Scheibenkleister: Der CD-Rom-Markt auf der Suche nach gewinnbringenden Standards

20.09.1996
MÜNCHEN: Der Markt für CD-ROM-Laufwerke ist unübersichtlich. Die Hersteller liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei immer neuen X-Speed-Laufwerken. Gleichzeitig sollen neue Standards wie das gerade vorgestellte DVD den Markt in ungeahnte Speicher-, Qualitäts- und Gewinnhöhen katapultieren. Für den Händler bedeutet das: Intensive Kenntnis des CD-ROM-Marktes und der verwendeten und anstehenden Technologien.Der hat ja ein CD-ROM-Laufwerk!" So oder ähnlich lobend kommentierten die Betrachter noch vor ein paar Jahren einen Rechner, mit dem man die silbernen Scheiben lesen konnte. Tatsächlich, da stand ein Multimedia-PC. Heute gehört so ein Laufwerk zu den Selbstverständlichkeiten und jeder neue PC ohne Drive läßt sich als Ergebnis eines Beratungsdefizits bezeichnen. Laut IDC waren schon im vergangenen Jahr zwei Drittel aller verkauften PCs mit einem CD-ROM-Drive versehen. Im laufenden Jahr sollte dieser Wert noch deutlich höher liegen.

MÜNCHEN: Der Markt für CD-ROM-Laufwerke ist unübersichtlich. Die Hersteller liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei immer neuen X-Speed-Laufwerken. Gleichzeitig sollen neue Standards wie das gerade vorgestellte DVD den Markt in ungeahnte Speicher-, Qualitäts- und Gewinnhöhen katapultieren. Für den Händler bedeutet das: Intensive Kenntnis des CD-ROM-Marktes und der verwendeten und anstehenden Technologien.Der hat ja ein CD-ROM-Laufwerk!" So oder ähnlich lobend kommentierten die Betrachter noch vor ein paar Jahren einen Rechner, mit dem man die silbernen Scheiben lesen konnte. Tatsächlich, da stand ein Multimedia-PC. Heute gehört so ein Laufwerk zu den Selbstverständlichkeiten und jeder neue PC ohne Drive läßt sich als Ergebnis eines Beratungsdefizits bezeichnen. Laut IDC waren schon im vergangenen Jahr zwei Drittel aller verkauften PCs mit einem CD-ROM-Drive versehen. Im laufenden Jahr sollte dieser Wert noch deutlich höher liegen.

Die Volkstümlichkeit des CD-ROM-Laufwerks ist ganz schlicht in seinem Preis begründet. Schon für einen Hunderter kann der Kunde eines zum Nachrüsten bekommen; je nach Modell kann aber auch ein Vielfaches davon fällig werden. Bei neuen PCs gehört es so gut wie immer zur Serienausstattung. Das ist auch gut so, denn Software kommt oft nur nach besonderer Aufforderung auf den altbekannten Disketten daher. Weniger gut lesen sich die Spannen des Handels, denn die liegen ebenso darnieder wie die Endkundenpreise.

Zu Beginn des Booms galt die Speicherkapazität einer CD noch als sensationell - 650 MB auf einer Scheibe, das war mehr als üblicherweise verbaute Festplatten schluckten. Heute sind Platten dieser Größenordnung kaum noch zu empfehlen, und die begrenzte Kapazität der CD lies die Entwickler nicht ruhen. Nach längerer Diskussion - zwei unterschiedliche Pseudo-Standards standen zur Wahl - hat man sich geeinigt. Digital Video Disk (DVD) nennt sich die CD der näheren Zukunft. Ebenso beginnen sich CD-R-Geräte für die CD im Eigenbau, griffig "Brenner" genannt, durchzusetzen.

Bis die neuen Technologien aber ihren Weg flächendeckend in die Einbauschächte der PCs gefunden haben, wird noch einige Zeit vergehen. Solange bilden herkömmliche CD-ROM-Laufwerke einen wichtigen Markt, allein schon aufgrund der Nachrüstung des ohne Laufwerk ausgelieferten PC-Bestandes. Jener ist sicherlich gewaltig. An Herstellern von CD-ROM-Laufwerken herrscht kein Mangel. Da gibt es in allen Sparten der Computerei und der Unterhaltungselektronik bekannte Unternehmen wie Toshiba, Panasonic, Sony, Hitachi, Philips oder NEC, weniger prominente Namen wie Aztech, Creative Labs oder Optics Storage und natürlich die koreanischen Giganten Goldstar und Samsung. Hierzulande besonders für ihre Laufwerke bekannt sind TEAC, Mitsumi und Plextor.

