.1999

Wer keinen Ruf hat, kann ihn sich auch nicht versauen

Eine neue Absatzquelle hat der bisher beliebte Fachhandelsdistributor Macrotron für seine Macom Build-to-Customer-PCs (BTC) gefunden. Mit dem Logo ausgestattet, für das unsereiner geeignete Geschäftsräume, Vorführgeräte und Extrapersonal benötigt, geht die Ingram Micro Company im Namen des Direktversenders Misco auf Kundenfang bei der Fachhändlerklientel. Pikanterweise sind unter der gleichen Telefon- und Faxnummer und E-Mail-Adresse auch Build-to-Order-Rechner (BTO) von Hewlett-Packard vertreten, welche linientreue Fachhändler normalerweise bei Computer 2000 bestellen. Diese halten sich allerdings mit Mindestumsatzforderungen und den anderen Restriktionen aus dem Fachhändlergerede heraus. Nun wird die Argumentation von Herrn Kaack die sein, daß Misco ein Kunde und Wiederverkäufer ist wie alle anderen auch. Mag sein, aber ein Fachhändler ganz bestimmt nicht.

Wer schon einmal versucht hat, Siemens-Produkte in sein Portfolio aufzunehmen, muß sich ähnlichen Bestimmungen und Voraussetzungen bezüglich Service, Schulungen, Verkaufsraum unterwerfen. Oder Apple, was für ein Theater, bis ein "normaler" Fachhändler die Henkelware I-Mac weiterschieben darf. Bei Misco alles kein Problem. Während Compaq, IBM und die anderen wohlklingenden Markenhersteller wenigstens nur die ohnehin in jedem Supermarkt vertretenen Low-Cost/Low-Quality-Produkte in die Massenabfertigung entsorgen, schafft es Macrotron, mit Ultrawide SCSI und NT in Bereiche einzudringen, die dem originären Händler nun wirklich weh tun. Dazu wird auch noch ein Drei-Jahre-vor-Ort-Service versprochen, Geschäftskunde, was willst du mehr.

Ein weiteres Mal wird ein vielversprechendes Konzept über Bord und unsereins vor den Kopf gestoßen. Einer der letzten "Klasse-statt-Masse"-Verfechter gibt sich den kurzlebigen Vorhersagen seiner Marketingstrategen hin. Noch bevor die Marke Macom richtig aufgebaut ist, wird sie - zum Nachteil derer, für die sie angeblich geschaffen wurde - en gros verscherbelt. Frei nach dem Motto, wer noch keinen Ruf hat, kann ihn sich auch nicht versauen. Wie es weiter geht? Fragen Sie doch mal die Herrschaften der Fachhandelsdistribution, was als nächstes geplant ist. Tchibo, Aldi oder Telekom sind ohnehin potentielle Kandidaten, warum nicht gleich Quelle oder Neckermann. Doch eine Trumpfkarte haben wir immer noch, wir entscheiden, was Qualität ist, und der Versandhandel bekommt den Rest.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler

aus Rheinland-Pfalz.

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