Saturn schickt 100sten Markt ins Rennen

11.11.2004
Klotzen, nicht kleckern, so lautet die aggressive Expansionsstrategie der Elektrofachmarktkette Saturn. Allein in diesem Jahr wurden zwölf neue Läden eröffnet, der 100ste direkt in der Mega-Shopping-Meile "Centro" in Oberhausen. Von ComputerPartner-Redakteur Christian Meyer

Ein wenig Nervosität ist Peter Leisten schon anzumerken. Kein Wunder, denn morgen in aller Herrgottsfrüh um sechs Uhr sperrt der frischgebackene Geschäftsführer einen neuen Saturn-Markt auf. Und wie immer rechnet man mit einem Massenansturm. Fein säuberlich eingeräumt warten rund 60.000 verschiedene Produkte auf einer Verkaufsfläche von mehr als 3.700 Quadratmetern auf jene Konsumenten, die Geiz geil finden. "Das ist schon ein komisches Gefühl, weil man im Voraus einfach nicht weiß, wie es laufen wird", erzählt der 33-Jährige, der unmittelbar nach seinem BWL-Studium seine Karriere bei Saturn startete und jetzt mitten im größten Einkaufszentrum des Ruhrgebietes - im Centro Oberhausen - die 100ste Filiale leiten darf. Als Geschäftsführer und Chef von 65 Mitarbeitern ist er gleichzeitig auch Mitgesellschafter und hält - wie üblich - einen zehnprozentigen Anteil an dem Laden.

"Umsätze sehr zufrieden stellend"

Die Einweihung der 100sten Filiale lässt sich auch Alfred Ullrich nicht entgehen, der als Geschäftsführer der Ingolstädter Saturn Management GmbH unter anderem für die Suche nach neuen Standorten zuständig ist. "Wenn es gut läuft, dann ist der Laden in einem Jahr in den schwarzen Zahlen", erklärt Ullrich gegenüber ComputerPartner. Denn gerade hier im Centro habe man einen erstklassigen Markt in erstklassiger Lage geschaffen. Es wird nicht die letzte Neueröffnung in diesem Jahr bleiben: Bis Ende 2004 werden in Deutschland 105 Saturn-Märkte zu finden sein. "Wir kennen unsere Stärken und greifen weiter an", zeigt sich der Saturn-Manager kampfeslustig.

Die Expansionspolitik geht auch im kommenden Jahr munter weiter. 2005 möchte Saturn mehr als 30 neue Märkte aus dem Boden stampfen - einen Großteil davon im europäischen Ausland. Damit möchten "die Blauen" (Saturn) dem konzerneigenen Wettbewerber Media Markt ("die Roten") die Stirn bieten, die derzeit 190 Märkte unterhalten und durchschnittlich ebenfalls gut 30 neue Märkte eröffnen. Ullrich deutete bereits an, dass man den Umsatz 2004 deutlich steigern werde und die Geschäfte sehr zufrieden stellend liefen. Die Konzernmutter Metro hat denn auch für ihre "Vertriebslinie Elektrofachmärkte" - also Saturn und Media- Markt - für die ersten neun Quartale 2004 in Deutschland ein Umsatzwachstum von 13,2 Prozent auf 4,69 Milliarden Euro bekannt gegeben (Europa: 8,05 Milliarden Euro; plus 16,3 Prozent).

Konvergenz bleibt im Verborgenen

Leisten will nun sein Scherflein zum weiteren Geschäftserfolg des Unternehmens beitragen. Dabei setzt er auch auf einige Besonderheiten im Oberhausener Markt. Vor allem Trendprodukte werden auf so genannten Themeninseln geballt präsentiert. So etwa rund 150 verschiedene Digitalkameramodelle auf einer Regallänge von satten 24 Metern. Daran gekoppelt ist ein Belichtungsservice, ausgerüstet mit Annahmestationen und einem digitalen Minilab als Rückgrat. Nicht sichtbar ist das Thema Konvergenz. Wer nach kombinierten Mischlösungen aus UE-Komponenten und IT-Produkten für das heimische Wohnzimmer sucht, muss auch hier die einzelnen Abteilungen einzeln abklappern und darf lediglich darauf hoffen, dass er auf kompetentes Verkaufspersonal trifft.

Darunter könnte auch Peter Leisten sein. Denn der Geschäftsführer will nach eigenem Bekunden so wenig Zeit wie möglich in seinem Glaskasten inmitten des Marktes sitzen. Er ist Verkäufer aus Fleisch und Blut und beherrscht den passenden Jargon: "So richtig wohl fühle ich mich eigentlich, wenn ich auf der Fläche bin."

Meinung des Redakteurs

Das Saturn-Prinzip ist einfach: großer Laden, gute Lage und möglichst viel Auswahl. Gekoppelt mit einer Tiefstpreisgarantie und dem "Geiz ist geil"-Slogan soll ein so hoher Warendruck erzeugt werden, dass kein Kunde leer aus dem Markt geht. Das scheint nach wie vor zu funktionieren - die Umsätze sprechen für sich, auch die Gewinne stimmen. Für viele Fachhändler wird es immer enger, denn die massive Expansion wird den Wettbewerbsdruck noch deutlich erhöhen.

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