Wenn sich Menschen gehörig über andere ärgern, sollten sie versuchen, ihrer Rückmeldung eine Note Sarkasmus zu verleihen. Sie werden mit dem Endergebnis zufriedener sein, berichten israelische Forscher in der Zeitschrift "Journal of Applied Psychology". Sarkasmus steigere die Fähigkeit des anderen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und Probleme kreativ zu lösen, so das Ergebnis ihrer Experimente.
Die Wissenschaftler um Ella Miron-Spektor von der Universität Bar-Ilan spielten 275 Studenten Anrufmitschnitte des Kundenservices eines Unternehmens vor. Einige davon waren zutiefst verärgert und aggressiv, andere trotz Ärger mit einem humorvollen Unterton. Die Studenten sollten sich vorstellen, selbst im Kundendienst zu arbeiten und wurden gebeten, im Anschluss Analyseaufgaben zu lösen. Obwohl Ärgeranrufe ihnen halfen, sich besser zu konzentrieren, besserte sich das Endergebnis nicht. Nach sarkastischen Gesprächen kamen weitaus kreativere Lösungen zutage, besonders bei komplexen Problemen.
"Ärger ist eine Vorstufe zur Erkenntnis, dass etwas nicht in Ordnung ist", erklärt Paul Jimenez vom Berufsverband Österreichischer Psychologen. Kritisch sei es immer, wenn negative Gefühle freien Lauf bekommen. "Ärger schaltet den Körper auf Kampfmodus. Der Stress verengt förmlich die Augenwinkel, wodurch wir vieles nicht mehr wahrnehmen - auch nicht mehr das Gegenüber als Person. Werfe ich den anderen durch meine Aggression aus dem Boot, zwinge ich ihn damit zur Abwehr."
Ärger mit Humor zu meistern ist ein Kunststück, das nicht jedem gelingt, bemerkt Jimenez. "Dazu ist im Vorfeld bereits eine Versachlichung der Situation nötig." Für ein richtiges Ansprechen von Missständen rät der Arbeitspsychologe, geistig und körperlich einen Schritt zurück- statt vorzugehen. "Das gibt Luft um langsamer zu werden, aus dem Kampf auszusteigen und zu überlegen, was man eigentlich sagen und erreichen will. Es braucht dann Diplomatie, um das eigene Gesicht und das des anderen zu wahren."
Der Arbeitsalltag gehört zu den heikelsten Momenten, tritt Ärger doch vorrangig im Kontakt mit anderen auf. Organisationen sollten Ärger ermöglichen statt ihn zu unterdrücken, raten Forscher der Temple University in der Zeitschrift "Human Relations". Gebe es keinen Raum zwischen der Grenze, ab der überzogene Ärgerreaktionen bestraft werden, und jener, unter der sie nicht wahrgenommen werden, habe das negative Folgen. "Denn Ärger ist ein Geschenk, wenn er zur Lösung von Problemen beiträgt", so die Studienautorinnen Deanna Geddes und Lisa Stickney. (pte/haf)