Ganz gleich, wessen Name auf dem Laufwerk steht, die Differenzierung zwischen den Produkten ist schwierig. Angesichts der diversen Geschwindigkeitsklassen und anderer wichtiger Kennzahlen der Laufwerke dürften technisch weniger versierte User schon lange jeden Überblick verloren haben. Der mit Fragezeichen im Blick versehene Kunde will beraten werden, und das möglichst fachkundig. Was bedeutet vierfache Geschwindigkeit? Warum hat ein Caddy nicht zwingend etwas mit dem Golfsport zu schaffen? Kenntnisse des Marktes und seiner Entwicklung sind gefragt.

Welches X-Speed-Laufwerk für wen?

Die 2X-Geschwindigkeit war noch vor zwei Jahren ein Thema, heute ist es keines mehr.

4X-Drives, häufig als Quad-Speed bezeichnet, sind heute die "Leisetreter" ihrer Gattung. Fast alle führenden Anbieter, darunter NEC, Toshiba und Mitsumi, haben Laufwerke dieser langsamsten unter den aktuellen Kategorien im Programm. Für Kunden, die keine allzu hohen Ansprüche an die Performance stellen, absolut zuverlässige Funktion schätzen und obendrein nicht viel Geld ausgeben wollen, sind diese Laufwerke der richtige Tip. Als Standard lassen sie sich allerdings kaum mehr bezeichnen, da sich heute selbst in No-Name-PCs der billigen Art ab Werk schnellere Drives finden. Eine Ehre wird den 4X-Drives in jedem Fall erhalten bleiben: Mit ihnen verlor die CD-ROM ihren Status als Privileg besonders fortschrittlicher Power-User und wandelte sich zum Medium für jedermann.

Sechsmal so schnell wie der Urahn der Drives, das ist schon was. 6X bezeichnet die aktuelle Laufwerks-Klasse, mit der bei Multimedia-CDs Freude aufkommt. Wartezeiten sind gering, Animationen kommen prima zur Geltung. Auch bei diesen "Six-Packs" dümpeln die Preise im Keller - schon für weniger als einen Hundertmarkschein gibt es sie im Großhandel. Alle Hersteller haben Drives dieser Klasse im Programm, die Vielfalt dürfte hier am größten sein, und damit auch die Qual der Wahl.

"State of the art" und ebenfalls von allen Herstellern lieferbar sind die Laufwerke mit achtfacher Geschwindigkeit. Sie wurden vor einem Jahr noch als der vermutliche Endpunkt der Entwicklung mit herkömmlicher Technologie bezeichnet. Heute gehen die Meinungen der Experten auseinander. Ten-Speed-Drives sind bereits im Handel, 12X-Laufwerke stehen vor der Tür. Manche Hersteller bezweifeln allerdings den Sinn dieser Übungen und wieder andere sehen das differenziert. So ist man bei Sony beispielsweise der Meinung, daß schon achtfache Geschwindigkeit bei IDE/ATAPI-Drives die Grenze des Sinnvollen darstellen. Am SCSI-Controller wäre allerdings noch mehr drin. Diese Unterscheidung überfordert den Laien, ist aber geeignet, das Rennen um die schnellste Rotation mit einem weiteren Kriterium zu bereichern. 10X oder 12X allein scheint nicht der Weisheit letzter Schluß. Als vollmundiger Augenfänger in der Produktwerbung werden zweistellige Speed-Bezeichnungen dennoch bestimmt eingesetzt.

Wie weit sich das Geschwindigkeitskarusell noch drehen wird, läßt sich tatsächlich kaum prognostizieren. Wahrscheinlich hängt der technologische Ehrgeiz der Hersteller mit davon ab, wie schnell absehbar ist, welcher Markterfolg der DVD mittelfristig beschieden sein wird. Dazu später mehr.

