Querschöäger

22.04.1999

Deutschland auf der Internet-Standspur

Sechs Pfennige pro Minute Internet tönte der Ex-Monopolist mit dem Faible für Radfahrer zur Cebit 99! Endlich, dachte ich, ist der Weg frei für die Informationsgesellschaft Made in Germany. Erst wenn Internet billiger wird als telefonieren, geht ein Ruck durch den

E-Commerce, rentieren sich Online-Shops überhaupt und vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Elektronische Post, Video-

Telefonie, all das wird für eine Aufrüstwelle bei der Hardware sorgen. Virtuelle Unternehmen werden entstehen, und auch der letzte Handwerker in Pfälzisch Sibirien kann endlich für die großen, unflexiblen Unternehmen der postindustriellen Ära Dienstleistungen vor Ort erbringen. Doch erst einmal kam ein Stopp der Regulierungsbehörde, unverständlich, ist doch die neue Regierung angetreten "Internet für alle" zu realisieren. Rechnen kann Sie anscheinend genauso gut wie die alte, und schummeln kann T-Online wie die anderen auch. Eine Einwahlgebühr von zusätzlich sechs Pfennigen ist der neue Trick der Pink-Mützen, mit dem Online-User über den Tisch gezogen werden. Natürlich nicht propagiert, werden es die meisten erst bei der nächsten T-Online-Abrechnung Ende April bemerken. Jedes auch noch so kurze Einwählen, um beispielsweise den E-Mail-Briefkasten zu überprüfen oder eine Überweisung zu machen, kostet nämlich zwölf Pfennige und nicht sechs. Erst ab der zweiten Minute wird es billiger. Die Folge, Internet wird nicht häufiger benutzt sondern höchstens länger, zum zweiten bleibt "Internet für alle" wieder einmal nur eine leere Worthülse, da es sich die Kleinen und Privaten nicht leisten können, ständig online zu sein. Und die anderen Gesellschaften, die sogar fünf Pfennige propagieren? Auch hier gibt es Haken und Ösen, wie der gesamte Telefoniebereich immer unseriöser erscheint. Wann kommt endlich ein Tarif, der berechenbar und durchschaubar ist und ohne versteckte Bauernfängerei auskommt? Wo bleibt die monatliche Gebühr, die unbegrenzten Internetzugang ohne weitere Telefonkosten einschließt? Wer ist der erste, der das

Signal zur Kommunikationsgesellschaft setzt? Wenn die wüßten, wie viele von uns kleineren Unternehmen darauf warten, wie viele Händler und Kunden ständig im Netz wären, was es für Vorteile im internationalen Wettbewerb bedeutete, wenn die "Knowledge-Base" von 20 Millionen Computerbesitzern hierzulande auf Anfrage verfügbar wäre. Träume, die nicht weiter entfernt sind als ein Tastendruck. So hat sich nicht nur Bill Gates das kommende Jahrtausend vorgestellt. So verkrustet wie unsere von Industrie und Beamten beherrschte

Gesellschaft ist auch deren Kommunikationswesen mehr als verbesserungsbedürftig. Bleibt es dabei, verlieren wir den Anschluß an die Weltspitze, da wir es nicht schaffen werden, unser Wissen zu konzentrieren, unsere Ressourcen zu nutzen. Die Menschen sind schon längst bereit für die Zukunft, es sind die alten Köpfe die den status quo betonieren möchten.

Mein Fazit: Wenn unsere Gesellschaft, besser die Politik, jetzt nicht die Weichen stellt, müssen wir uns mit dem Abstellgleis zufriedengeben.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

Zur Startseite