Sasser-Autor entzweit Partner

05.11.2004
Der 18-jährige Virenautor der Computerwürmer "Sasser" und "Netsky" sorgt wieder für Ärger: Weil ihm die Secure Point GmbH eine Ausbildung angeboten hat, will deren Partner die Zusammenarbeit beenden. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Die H+BEDV Datentechnik GmbH hat die Zusammenarbeit mit ihrem Partner Secure Point GmbH vorläufig ausgesetzt. Hintergrund der Verstimmung ist, dass das Lüneburger Softwareunternehmen den vermutlichen Autor der Computerwürmer "Sasser" und "Netsky" als Auszubildenden beschäftigt.

Secure Point, das Sicherheitslösungen entwickelt und bis dato als Vertriebs- und Technologiepartner mit H+BEDV kooperierte, schloss mit dem potenziellen Virenschreiber einen Ausbildungsvertrag ab. Der 18-jährige Schüler hat eingeräumt, die Computerwürmer "Sasser" und "Netsky" programmiert zu haben und soll nach Schätzungen von Experten für über 70 Prozent der Wurminfektionen des ersten Halbjahres 2004 verantwortlich sein. Künftig soll der vermutliche Virenautor unter dem Dach von Secure Point mit der Entwicklung von Sicherheitssoftware betraut sein. H+BEDV zeigt dafür wenig Verständnis. "Wir sehen die Einstellung mit kritischen Augen", sagt Tjark Auerbach, Geschäftsführer von H+BEDV. Auf der einen Seite stehe der "löbliche Versuch", dem jungen Mann eine zweite Chance zu geben - dem gegenüber stehe aber das ausschließliche Sicherheitsinteresse der Kunden. "Was also Secure Point macht, ist seine eigene Sache, ich möchte keines unserer Produkte - wo auch immer - in einer engen Kooperation mit einem vermutlichen Virenautor weiterentwickelt wissen", so die klare Ansage von H+BEDV-Chef Auerbach. Nach Abwägung aller Aspekte könne er das Verhalten von Secure Point nicht wirklich nachvollziehen: Der Schüler habe seine Viren-Urheberschaft zwar scheinbar bereut, aber trotzdem sei die ihm gegenüber gewährte Toleranz fragwürdig. "Sie wirft einen Schatten auf die Seriosität der gesamten IT-Security-Branche. Deshalb möchten wir die Kooperation mit Secure Point - nicht zuletzt auch im Sinne und Sicherheitsinteresse unserer Kunden - vorerst einfrieren."

Meinung der Redakteurin

Das Sicherheitsbedürfnis des Kunden sollte Vorrang haben. Allerdings ist es in der Security-Branche nicht unüblich, ehemalige Virenautoren für sich arbeiten zu lassen. Der Schüler sollte für seine Tat zwar zur Rechenschaft gezogen werden, aber es spricht sicher nichts dagegen, dass er sein Talent künftig produktiv statt destruktiv einbringt.

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