Geschwindigkeitsangaben allein sind wenig aussagekräftig

Die griffige Einteilung in Geschwindigkeitsklassen hat einen Nachteil: Sie ist nämlich weniger aussagefähig als allgemein angenommen. Die Werte 4X oder 8X beziehen sich auf die Rotationsgeschwindigkeit der CD-ROM, von der sich wiederum die durchschnittliche Datenübertragungsrate in Kilobyte pro Sekunde (KB/s) ableiten läßt. Der Single-Opa schaffte 150 KB/s. Demnach müßte jedes 6X-Laufwerk im Mittel 900 KB/s in den Rechner schaufeln, denn 150 multipliziert mit sechs macht 900.

Daß dem nicht so ist, offenbart ein Blick in jeden fundierten Vergleichstest der Fachpresse. Da schafft beispielsweise das eine 6X-Laufwerk 840 KB/s, ein anderes transportiert 1047 KB/s. In den anderen Geschwindigkeitsklassen sieht die Streuung ähnlich aus. Aber es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren, die die Leistung eines Laufwerks ausmachen.

Ist vom Datendurchsatz die Rede, taucht sogleich der nächste beeindruckende Wert auf, die "mittlere Zugriffszeit". Sie wird in Millisekunden (ms) angegeben und sagt aus, wie schnell der Laser mit dem Lesen der Daten auf einer CD beginnt. Wie wichtig dieser Wert in der Praxis ist, hängt von der Art der Anwendung ab. Wer reichlich Telefonnummern aus der D-Info heraussuchen muß, wird lange Zugriffszeiten als nervig zur Kenntnis nehmen, ganz einfach weil sie sich addieren. Bei Anwendungen mit kontinuierlichem Zugriff ist die Zugriffszeit weniger interessant.

Laufwerke auf Fehlersuche

Im Prinzip die gleiche Aufgabe wie der Cache des PC hat der Datenpuffer eines Laufwerks. Im Puffer werden häufig benötigte Daten der CD-ROM zwischengelagert und brauchen deshalb bei Bedarf nicht erst von der CD heruntergeholt werden. Das bringt Performance, jedenfalls theoretisch.

Bringt also viel Puffer auch viel Leistung? Die Antwort könnte von Radio Eriwan stammen: im Prinzip ja. Gängige Werte sind heute 128 KB und 256 KB. Es geht aber nicht nur darum, möglichst große Datenmengen in den Puffer zu packen. Wichtiger ist die inhaltliche Zusammenstellung der Daten. Liegen nämlich Daten im Puffer herum, die dann nicht abgerufen werden, bringt das nichts. Mit der Datenauswahl beschäftigt sich Software, und die ist eine herstellerspezifische Angelegenheit. Auf dem Datenblatt des Laufwerks finden sich keine verwertbaren Erkenntnisse darüber. Wie unterschiedlich Datenpuffer gleicher Größe arbeiten, läßt sich nur aus Vergleichstests ersehen. Ein kleinerer Puffer kann durchaus bessere Ergebnisse bringen als ein großer, weil die Software effektiver arbeitet.

Kratzer auf der CD-ROM können den abtastenden Laser vom Pfad der Tugend abbringen. Für solche Fälle arbeiten die Laufwerke mit Algorithmen zur Fehlerkorrektur, und die funktionieren mehr oder weniger gut. So gibt es Laufwerke, mit denen Fehler des Datenträgers vom Anwender überhaupt nicht bemerkt werden. Andere erkennen den Fehler, drosseln deutlich die Geschwindigkeit, errechnen das korrekte Bit und beschleunigen dann wieder. Wiederum andere zeigen sich überfordert und kapitulieren vor der Aufgabe.

Tests haben gezeigt, daß manche Laufwerke nach der Fehlerkorrektur ihre reguläre Geschwindigkeit nicht mehr erreichen. Sie ignorieren schlichtweg, daß sie eigentlich viel schneller sein sollten. So etwas nervt beispielsweise in Videosequenzen nachhaltig. Auch hier muß auf einschlägige Vergleichstests verwiesen werden, die den Qualitäten der Fehlerkorrektur auf den Zahn fühlen.

ATAPI oder SCSI - welche Schnittstelle?

