FRANKFURT/MAIN: Verkehrte Welt: Schleppten einstmals KHK-Händler ihren Lieferanten vor Gericht, weil sie sich durch dessen Free-licence-Politik geprellt fühlten, drohen heute Free-licence-Fans den neuen Besitzern des Unternehmens mit dem Kadi: Sie fürchten um ihre Investitionen und kämpfen erbittert für das Vertriebsmodell, das ausgemustert werden soll.Anton Dillinger traf es wie ein Schlag auf den Solarplexus: Bis zum Jahresende, so kündigte Sage KHK dem Geschäftsführer der Multisoft GmbH in Landshut an, würden die Wartungsverträge für die Classic Line '97 noch laufen, dann sei endgültig Schluß! "Wir haben seit 1985 mit der KHK als Free-licence-Nehmer für die Classic Line und das Handwerkerpaket rund eine halbe Million Mark in die Software des Unternehmens investiert - die stellen uns da vor ein existenzielles Problem", empört sich auch sein Mitarbeiter Michael Rickler. Nun will die Multisoft - ein Zusammenschluß von vier KHK-Händlern - dem Hersteller ein Ultimatum setzen, sonst, so droht Dillinger, ziehe er wegen arglistiger Täuschung vors Gericht. Betroffen sind rund 1.600 Free-licence-Nehmer. Rund 200 davon erwägten schon auf dem KHK-Händlertreffen vor rund drei Wochen in Warstein vor Gericht zu gehen. Rickler zufolge haben 98 von ihnen diesen Schritt jetzt schon getan.
Denn die neue Unternehmensleitung hat deutlich gezeigt, daß sie ein gänzlich neues Lizenzierungsmodell favorisiert: "Sage KHK - die Single Licence Company" prangt unmißverständlich auf ihrer aktuellen Händlerbroschüre. Die Gemüter der Partner kochen, doch KHK-Chef Christoph Michel gibt sich unbeeindruckt: "Bis heute haben sich etwa 200 der Händler, die die Kündigung erhalten haben, bei uns gemeldet. Die Hälfte von ihnen will uns baldmöglichst anzeigen, wieviele ihrer Kunden sie bis zum Jahresende entsprechend umstellen können." Zudem, so beschwichtigt er, habe er ja gleichzeitig neue Verträge angeboten - zu identischen Preisen. Den Haken an der Geschichte entdeckte Multisoft-Mann Rickler ganz fix: "Die Bedingung dafür ist, daß man bis zum 29.9. dieses Jahres Einzelsysteme bei der Sage KHK abruft und bezahlt hat - im Wert von rund 100.000 Mark!" wettert Multisoft-Mann Rickler und stellt die Gretchenfrage: "Wer, bitte, kann sich das denn leisten?" (du)
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Auch unter der Leitung von Sage macht KHK seinen Vertriebspartnern das Leben schwer.