Schulden ohne Ende

27.09.2001

Die Stimmung in Bezug auf die Sparte Telekommunikationsaktien ist bei vielen Anlegern trotz einiger Lichtblicke infolge der angespannten Ertragslage und hoher Verbindlichkeiten insgesamt noch reserviert. Daran sind die Unternehmen zum großen Teil selbst schuld. Sie haben Erwartungen geweckt, die sie nicht erfüllen können. Dafür erhielten sie in Form drastischer Kurseinbrüche die Quittung. Die branchenweite Schuldenexplosion ist einmalig. Der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zufolge haben die TK-Unternehmen im vergangenen Jahr Konsortialkredite (ohne solche Summen, für die nur eine einzige Bank Kreditgeber ist) im Volumen von 550 Milliarden Mark erhalten. Das ist eine Verdreifachung gegenüber 1999. Hinzu kommen Anleihenemissionen und die Geldbeschaffung über Finanzierungsinstrumente in Form von Commercial Papers (kurzfristige Schuldscheine). Die Ratingagentur Moody#s schätzt, dass allein die europäischen Konzerne bei Banken und anderen Gläubigern mit etwa 600 Milliarden Mark in der Kreide stehen.

Die Schuldenexplosion resultiert aus Kosten für die neuen Mobilfunklizenzen, die mit 220 Milliarden Mark zu Buche schlagen. Dazu kommen die Sachinvestitionen, beispielsweise für schnellere Internetleitungen und engmaschigere Mobilfunknetze, sowie die Ausgaben für die vielen teuren Firmenübernahmen der vergangenen Jahre. UMTS wird zunächst vor allem Kosten verursachen. Die Investmentbank Credit Suisse First Boston meint, dass es zehn bis 15 Jahre dauern dürfte, bis die Ausgaben wieder hereingekommen.

Skepsis auch gegenüber dem M-Commerce, der angeblich das Potenzial hat , völlig neue Geschäftsmodelle zu eröffnen und ganze Branchen umzukrempeln. Aber das funktioniert nur, wenn die Nutzer fleißig über das Handy einkaufen. 670 Dollar Umsatz pro Kopf wären monatlich nötig, schätzt die Beratungsfirma Analysis, damit bei den Netzbetreibern jene 60 Dollar hängen bleiben, die die Sache rentabel machen. (kk)

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