CD-ROM-Laufwerke verkaufen sich wesentlich über den Preis, und der hängt wesentlich von der Schnittstelle ab. ATAPI (Advanced Technology Attachment Packet Interface) oder SCSI (Small Computer System Interface), das ist hier eine wichtige Frage. ATAPI steht für den gängigen Schnittstellenstandard der Marke "lower level". Das "Advanced Technology Attachment Packet Interface" sorgt dafür, daß entsprechende Laufwerke einfach an den IDE-Controller der Festplatte angeschlossen werden können. In Zeiten herstellereigener Schnittstellen bedurfte es noch einer speziellen Controller-Karte. Beim Anschluß von ATAPI-Laufwerken an den IDE-Controller muß die Festplatte über Jumper konfiguriert werden. In der Abteilung 4X hält ATAPI die Mehrheit, dreht sich's schneller, treten verstärkt Laufwerke für SCSI-Schnittstellen auf den Plan. Verallgemeinern läßt sich das allerdings nicht. So hat Toshiba ein 4X-Drive mit SCSI-Controller und ein ATAPI-Modell mit achtfacher Geschwindigkeit im Programm.

SCSI steht für "Small Computer System Interface". Dieser Schnittstellenstandard ist schlicht schneller und erlaubt den Anschluß von sieben Peripheriegeräten an einer Karte. Nachteil für den Kunden: Die Sache kommt teurer. Dafür besitzt SCSI mehr Zukunftssicherheit - die aktuellen 6X- und 8X-Laufwerke setzten oft auf das weiterentwickelte SCSI-2. Es bietet weitere Vorteile in Sachen Geschwindigkeit, Kompatibilität und ein paar Besonderheiten für den Anschluß von CD-ROM- und MO-Laufwerken.

MTBF: Kennzahl ohne große Aussagekraft

Mitunter führt an SCSI kein Weg vorbei. Wer mit CD-ROM-Laufwerken oder auch anderer Peripherie zwischen der Intel- und der Mac-Welt hin und her wandern will, hat keine Wahl. Alle Macs sind nämlich mit SCSI-Anschlüssen ausgerüstet. Fall zwei wird durch das eingesetzte Betriebssystem diktiert. Unter OS/2, Windows NT und UNIX-Derivaten wie Nextstep laufen nur SCSI-Laufwerke. Bei CD-Brennern ist es genauso - ATAPI-Brenner gibt es nicht.

SCSI-3 steht vor der Tür und soll wiederum mehr Leistung und die Möglichkeit zum Anschluß von noch mehr Peripheriegeräten bieten. Was sich in Sachen Schnittstelle noch tut, bleibt abzuwarten. Der flächendeckende Siegeszug des technisch überlegenen SCSI ist bislang ausgeblieben, obwohl die Aufpreise nicht mehr so groß sind. Bei ansonsten vergleichbaren Laufwerken liegt die Preisdifferenz im Einkauf zwischen 70 und einhundert Mark.

Jedes technische Gerät erleidet irgendwann einmal einen Schaden und quittiert den Dienst. Wann ein solcher Ausfall eintritt, kann der Benutzer nicht vorhersehen - weder bei Staubsaugern noch bei CD-ROM-Laufwerken. Zur näheren Klassifizierung dieser Wahrscheinlichkeit dient ein Wert namens MTBF (Mean Time Between Failure), angegeben in Stunden. Natürlich wäre eine möglichst hohe Stundenzahl von Vorteil, wenn sie denn hinreichende Aussagekraft hätte.

Hat sie aber nicht. Wenn ein Laufwerk 100.000 Stunden problemlos laufen soll, das sind mehr als elf Jahre am Stück, haben es die Werkstester im Dauertest über diesen Zeitraum geprüft? Wohl kaum. Die Werte kommen anders zustande, sinniger werden sie dadurch aber nicht. Tatsächlich errechnen die Hersteller die MTBF anhand der Erfahrungswerte eingesetzter Komponenten, die im Einzelfall ebenfalls auf theoretischen Annahmen beruhen. Hinzu kommt die Frage, unter welchen Betriebsbedingungen die MTBF denn Gültigkeit haben soll.

Ein Laufwerk, das lediglich eingeschaltet ist, dürfte lange halten. Eines, das im Testlabor eines Spiele-Magazins eingesetzt wird, stirbt bestimmt früher. Deshalb operieren manche Anbieter noch mit einem durchschnittlichen Auslastungsgrad, um den Gehalt an theoretischen Aussagen ohne großen Nutzen noch weiter zu erhöhen. Auf die Frage des Kunden "Wie lange hält das denn?" bleibt nur die Antwort "Es kommt darauf an...".

