RFI Distribution GmbH jetzt endgültig an die Wand gefahren

03.07.2003
Die RFI Distribution GmbH in Mönchengladbach hat zum 30. Juni ihr Geschäft liquidiert. Der Gesellschafter Multivision GmbH hat sich mit der Neugründung des Distributors verkalkuliert und dreht den Geldhahn zu.

Nachdem die RFI Mobile Technologies AG im August vergangenen Jahres unter dem Druck des Mutterkonzerns Lintec ihren Ausstieg aus dem Distributionsgeschäft bekannt gab, wurde drei Monate später die RFI Distribution GmbH gegründet. Das ersparte 15 ehemaligen Mitarbeitern den Gang zum Arbeitsamt (siehe ComputerPartner 43/02, Seite 45).

Dem AV-Großhändler Multivision GmbH und dessen Geschäftsführer Dieter Klinke wurde dadurch als neuem Gesellschafter der RFI eine IT-Distribution auf dem Silbertablett serviert. Doch die Rechnung ging nicht auf.

Losgelöst von Lintec und der RFI AG stürzte sich die RFI-Vertriebsmannschaft unter der Leitung des Geschäftsführers Dieter Klinke voller Hoffnung in ihr altbekanntes Geschäft "mobile Computing". Jetzt, acht Monate später, ist der Traum ausgeträumt. "Die Geschäftsentwicklung der RFI GmbH war nicht so positiv, wie wir erwartet hatten", begründet der Geschäftsführer die Liquidation offiziell.

Zur Erinnerung: Seit Sommer 2002 gibt es zwei Unternehmen, die unter dem Namen RFI firmieren. Die RFI Technologies AG beschäftigt sich als Lintec-Tochter mit der Herstellung und dem Vertrieb von Bluetooth-Komponenten. Und außerdem die RFI Distribution GmbH, die als Neugründung das Distributionsgeschäft der RFI wieder aufleben ließ.

Neugründung wurde kritisch unter die Lupe genommen

Das Kerngeschäft der Multivision GmbH ist Audio- und Video-Präsentationstechnik, die sie sowohl direkt an Endkunden als auch an Handelspartner distribuiert. Mit Äußerungen wie: "Der beliefert jeden, wenn nur die Marge stimmt" oder "Multivision macht Direktgeschäft - und das nicht zu knapp", bekräftigen Marktbegleiter die Aussagen über Direktgeschäfte des Großhändlers/Systemhauses.

"Wir haben RFI damals mit der Thematik mobile Präsentation gestartet", erzählt Klinke. Note-books und Projektoren sollten verkauft werden. Für den Besucher auf der Homepage von RFI war jedoch auf Anhieb zu erkennen, wie der Hase lief. Neben einem umfangreichen Sortiment an Projektoren verschiedener Hersteller waren im Notebookbereich nur zwei Anbieter, nämlich Toshiba und Acer, als Lieferanten gelistet. Der Notebooklieferant Sony hatte trotz seiner früheren langjährigen Geschäftsbeziehungen mit der RFI Technologies AG keine Verträge mit der RFI Distribu-tions GmbH abgeschlossen. "Wir haben uns rausgehalten, da wir aufgrund der Direktgeschäfte des Gesellschafters ein großes Konfliktpotenzial mit dem Channel sehen", begründet Jörn Taubert, General-Manager bei der Sony Deutschland GmbH, seine damalige Entscheidung.

Für Multivision gab es laut Aussage des Geschäftsführers noch einen weiteren Grund, die RFI Distribution wieder aufleben zu lassen. Er sah in der bereits vorhandenen Hersteller- und Kundenstruktur von RFI für einen AV (Audio/Video)-Großhändler eine gute Gelegenheit, seine Fühler in Richtung IT-Channel aus-zustrecken. "RFI hatte Kundenpotenzial in einer Flächendeckung und in Bereichen, an die wir sonst nie herangekommen wären", sagt Klinke.

Das Geschäft der RFI GmbH hätten sich nach Aussage des Geschäftsführers seit deren Gründung sowohl im Notebook- als auch im Projektorenbereich gut entwickelt und sei auch rentabel gewesen. "Die Margensituation in der Notebook-Distribution war jedoch deutlich schlechter, als wir es erwartet haben. Zudem hatten wir erwartet, dass sich die Nachfrage im IT-Markt besser gestalten würde", erklärt Klinke. Dazu seien noch zusätzliche Lager- und Forderungsfinanzierungen gekommen. Diese Gründe nennt Klinke acht Monate nach Gründung von RFI als ausschlaggebend für den Rückzug der Multivision GmbH aus dem IT-Distributionsgeschäft mit RFI.

Man werde das Geld jetzt wieder in das Wachstum und die Internationalisierung der Multivision GmbH investieren, die neben dem Mutterhaus in Dortmund weitere Niederlassungen in Großbritannien und in den Niederlanden unterhält.

Die Fachhandelskunden der RFI Distribution GmbH will Multivision auch nach deren Liquidierung weiter betreuen. Den After-Sales-Bereich deckt das Systemhaus sowohl im Notebook- als auch im Projektorenbereich ab. Neubestellungen wird Multivision allerdings nur noch für Daten- und Videoprojektoren entgegennehmen, führt der Geschäftsführer aus.

www.multivision.de

ComputerPartner-Meinung

Wie leidensfähig sind eigentlich Mitarbeiter? Die RFI-Mannschaft hat unter verschiedenen Fahnen (ADA, Lintec, Multivision) ihr Distributionsgeschäft geführt - und das nicht schlecht nach den Channel-Champion-Umfragen von ComputerPartner in den Jahren 2001 und 2002. Entscheidungen, die über Jahre hinweg von sich laufend ändernden externen Gesellschaftern getroffen wurden, führen jetzt zum endgültigen Aus für den Mobile-Disti: ein Unternehmen, das immerhin Lieferanten und Kunden überwiegend als kompetent und partnerschaftlich beurteilten. (bw)

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