Sanierung nicht neu erfunden

31.10.2002
Zum Beitrag "Troubleshooter soll Vobis wieder flottmachen - in Österreich" in ComputerPartner 38/02, Seite 18, erreichte uns folgende Zuschrift:

Es war sehr interessant zu lesen, wie man einen Sachverhalt anders darstellen kann, wenn persönliche Interessen ins Spiel kommen und Unternehmenserfolg in den Hintergrund rückt. Keinesfalls möchte ich mich jetzt auf dieses Niveau begeben, doch einige Fakten zur Kenntnis bringen.

Es ist richtig, dass es Probleme mit Umsatz, Marge und natürlich Verlusten bei der Handelsmarke Vobis in Österreich gibt. Aber Herr Manfred Birg hat sein Unternehmen verkauft mit dem Wunsch zu fusionieren, um weiterhin erfolgreich zu bestehen. Birg Computerhandels GesmbH, bis dahin beispiellos profitabel, straff durchorganisiert, praktisch ohne Overheadkosten, wurde an Vobis Italien inklusive Sanierungspläne für Vobis Österreich verkauft, die geprüft und abgesegnet von den Gesellschaftern übernommen wurden. Diese haben eine Straffung des Unternehmens beinhaltet, Umstellung auf moderne Software-Lösungen und auch ein genaues und punktuelles Gesundschrumpfen. Diese Pläne wurden aber von den Gesellschaftern nach der Fusionierung immer wieder verschoben oder sogar gestrichen, und somit gingen wertvolle eineinhalb Jahre vorüber.

Dass ein Herr Dressen die komplizierten und ausgereiften Controllinginstrumente nicht erkennen und keinesfalls bedienen kann (offensichtlich), spricht nicht für die Qualität seines Unternehmens. Das Birg-Management sollte sich auch um die maroden Vobis-Shops kümmern, was auch alle Ressourcen aufgebraucht hat, nachdem bei Birg ebenfalls bereits alles gestrafft war. Tatsache ist, dass die Sanierung in Gang war und von Herrn Dressen nur fortgeführt wird, aber nicht so, wie es den Anschein haben soll, neu erfunden.

Richtig ist allerdings, dass man zwei Unternehmen im Zuge einer Fusionierung keinesfalls einfach addieren kann. Meiner Meinung nach ist einer der Hauptursachen für ein Scheitern solcher Unternehmungen, dass sich die Gesellschafter zu wenig mit der strategischen Ausrichtung und Umsetzung im Detail des neu entstandenen Unternehmens beschäftigen. Diese Umsetzung im Detail beinhaltet eben auch, die einzelnen Personen und Aufgaben mit Namen in den Orga-Charts zu versehen und nicht nur Kästchen mit Funktionsbeschreibungen. Denn überall stehen Menschen dahinter.

Martin Pulletz, ehemaliger CEOVobitech Österreich

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