180-Grad-Filmerlebnis

Rundum-Kino wird wohnzimmertauglich

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Forscher des Fraunhofer Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) haben ein digitales Projektionssystem für Rundum-Kino entwickelt.

Forscher des Fraunhofer Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) haben ein digitales Projektionssystem entwickelt, das ein noch realistischeres Filmerlebnis als aktuelle Technologien verspricht. Die FIRST-Entwicklung nutzt mehrere Bildprojektoren, die per Steuerungssoftware synchronisiert werden und dadurch neue Rundum-Möglichkeiten in alten Kinos eröffnet. "Ein wesentliches Ziel ist es, mit der vorhandenen Infrastruktur zu arbeiten. Kinosäle müssen nicht großartig verändert werden", betont Stefan Klose von FIRST. Einzig ein Abrunden der Ecken ist erforderlich. Da das System gut skalierbar ist, könnte es als neuartiges Heimkino auch Wohnzimmer erobern.

Das FIRST-System verspricht große Flexibilität. "Denkbar ist, die Leinwand bis zu einem Blickwinkel von 360 Grad zu erweitern, um den Zuschauer mitten ins Geschehen zu stellen", sagt Ivo Haulsen vom FIRST. Für den Einsatz im klassischen Kinosaal dürfte aber eine etwas einfachere Variante interessant sein.

Mit abgerundeten Krümmungselementen können Stirn- und Seitenwände verbunden werden, sodass eine Projektionsfläche entsteht, die immerhin den gesamten menschlichen Blickwinkel - fast 180 Grad - abdeckt. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Bildgestaltung und Storytelling in normalen Kinos. "Wenn man mit jemandem spricht und im Augenwinkel etwas Interessantes wahrnimmt, dreht man den Kopf zur Seite", meint Klose. Genau das könnte beispielsweise im Kino genutzt werden, wo die primäre Handlung somit ohne Schnitt auf eine Seitenwand verlegt wird. Eine weitere Option wäre das gleichzeitige Zeigen mehrerer paralleler Handlungen, wobei der Seher selbst entscheiden muss, welcher davon er seine Aufmerksamkeit schenkt.

Technisch möglich macht das die Verwendung von zwei oder mehreren Projektoren, die Teilbilder auf verschiedene Bereiche der Präsentationsfläche werfen. Dabei müssen die Bilder für eine unverzerrte Darstellung an die gebogene Projektionsfläche angepasst und exakt aufeinander abgestimmt werden. "Unsere Software erledigt die Kalibrierung dagegen vollautomatisch", verrät Ivo Haulsen.

Zunächst wird ein virtuelles Modell der Leinwand erstellt. Daran wird das Bild der Projektoren ausgerichtet und in Echtzeit passend verzerrt. Digitalkameras erfassen die projizierten Bilder, die mithilfe von Bilderkennungsalgorithmen automatisch justiert werden. Nur zwei Projektoren könnten so beispielsweise ein neuartiges Heimkinoerlebnis ermöglichen. Andererseits könnten beliebig große Kinos mit einer passenden Projektorenzahl für die Rundum-Darstellung adaptiert werden. Auch der Ton sollte kein Problem darstellen, denn das Bildsystem harmoniert laut Klose gut mit gängigen Soundsystemen wie beispielsweise Dolby 5.1.

Das FIRST präsentiert seine Entwicklung auf der International Broadcasting Convention (IBC) , die vom 11. bis 16. September in Amsterdam stattfindet. Als ein Beispiel für das digitale Rundum-Kinoerlebnis soll dort ein 180-Grad-Film eines Helikopterfluges gezeigt werden, den ein norwegisches Unternehmen produziert hat. Wie schnell das neue System größere Verbreitung findet, wird dem FIRST zufolge primär vom Interesse der Inhalte-Anbieter abhängen. (pte/go)

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