Reduzierung des Sparerfreibetrags:Künftige Zinseinnahmen heute schon berechnen

17.08.2006
Wer falsch spart, verliert! Das gilt für viele Zinssparer, die nicht heute schon über den ab 2007 reduzierten Sparerfreibetrag nachdenken und ein paar geldwerte Tipps beherzigen.

Wer falsch spart, verliert! Das gilt für viele Zinssparer, die nicht heute schon über den ab 2007 reduzierten Sparerfreibetrag nachdenken und ein paar geldwerte Tipps beherzigen. Denn die Bundesregierung wird den Sparerfreibetrag ab dem kommenden Jahr drastisch verringern. Er wird nahezu halbiert (ein Minus von 45,25 Prozent), von derzeit 1.370 Euro für Ledige und 2.740 Euro für Verheiratete auf 750 Euro beziehungsweise 1.500 Euro. Die Werbungskostenpauschale in Höhe von 51 Euro pro Person bleibt gleich. Das heißt: Sparer dürfen demnächst nur noch Zinserträge in Höhe von 801 Euro beziehungsweise 1.602 Euro kassieren, ohne davon Kapitalertragssteuer (abhängig von der Höhe ihres individuellen Einkommenssteuersatzes) zahlen zu müssen.

Als Lediger können Anleger in 2006 beispielsweise noch gut und gerne 56.840 Euro auf einem Tagesgeldkonto mit einer Verzinsung von 2,5 Prozent pro anno anlegen, ohne für die sich daraus ergebenden 1.421 Euro Zinsertragssteuer bezahlen zu müssen. In 2007 könnte - unter gleichen Bedingungen - nur noch ein Betrag von 32.040 Euro steuerfrei angelegt werden. Deshalb ist es ratsam, sofort mit der Planung der Zinserträge der kommenden Jahre anzufangen, damit Bürger nicht mehr Steuern zahlen müssen als unbedingt nötig.

Hier ein paar Tipps:

1. Zinserträge auflisten: Zuerst muss der Sparer seine Zinseinnahmen für das laufende und die kommenden Jahre zusammenstellen. Ein Beispiel: Ein lediger Anleger hat ein Tagesgeldkonto, auf dem seit Anfang dieses Jahres 20.000 Euro liegen und das mit 2,5 Prozent Zinsen pro anno verzinst wird. Zusätzlich hat er für 10.000 Euro in seinem Wertpapierdepot eine Euro-Anleihe bester Bonität (WKN 113513) mit einem Zinssatz von 5,375 Prozent pro Jahr, einer Restlaufzeit von drei Jahren und sechs Monaten fällig am 4. Januar 2010 sowie einem Kurs von 105,515 am 21. Juni 2006.

Seine Zinserträge: Auf seinem variabel verzinsten Tagesgeldkonto bekommt der ledige Sparer am 31.12.06 für das Jahr 2006 Zinsen in Höhe von voraussichtlich 500 Euro. Seine Anleihe hat ihm bereits Anfang Januar 2006 Zinsen in Höhe von 537,50 Euro eingebracht. Insgesamt sind das 1.037,50 Euro an Zinsen. Der Sparerfreibetrag für das Jahr 2006 ist im Beispiel noch nicht ganz ausgeschöpft, im Jahr 2007 und danach droht eine Überschreitung des neuen, reduzierten Freibetrags inklusive Werbungskostenpauschale in Höhe von 801 Euro für Ledige.

2. Anleihe verkaufen und Steuern sparen: Wenn der Anleger börsennotierte Zinspapiere wie Anleihen besitzt, die er vor mehr als einem Jahr gekauft hat und die im Kurs gestiegen sind, könnte es sich lohnen, diese jetzt zu erlösen. Verkauft der Anleger die Beispielanleihe Ende Juni dieses Jahres mit einem Kurs von 105,515 Prozent, die er Jahre zuvor zu einem Kurs von 100 Prozent erworben hat, kassiert er 10.551,50 Euro und macht einen Kursgewinn von 551,50 Euro. Diesen steckt er steuerfrei ein, da er das Papier länger als zwölf Monate im Depot hatte und somit keine Spekulationssteuer anfällt. Zusätzlich bekommt er rund 250 Euro an Stückzinsen, also Zinsen, die bis zum Tag des Anleihenverkaufs bereits angelaufen sind und dem Verkäufer gutgeschrieben werden. Die muss er für das laufende Jahr seinen Zinserträgen hinzurechnen. Unser Beispielanleger hat aber damit kein Problem, denn die 250 Euro Stückzinsen plus die bereits verplanten Zinsen in Höhe von 1.037,50 Euro (insgesamt: 1.287,50 Euro) überschreiten den Freibetrag für 2006 in Höhe von 1.421 Euro nicht. Es bleibt sogar noch etwas Luft, falls seine Bank den Tagesgeldsatz noch im laufenden Jahr dem aktuellen Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank anpasst. Die hat nämlich Mitte Juni die Leitzinsen von 2,50 auf 2,75 Prozent angehoben.

3. Das frei gewordene Geld clever anlegen: Der Beispielanleger hat nach dem Verkauf der Anleihe 10.801,50 Euro übrig, die er erneut zinsbringend und möglichst sicher anlegen möchte. Auf dem Tagesgeldkonto wird es knapp. Der Grund: Würde er dieses Geld dort ab dem 1. Juli 2006 für ein halbes Jahr zu einem Zinssatz von 2,50 Prozent anlegen, bekäme er Ende Dezember weitere 135 Euro an Zinsen gutgeschrieben und überschreitet damit minimal seinen Freibetrag inklusive Werbungskostenpauschale schon für 2006 um zu vernachlässigende 1,50 Euro. Wird der Tagesgeldzinssatz aber bald auf beispielsweise 2,75 Prozent pro anno angehoben, zahlt er für dieses und nächstes Jahr Kapitalertragssteuern.

Plant der Sparer aber beispielsweise für 2008 eine größere Anschaffung wie ein neues Auto oder eine neue Küche und braucht er dafür mindestens einen Teil des Geldes von seinem Tagesgeldkonto, kann er heute in 2006 einen zweijährigen Sparbrief mit Zinsansammlung erwerben. Die Zinsen werden ihm dann kumuliert, also auf einen Schlag für die gesamte Laufzeit, in 2008 gutgeschrieben. Zu diesem Zeitpunkt hat er sein Tagesgeldkonto schon wesentlich erleichtert und bekäme dort ohnehin weniger Zinsen.

Tipp: Wer in jedem Fall in den kommenden Jahren seinen Sparerfreibetrag überschreiten wird, kann mit bestimmten Anleihen die Zinsertragssteuerlast verringern. Dazu muss er Zinspapiere mit einer (Rest-)Laufzeit von mehr als zwölf Monaten kaufen, die einen niedrigeren als den aktuellen Zinssatz und deswegen auch einen Kurs von unter hundert haben. Der Kursgewinn bei einer Rückzahlung zum Wert von hundert am Ende der Laufzeit ist dann steuerfrei.

Wichtig: Anleger sollten Anfang des Jahres 2007 ihre Freistellungsaufträge bei ihren Geldhäusern überprüfen. Wer Geld nur bei einem Institut angelegt und den Freistellungsauftrag über die volle Höhe angegeben hat, braucht sich wohl nicht zu sorgen. Die Bank reduziert höchstwahrscheinlich automatisch auf den neuen Höchstbetrag. Wer den Freibetrag auf mehrere Konten verteilt hat, sollte sie Anfang 2007 anpassen, denn sonst könnte Ungemach vom Finanzamt drohen. (IngDiBa/mf)

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