Jede Menge Meßwerte und für den technisch nicht versierten Kunden schwer verständlichen Prozeduren - zum Glück gibt es auch Kriterien, die jedermann nachvollziehen kann. Dazu gehört die Gestaltung des Einlegevorgangs nebst der dazugehörigen Mechanik. Genau wie beim CD-Player der HiFi-Anlage ein guter Tip: Schublade herausfahren und anschließend ein wenig auf Stabilität prüfen. Das vermittelt schon einen Eindruck von der Verarbeitungsqualität. Ebenso leicht läßt sich feststellen, wie sorgfältig die Laufwerke gegen Verschmutzungen geschützt sind, die Funktion und Lebensdauer beeinträchtigen. Denn bei allen Unterschieden, eines hassen alle CD-ROM-Laufwerke: Schmutz vor der Linse. Im täglichen Einsatz ist es der Hausstaub, der sich gerne ins Innere des Laufwerks schleicht. Methoden, dies zu verhindern oder zumindest zu verringern, gibt es einige. Schon der Verzicht auf Öffnungen im Gehäuse, beispielsweise für die Anschlüsse, bringt hier eine ganze Menge.

Eine Klappe, die hinter dem eingefahrenen Schlitten das Laufwerk abschließt, verringert die Verschmutzung. Völlig vermeiden lassen sie sich allerdings nie. Daher sollten alle Laufwerke eine Vorrichtung zur Reinigung der Linse besitzen. Bei jedem Einlege- und Auswurfvorgang entfernt dann eine Bürste die Staubablagerungen auf der empfindlichen Optik.

Laufwerke, bei denen die CD-ROMs zunächst in eigene Hüllen, sogenannte Caddies, eingelegt werden müssen, leiden generell weniger an störenden Fremdkörpern im Inneren. Insbesondere gewerbliche Anwender sollten sich für dieses Funktionsprinzip interessieren. Hier ist nämlich der zusätzliche Aufwand beim Einlegen einer CD ins Laufwerk zu vernachlässigen, wenn man die großen Vorteile bei der Datensicherheit durch das besser geschützte Medium berücksichtigt. Diese Argumentation zieht wohl vor allem bei den mehr und mehr selbstproduzierten CD-ROMs, beispielsweise zur Datensicherung, die nur singulär vorhanden und nicht reproduzierbar sind.

Fazit: Caddy-Laufwerke sind eine sinnvolle Empfehlung für qualitätsorientierte Anwender, die auf Nummer Sicher gehen wollen. Die CDs vor dem Einsatz in einen Plastik-Behälter packen zu müssen, werden manche User als unangenehmen Umstand werten, der obendrein auch ein paar Mark kostet. Denn wenn schon Caddies, dann sollte doch jede CD-ROM einen eigenen bekommen. Derzeit ist Plextor der einzige Anbieter, der Caddies durchgehend favorisiert. Und diese Laufwerke bewegen sich qualitativ und preislich am oberen Ende der Skala.

DVD - der neue Standard

Ehemals das Optimum in Sachen Speicherkapazität, ist heute vielen Softwarehäusern das aktuelle CD-ROM-Format schlichtweg zu klein. Digitalisierte Videos, hochaufgelöste Bilddateien oder umfangreiche Datenbanken mit multimedialen Komponenten bringen die traditionelle Scheibe schneller an ihre Grenzen als vor ein paar Jahren zu vermuten war.

Insbesondere die Video-Gemeinde hat wenig Freude am aktuellen CD-ROM-Format. Soll annähernd VHS-Qualität erreicht werden, belegt ein durchschnittlicher Film zwei CDs. Bessere Bildqualität, nur machbar über eine größere Datenmenge, erfordert also entweder noch mehr CDs oder eben ein neues Format. Aber auch vielen Computeranwendungen wären ein Paket zusätzlicher Bytes mehr als recht. Und im großen Markt der Audio-CDs stünde über ein Medium mit mehr Platz einiges an Klangreserve zur Verfügung.

Eine ganze Weile bestand der neue Standard aus kontroversen Debatten zweier Lager, die unterschiedliche Vorstellungen zur "Future-Disk" vertraten. Eine Gruppe um Sony und Philips setzten auf ihren Zögling MMCD (Multimedia Compact Disk). Diese sollte, einseitig mit zwei lesbaren Schichten (Layer) versehen, aufgrund der höheren Speicherdichte eine Speicherkapazität von 7,4 Gigabyte bieten.

