SAP-Mitarbeiter wollen keinen Betriebsrat

03.03.2006
SAP bleibt in Deutschland ohne Betriebsrat. Über 90 Prozent der Mitarbeiter haben sich

SAP bleibt in Deutschland ohne Betriebsrat. Über 90 Prozent der Mitarbeiter haben sich auf der gestrigen Betriebsversammlung dagegen ausgesprochen. Von den 5632 zur Wahlversammlung erschienenen Mitarbeitern stimmten lediglich 509 - ganze neun Prozent - für einen Betriebsrat. Damit ist die Initiative dreier SAP-Mitarbeiter, einen Betriebsrat unter Mitwirkung der IG Metall zu installieren, gescheitert.

Nach Angaben des "Spiegel" war die Wahlbeteiligung groß. 5.600 der rund 9.000 wahlberechtigten Mitarbeiter nutzten die Versammlung, um ihr Votum abzugeben. Und der "Spiegel"-Reporter, der in Walldorf war, fand kaum einen Mitarbeiter, der sich positiv zum Thema Betriebsrat äußern wollte. Der Tenor war anscheinend: "Ich weiß nicht, was dieses Theater hier soll", sagte ein Mitarbeiter

Ex-Chef und Aufsichtsrat Dietmar Hopp kann nun aufatmen. Er hatte sich in einem offenen Brief an die Mitarbeiter gegen einen Betriebsrat ausgesprochen. Zudem hatte er in einem Interview mit der Wirtschaftswoche klar gegen das Vorhaben votiert. Er sagte unter anderem: "Ehrlich gesagt bin ich in großer Sorge um die Zukunft der SAP. Am liebsten würde ich es jedem einzelnen Mitarbeiter persönlich sagen: Die IG Metall darf den Erfolgskurs der SAP nicht stoppen!"

Die IG Metall ist schon des Längeren bei SAP aktiv, doch sie kann keine Erfolge für sich reklamieren. Vor drei Jahren war ein ähnlicher Vorstoß gescheitert. Was sie jetzt tun wird, ist unklar. Laut Betriebsverfassungs-Gesetz steht den fünf Kandidaten der Weg frei, sich an das Arbeitsgericht Mannheim zu wenden, das sie dann per Gerichtsentscheid als Wahlvorstände einsetzen könnte.

Hopp sagte der Wirtschaftswoche weiter, "die Interessen der Belegschaft werden durch die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat vertreten - mit Augenmaß und ausgesprochen erfolgreich. Da die Arbeitnehmer-Aufsichtsräte als Quasi-Betriebsrat agieren, konnten wir eine lähmende Bürokratie vermeiden." Darüber hinaus seien die SAP-Beschäftigten über Mitarbeiteraktien am Erfolg der Firma beteiligt.

SAP-Sprecher Herbert Heitmann erklärte gegenüber der "Wirtschaftswoche", das Ergebnis zeige, dass eine "überwältigende Mehrheit" gegen die Einsetzung eines Betriebsrates sei. Die Mitarbeiter hätten "ein deutliches Signal gesetzt, von wem sie ihre Interessen vertreten sehen möchten und von wem nicht". Es liege nun "in der Hand derer, die die Wahl initiiert haben" ihr weiteres Vorgehen zu überdenken. "Die moralische Legitimation und die Akzeptanz dieser Initiative sind durch dieses klare Ergebnis sicher nicht gestiegen." (wl)

Zur Startseite