Sage KHK legte Händlern Kuckucksei ins Nest

20.02.2003
Sage KHK verkaufte ab September 2002 seinen Fachhändlern das Lohnprogramm "Lohn +Gehalt Pro 2003" und die wiederum ihren Kunden. Doch wo 2003 draufsteht, war damals keines drin. Den schwarzen Peter will jetzt keiner haben.

Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin - darauf vertrauen wir seit unsrer Kindheit und wurden nie enttäuscht. Wer von September 2002 bis Ende desselben Jahres die Software "Lohn+Gehalt 2003" aus dem Hause Sage KHK kaufte und darauf vertraute, mit dem erworbenen Lohnprogramm Gehälter im Jahr 2003 abrechnen zu können, fiel dagegen aus allen Wolken: Ohne Update kann das Jahr 2003 mit der im Jahr 2002 erworbenen Software nicht angelegt werden, berichten Anwender.

Gratis-Update reicht nicht

Fachhändler, die die Software der Frankfurter im vergangenen Jahr verkauften, stehen jetzt ihrer verärgerten Klientel gegenüber: "Einige Kunden laufen Sturm", berichtet Oliver Richter, Geschäftsführer bei Alpha-Soft Computer. Er habe Schwierigkeiten, ihnen zu erklären, warum ein Pro2003-Paket nicht 2003-fähig ist. Für Sage KHK ist das kein Prob-lem: "Die neuen Gesetze wurden sehr spät verabschiedet", erklärt Oliver Herzig, Produktmanager bei Sage KHK. Im Rahmen einer Technologie-Garantie stelle der ERP-Hersteller aber jedem Käufer ein kostenloses Update zur Verfügung. "Wer sich bei uns meldet, bekommt kostenlos eine 2003-fähige Anwendung", betont Herzig. Die befindet sich allerdings nur bis April auf dem neuesten Stand, dann muss sie erneut mit einem Update aktualisiert werden: "voraussichtlich kostenpflichtig", teilt Herzig mit.

Lohn+Gehalt-Pro-2003 basiertauf dem Lohnprogramm der S+P Software und Consulting AG, ein Leipziger Softwarehersteller, den Sage KHK zum Jahreswechsel 2001/2002 übernommen hat. "Jahreszahlen sind aussagekräftiger als Versionsnummern", begründet Herzig die neue Namensgebung. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft der Sage Group verkaufe laut Herzig dieses Programm größtenteils über den Retail und nur in homöopathischen Mengen über den Fachhandel. Wie viele Pakete von Lohn+Gehalt-Pro-2003 über den Händlerkanal abgesetzt wurden, wollte er jedoch nicht offen legen. Doch alleine Richter hat nach eigenen Angaben zirka 30 Pakete verkauft. Wenn ein kleiner Handwerker seine Software beim Fachhandel kauft und nicht beim Retail, hat das seinen Grund: Er will das Programm nicht selbst einrichten, sondern dies von einem Experten machen lassen. "Diese Kunden verstehen nicht, warum wir für die Installation des Updates erneut Arbeitsleistung berechnen müssen", berichtet der Alpha-Soft-Geschäftsführer.

Sage-KHK-Produktmanager Herzig versteht dagegen nicht, warum für das Einspielen einer CD eine Fachkraft benötigt wird: "Es handelt sich um ein Out-of-the-Box-Produkt mit einer Installationsroutine." Doch wirklich glücklich scheint auch er mit dem Produktnamen nicht zu sein und räumt ein: "Vielleicht sollten wir wieder zu Versionsnummern zurückkehren."

www.sagekhk.de

ComputerPartner-Meinung:

Wer im September eines bestimmten Jahres ein Lohnprogramm erwirbt, kann nicht davon ausgehen, das es nach dem Jahreswechsel den aktuellen Gesetzen genügt. Wenn allerdings die Software mit Pro2003 verbrämt wird, können in kaufmännischen Erfordernissen weniger versierte Handwerker oder Kleinstbetriebe durchaus zu diesen Schluss kommen. Der Hersteller sollte deshalb keine irreführenden Bezeichnungen verwenden und der Fachhandel Produkte genauer prüfen, bevor sie sie an den Mann bringen. Sich gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben hilft jetzt aber keinem weiter. Eine Kulanzlösung für ihre gemeinsamen Kunden würde dagegen verlorenes Vertrauen zurückbringen und das Geschäft langfristig sichern. (hei)

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