Kontrahent SD-CD (Super Density Compact Disk) wurde unter anderem von Matsushita (Panasonic/Technics), Hitachi, JVC und Toshiba favorisiert. Bei diesem Speicherriesen sollte wie bei der MMCD eine höhere Aufzeichnungsdichte zum Einsatz kommen, allerdings auf beiden Seiten des Silberlings. Angepeilte Speicherkapazität: jenseits der 10 GB - allerdings unter dem Verzicht auf Kompatibilität zur althergebrachten CD-ROM. Das hätte bedeutet, daß riesige CD-Bestände der Anwender für die neuen Laufwerke nicht lesbar gewesen wären - ein der schnellen Etablierung des Standards kaum förderlicher Umstand.

Glücklicherweise gelang es den Kontrahenten, ihren technologischen Disput beizulegen. Man einigte sich doch noch auf ein einheitliches Format. Nachdem über den gemeinsamen Standard zunächst unterschiedliche Angaben kursierten, steht nun fest, wie die Super-CD aussehen wird. DVD (Digital Video Disk) nennt sich der neue Standard. Das erste DVD-Laufwerk stellte Panasonic auf der CeBIT Home im August 1996 vor, weitere sollen rasch folgen. Zur Auslieferung werden die ersten DVD-Drives wohl im Februar 1997 kommen.

Die DVD-ROM wird es gleich in vier Versionen geben, ein- und doppelseitig, mit einer oder zwei mit Daten "beschriebenen" Ebenen. Die Speicherkapazitäten sind noch höher ausgefallen als in den unterschiedlichen Anfangskonzepten vorgesehen. Zwischen 4,7 und 17 GB passen je nach Bauart auf eine DVD.

Wie kommt's? Zum einen ist es die höhere Datendichte, mit der die Disk daherkommt. Der Clou ist aber die eingesetzte Layer-Technik. Die äußere Schicht ist für Licht teildurchlässig, die innere nicht. Wenn also die innere Schicht ausgelesen wird, strahlt der Laser durch die äußere hindurch. Um dann die äußere lesen zu können, stellt sich der Laser darauf "scharf", vorstellbar wie der Autofokus einer Fotokamera.

Wer mit den neuen DVD-Laufwerken liebäugelt, braucht seine alten CD-ROMs nicht wegzuwerfen, sie laufen. Brenner für die DVD der Marke "homemade" sind auch bereits angekündigt. Wann die aber in den Handel kommen, läßt sich derzeit noch nicht voraussagen.

So weit zur vielversprechenden Theorie des neuen Standards. Die Praxis erscheint dagegen weniger tragfähig, jedenfalls noch im Herbst dieses Jahres. Wer die Aussagen der Hersteller nach der Einigung auf den DVD-Standard betrachtet, wird zu der Erkenntnis gelangen, daß eine entscheidende Frage noch nicht recht geklärt ist: "Wohin mit dem Kind?"

Die DVD eignet sich im Prinzip prächtig für alle möglichen Anwendungen: Medium für Software, multimediale Spiele, Musik, Filme, Kombinationen davon, die bislang zu speicherintensiv waren. In Sachen Film stehen urheberrechtliche Probleme auf der Tagesordnung einschlägiger Gremien. Bei der Software stellt sich die Frage, ob eine statt vielleicht dreier benötigter Scheiben so ein spannendes Thema ist. Die bekannte Audio-CD klingt zweifellos ordentlich. Tolle Spiele mit bislang nicht machbaren Sound- und Video-Einlagen - gleich in verschiedenen Sprachen - sind eine interessante Perspektive. Doch wann wird es sie geben?

Im Herbst 96 sollten die ersten Geräte auf dem Markt sein. Panasonic spricht nun vom Februar 97. Andere sagen nichts, solange die Fragen des Urheberrechts nicht ausreichend geklärt sind. Und dann gibt es ja noch ein paar andere Speichertechnologien, denen es im Zuge der Euphorie über die DVD an Beachtung mangelt.

Aber es gibt sie wirklich schon ein wenig, die DVD. Wahrscheinlich wird sie jeden Tag greifbarer. Bis zur großen Wachablösung vergeht freilich bestimmt noch einige Zeit. Macht nichts, es gibt ja enorm schnelle CD-ROM-Laufwerke.

Frank Gotta und Rolf Hoerner sind Inhaber des Readaktionsbüros Doppelpunkt in Karben.

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