Quickbooks 5.0: Buchhaltung für alle, die keinen blassen Schimmer davon haben

05.08.1998

MÜNCHEN: Ist der Sprung in die Selbständigkeit schon ein Wagnis, so erstarren die meisten Jungunternehmer in völlige Bewegungslosigkeit, wenn sie den Begriff "Buchhaltung" auch nur hören. QuickBooks 5.0, der Finanzmanager für Kleinunternehmen, heißt die Software-Medizin von Intuit, die der "Buchhaltungsparalyse" den Kampf angesagt hat. ComputerPartner nahm das Produkt näher unter die Lupe.M an muß nicht gerade Arnold Schwarzenegger heißen, aber ein wenig Bizeps sollte schon vorhanden sein, wenn man sich vom Distributor seines Vertrauens mit der Profiversion "QuickBooks 5.0 Plus" unter dem Arm auf den Heimweg macht. Satte 1,65 Kilogramm bringt die Profiversion samt Verpackung, Handbuch und diversen Broschüren auf die Waage. Zudem wird der Elan der Buchhaltungskamikazes durch den bloßen Anblick der 1.040 Seiten des Benutzerhandbuchs etwas gebremst. Dafür sorgt die einfache Installation für einen Motivationsschub, mit dessen Hilfe es gelingt, sich dem Thema wagemutig zu stellen. Mit einem Mausklick auf die Setupdatei ist die Sache erledigt.

Ein erstes Fenster namens "Erstellen einer Firmendatei" geht auf. Firmenname, Adresse, Branche, Steuernummer oder Finanzamt werden abgefragt. Der Anwender verbringt in dieser Phase mit Sicherheit mehr Zeit mit dem Suchen seiner Unterlagen und dem Aufspüren der notwendigen Daten als mit der automatischen Menüführung des Programms. Am Ende dieser leichten Übung weiß die Software, mit wem und mit was sie es zu tun hat.

Danach beginnt der Ernst der Buchhaltung. Im Windows-Layout präsentiert sich der Finanzexperte erstmals in voller Größe. Mittendrin ein weiteres, übersichtlich gestaltetes Fenster. Das sogenannte "QuickMenü", das wichtigste Instrument der Software. Senkrecht die Menü-Buttons Firmendaten, Lieferanten und Einkäufe, Zahlungsverkehr, Mitarbeiter und Zeiterfassung, Mehrwertsteuer und Buchhaltung und Online. Ein Klick mit der Maus und ein vorher undurchschaubarer Buchungsvorgang löst sich grafisch in Wohlgefallen auf. Fast intuitiv lassen sich Rechnungen, Mahngebühren und Bareinkäufe bearbeiten. Ebenso einfach lassen sich Kassenbuch und Konten führen.

Auch die Umstellung der Mehrwertsteuer am 1. April von 15 auf 16 Prozent erledigte die Software für Windows 95 souverän. Der Laie, sei es ein Arzt, Dienstleister oder Einzelhändler, ist mit dieser Art, seine Buchhaltung zu führen, gut bedient. Dieser Eindruck wird allerdings durch das Menü "Berichte" etwas geschmälert. Die vielen Grafiken und Tabellen, die den Kassenstand unter allen erdenklichen Aspekten beleuchten, sind zwar schön anzuschauen, aber zumindest für den Anfänger recht verwirrend. Denn immerhin lächeln rund 100 verschiedene Möglichkeiten den Buchhalterazubi an. Der wird dagegen dankbar sein, wenn ihm das Programm die ungeliebte Vorsteuer automatisch berechnet. Allerdings ist nicht nur hier die konsequente und kontinuierliche Dateneingabe Voraussetzung! Sollte dies nicht klappen, so kann man getrost weiterhin seine Belege im Schuhkarton sammeln.

Akribisch und detailverliebt sind die Attribute, die wohl jedem Anwender beim ersten Durchblättern des Handbuchs einfallen. Ohne Zweifel schätzen dies genauso viele, wie sich andere davon abschrecken lassen. Dennoch ist das große Plus des Kompendiums seine übersichtliche Gliederung. Auch der Versuch, ein Handbuch für Buchhalterdummies zu schreiben, kann als gelungen bezeichnet werden. Selbst wenn man sich hin und wieder mit den Fachbegriffen abmühen muß oder sich den Schreibstil nicht ganz so "buchhalterisch" wünscht. Es liegt in der Natur der Sache, daß Händler ein Software-Programm nach anderen Kriterien beurteilen. Die Händlerunterstützung durch Intuit, das die Software über Computer 2000 und Macrotron vertreibt, fällt etwas mager aus. Zwar betont das Unternehmen, daß es kostenlose POS-Materialien zur Verfügung stelle, aber dies sollte der Standard sein und nicht mehr extra erwähnt werden müssen. Minuspunkte handelt sich das Produkt bei der Hotline ein, denn sowohl Händler als auch Anwender müssen für diesen Service bezahlen. "Hier haben wir Handlungsbedarf", betont Salesmanager Jürgen Heim und fügt hinzu, daß Intuit generell über Produktschulungen nachdenken werde.

Etwas freundlicher dürfte sowohl den Händler als auch den Käufer die sogenannte "Zufriedenheitsgarantie" stimmen. Der Anwender kann Quickbooks 60 Tage lang auf Herz und Nieren prüfen. Bei Nichtgefallen kann er die Software - ohne den Händler bemühen zu müssen - direkt bei Intuit mit Geld-zurück-Garantie wieder abgeben. Das besondere Zuckerl für den Händler: Er darf die Marge dennoch einstreichen. Außerdem kann er sowohl bei der Vollversion als auch beim Upgrade die vollen Margen auf der Habenseite verbuchen. (mm)

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