Lügen haben einen schlechten Ruf. Zu Unrecht meinen Ute Ehrhardt und Wilhelm Johnen und haben zur Ehrenrettung der wohlformulierten Unwahrheit das Buch "Wenn ich ehrlich bin, dann lüg ich richtig gut" vorgelegt. Die Autoren arbeiten die immense soziale Dimension der Alltagslügen heraus: "Die Fähigkeit zu lügen ist eine intellektuelle Höchstleistung, ohne deren Existenz keine soziale Welt möglich ist". Und geben die kühne Behauptung ab, dass zwei von drei Lügen "pro-sozial" sind und dem sozialen Frieden dienen.
Wer lügt, wird geliebt
Ehrhardt und Johnen liefern dafür zahlreiche Belege über Mogeleien, die die Liebe aufrechterhalten, die Geschäftsbeziehungen stärken und Freundschaften zusammenschweißen. Immer geht es darum, dass einer lügt (oder auch nur die Wahrheit verschweigt) und der andere diese Unwahrheit gerne annimmt. "Mit penetranter Ehrlichkeit würden wir Jobs und Beziehungen vermasseln." Selbstverständlich belügen Sie sich auch selber - und vermutlich häufiger als Sie denken. Beispielsweise wenn Sie vor sich selbst zweifelhafte Entscheidungen zurechtbiegen oder Störelemente ausblenden. Bleiben Sie dabei. Andernfalls müssen Sie Ihr Ego pausenlos hinterfragen. Glücklicher würden Sie damit nicht werden.
Wer lügt, kommt weiter im Leben. Aber übertreiben sollten Sie es nicht. "Nur wenn wir selten und gut lügen, können wir einen Gewinn daraus ziehen". Schuldgefühle sollten Sie dabei ganz schnell wieder ausblenden. Lügen, die Ihnen und anderen nutzen, sind immer die richtige Entscheidung. Vor allem, wenn sie überzeugend vorgetragen werden. Nach dem Lesen werden Sie kein schlechterer Mensch sein, auch kein besserer. Aber Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie bei unbequemen Fragen auf Halbwahrheiten ausweichen.